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PR 2624 – Todesfalle Sektor Null

PR 2624 – Todesfalle Sektor Null

Titel: PR 2624 – Todesfalle Sektor Null
Autoren: Arndt Ellmer
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1.
     
    Zunächst war es nur wie ein kurzes Flackern in der Anzeige des Hyperorters, ein für das menschliche Auge kaum wahrnehmbarer Blitz. Cheforter Wahna Porant hielt es im ersten Augenblick für einen Reflex auf seiner Netzhaut, aber dann folgte ein zweiter Ausschlag.
    »Sibana, Katarr!« Porant fixierte die Abbilder der beiden Spezialisten auf seinem Holoschirm. »Ich brauche eine komplette Analyse des Vorganges.«
    »Aye, aye!« Sie grinsten ihn an. Endlich Arbeit.
    Der dritte Ausschlag im Sektor Null folgte ein paar Minuten später.
    Etwas war da, und es war neu. Porant zweifelte keinen Augenblick daran, dass es mit dem Verschwinden des Solsystems zu tun hatte. Nachwehen oder – ein momentan revolutionärer Gedanke – Anzeichen einer Rückkehr.
    »Du wolltest informiert werden, wenn es 18.31 Uhr ist«, meldete die Steuerpositronik der GEMINI. »Das ist soeben der Fall.«
    Er glaubte nicht so recht an einen Zufall, denn das war exakt die Uhrzeit, an der am 5. September das Solsystem verschwunden war. Zuerst hatten sich weit draußen im All Raumverzerrungen gebildet, waren zum Sonnensystem gedriftet und hatten sich zu einer violett pulsierenden Energieblase von knapp einem Lichtjahr Durchmesser entwickelt. Dann hatte das Gebilde immer schneller pulsiert und sich in einer Art Implosion mitsamt seinem Inhalt aufgelöst.
    Zunächst hatte Wahna Porant sich geweigert, die Aufzeichnungen anzusehen. Das Ereignis hatte ihn mitgenommen, ihn zutiefst aufgewühlt. Es hatte alle längst verschüttet geglaubten Empfindungen wieder an die Oberfläche geholt, die ein Mensch von einer der ehemaligen Kolonistenwelten in sich trug.
    Terra war nicht irgendeine Welt, das Solsystem nicht irgendeine Sternengegend in irgendeiner Galaxis. Sol und Terra waren die Wurzel. Radix Hominis, wie es in NATHANS Datenbänken stand, die Wurzel des Menschen.
    Inzwischen hatte Wahna Porant die seelische Hemmung überwunden. Er kannte die Aufzeichnungen längst auswendig. Ein halbes Dutzend Mal hatte er sie in extremer Zeitlupe angeschaut, um kein Detail zu übersehen. Das Solsystem und seine unmittelbare Umgebung waren spurlos verschwunden. An seiner Stelle klaffte ein Loch im Normalraum, das sich nach und nach wieder mit Raumzeit füllte.
    Alles weg, die Urheimat der Menschen, das Zentrum der LFT, um das alle Gedanken kreisten ... Jedes Mal, wenn er das Bild vor Augen sah, tat es in der Seele weh.
    Porant hatte keine Ahnung, wie lange es dauerte, bis sich der Sektor an seine Umgebung angeglichen haben würde. Wie war das damals mit Hangay gewesen, als die benachbarte Galaxis aus einem anderen Universum gekommen war? Damals hatte eine »Materiewippe« Massen ausgetauscht, aber so etwas war im Falle des Solsystems nicht geschehen. Was er da beobachtete, war ein historisches Ereignis, auf das er aber liebend gern verzichtet hätte.
    Mit herkömmlichen Hyperortern ließ sich nichts erkennen. Irgendwie kam es Porant gespenstisch vor. Das wiederum war ein Grund, hinzufliegen und nachzusehen. Diese verflixte sprichwörtliche terranische Neugier ...
    Er ließ seinen Blick über das weite Oval der Kommandozentrale schweifen. An den Wänden links und rechts waren die wissenschaftlichen Sektionen sowie Reserve-Waffenleitstände und Hangarlogistik untergebracht. An der hinteren Wand ragte COMMAND auf, die Empore mit den Abteilungsleitern, Piloten und auf einem leicht erhöhten Podest in der Mitte dem Kommandantensessel. Direkt unterhalb von COMMAND arbeiteten die Ortungsspezialisten und Kanoniere.
    In der Mitte zwischen allen Stationen hing überlebensgroß die zehn Meter durchmessende Holokugel, gewissermaßen das Fenster zum Sektor Null.
    Wahna Porant schwenkte den Sessel herum und wandte sich an van Doberen.
    »Kommandantin«, sagte er, »ich melde einen Erkundungsflug an. Auftrag: Nahbereichsvermessung zwecks Spurensuche.«
    Er wollte nach Relikten Ausschau halten, nach Mikrotrümmern von Raumstationen oder Schiffen, nach kleinen Gegenständen des täglichen Lebens, etwas eben, das ihm Hinweise über das lieferte, was geschehen war.
    »Abgelehnt!«, erklang die knappe, fast barsche Antwort Karliena van Doberens. »Es ist Gefahr im Verzug.«
    Die Zahl der Ausschläge nahm zu, in einer halben Stunde zehn. Die beiden Leutnants an den Orterkonsolen hatten ihre Analyse längst beendet – ohne verwertbares Ergebnis. Die gemessenen Impulse lagen in einem kurzwelligen Bereich jenseits des UHF-Bandes, der von den Sensoren terranischer Schiffe nur zu einem
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