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Blutlust

Blutlust

Titel: Blutlust
Autoren: Riccarda Blake
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loszureißen, während Carla die Lücke fand, sich an ihn klammerte und mit einem lauten Kampfschrei ihre Zähne in seinen Hals schlug.
    Max’ Arm schlang sich um Cyrus’ Nacken, drückte zu … und brach ihm mit einem lauten Krachen das Genick … während er mit der anderen Hand Carla am Hinterkopf packte und sie von seiner Kehle riss. Sie wollte sich losreißen, aber er hielt sie gnadenlos fest.
    Blut spritzte in einer hohen Fontäne aus der Wunde, die sie in seinen Hals geschlagen hatte. Doch das hielt ihn nicht davon ab, nun seinerseits die Fänge in ihre Kehle zu schlagen. Seine Augen waren so rot wie glühende Kohlen, und sein sonst so wunderschönes Gesicht eine vor Wildheit und Mordlust verzerrte Fratze des Teufels.
    Mein Dunkler Gott war ein Dämon! Ein uralter, mächtiger Dämon. Eine entfesselte Bestie der Hölle!
    Wie Liebende hingen die beiden aneinander.
    Carlas endloser, herzzerreißender Schrei zugleich ein Schrei grenzenloser Wollust und absoluter Hingabe.
    Cyrus’ schlaffer Körper schaukelte leblos in Max’ Arm, während Caligula auf der anderen Seite so verzweifelt wie vergeblich versuchte, seine Herrin aus dem gnadenlosen Griff ihres Schöpfers und Fürsten zu befreien.
    Der Schwung des brutalen Kampfes trieb die vier in der Luft immer weiter nach hinten.
    Da ließ ein weiteres tiefes Grollen den Bahnhof erbeben, und beinahe erwartete mein erschüttertes Hirn das Auftauchen eines noch älteren, noch mächtigeren Vampirs. Doch stattdessen donnerte eine durchrasende U-Bahn herein.
    Die vier schwebten genau über den Gleisen!
    Die U-Bahn erwischte sie, ohne zu bremsen, und traf sie mit voller Wucht. Sie riss sie mit sich in die Dunkelheit des Tunnels auf der anderen Seite, wo sie mit ihnen verschwand wie ein riesiger Killerwal, der mit seiner geschlagenen Beute wieder unter die Meeresoberfläche taucht.
    Dann war alles still.
    Sekunden vergingen, die sich anfühlten wie Stunden, und ich rappelte mich unter größter Kraftanstrengung auf die Füße. Mit wackligen Beinen ging ich hinüber zum Bahnsteig.
    Nichts.
    Keine Spur. Weder von einem Kampf noch von Max, Carla oder einem ihrer beiden Sklaven.
    Hatte ich mir das alles nur eingebildet?
    Ich stand da und wartete darauf, dass sich irgendetwas im Tunnel bewegte; dass irgendetwas geschah. Ich kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Doch es rührte sich nichts.
    Ich glaube, ich stand da für eine halbe Ewigkeit. Zuerst überschlugen sich meine Gedanken. Es war, als ob Dutzende von inneren Stimmen gleichzeitig auf mich einredeten; einander widersprachen … miteinander stritten … sich anbrüllten.
    Wahr. Nicht wahr.
    Das ist gerade wirklich geschehen. So etwas gibt es gar nicht.
    Du musst ihn suchen. Du musst weg von hier.
    Du bist verrückt geworden. Habe ich wirklich den Verstand verloren?
    Für all das gibt es eine Erklärung. Das ist mir egal. Ich will nichts davon wissen.
    Such ihn. Vergiss ihn.
    Ich kann ihn nicht vergessen. Du willst ihn nicht vergessen. Du musst ihn vergessen.
    Geh zur Polizei. Ruf Sergeant DiBuono an. Sieh zu, dass du nach Hause kommst.
    Ich werde verrückt, wenn ich nicht herausfinde, was hier wirklich geschehen ist.
    Und was, wenn du herausfindest, was gerade wirklich geschehen ist, was du im Moment sehnlich hoffst, dir eingebildet zu haben? Wirst du dann nicht erst recht verrückt?
    Es war so real. Was ist real?
    Wenn man etwas mit eigenen Augen gesehen hat.
    Was genau hast du denn gesehen? Ich bin mir nicht sicher.
    Alles wird gut. Nichts wird jemals wieder gut. Nichts jemals wieder so, wie es war. Auch nicht, wenn sich das alles gerade nur in meiner Phantasie abgespielt hat? Dann erst recht nicht.
    Der Lärm, den sie in meinem pochenden Kopf veranstalteten, wurde mehr und mehr zu einer wirren Kakophonie von Lauten, die sich nach einer Weile nicht mehr voneinander unterscheiden ließen … und schließlich, als ich glaubte, mir müsse der Schädel platzen, in sich selbst kollabierte … zu einer unheimlichen Stille.
    Plötzlich war alles leer. Alles egal.
    Ich wollte nicht verstehen wollen, was zu verstehen mich vielleicht um den Verstand bringen würde. Ja, mein Verstand wehrte sich dagegen, Gefahr zu laufen, sich selbst zu vernichten.
    Ich lebte. Das zählte.
    Schließlich ordnete ich meinen Rock und meine Bluse, drehte mich herum und ging.
    New York, New York. Die Stadt, die niemals schläft. Von wegen! Als ich die U-Bahn-Station an der Ecke West Houston und Varick Street verließ, war kein Mensch
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