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Blutiges Eis

Blutiges Eis

Titel: Blutiges Eis
Autoren: Giles Blunt
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Normalbereich. Sie können sich gern davon überzeugen.«
    »Das habe ich vor.«
    Stan sah Cardinal an. Sein Gesicht sagte: ›Will die Frau mir dumm kommen? Bei Gott, falls diese Frau mir dumm kommen will …‹
    »Und Dr. Choquette schreibt hier, Sie hätten nicht unerhebliche neuropathische Beschwerden in den Füßen.«
    »Hatte. Ist besser geworden.«
    »Sie hatten Mühe mit dem Laufen. Sogar mit dem Stehen. An Fahren war gar nicht zu denken, stimmt’s?«
    »Also, das würde ich so nicht sagen. Meine Füße haben sich einfach angefühlt wie … nicht wirklich taub, aber … als hätt ich Schwämme drum. Aber deshalb bin ich nicht langsamer gegangen.«
    Bitte lass ihn nicht fahren, dachte Cardinal. Er bringt sich noch selber um oder jemand anders, und ich bin nicht scharf drauf, den Anruf zu kriegen.
    Dr. Cates führte Stan zu einer Tür nach rechts. »Nehmen Sie einen Moment im Behandlungszimmer Platz. Ziehen Sie bitte Ihre Schuhe und Strümpfe und das Hemd aus.«
    »Das Hemd?«
    »Ich möchte Ihr Herz abhorchen. Dr. Choquette hat Rhythmusstörungen festgestellt und Sie an einen Kardiologen überwiesen.Das war vor sechs Monaten, aber hier stehen keine Untersuchungsergebnisse.«
    »Na ja, hab’s irgendwie nie bis zu diesem Kardiologen geschafft.«
    »Das ist nicht gut«, sagte Dr. Cates. Es lag eine gewisse Strenge in ihrem Ton.
    »Er hatte zu tun, ich hatte zu tun. Sie wissen ja, wie das ist. Irgendwie kam’s nicht dazu.«
    »In Ihrer Familie gibt es Herzinsuffizienz, Mr. Cardinal. Das sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen.« Sie wandte sich an Cardinal. Sie hatte diesen kühlen Blick, den er an einer Frau sexy fand, offensichtlich, weil er das Gegenteil bezweckte. »Ich glaube, Sie warten besser hier draußen.«
    »Gerne.« Cardinal setzte sich.
    Es klopfte an der Tür, und die Sprechstundenhilfe kam herein. »Tut mir leid. Craig Simmons ist da. Ich soll Ihnen unbedingt ausrichten, dass er immer noch wartet.«
    »Melissa, ich habe einen Patienten hier. Ich hab den ganzen Tag Patienten, die warten, bis sie an die Reihe kommen. Er kann nicht einfach so reinplatzen.«
    »Ich weiß. Genau das versuch ich ihm die ganze Zeit klar zu machen. Ich hab’s ihm hundert Mal klar gemacht, aber er hört einfach nicht.«
    »Na schön. Sagen Sie ihm, ich hab nach diesem Patienten fünf Minuten Zeit für ihn. Aber das ist das letzte Mal … Tut mir leid«, sagte Dr. Cates, als ihre Helferin gegangen war, und ihre dunklen Augen wirkten plötzlich nicht mehr kühl. »Manche Leute wollen einfach nicht begreifen.«
    Sie ging in das Behandlungszimmer und machte die Tür hinter sich zu. Cardinal konnte ihre Stimmen hören, aber nicht verstehen, was sie redeten. Er sah sich im Sprechzimmer um. In Ray Choquettes Tagen hatte es nur aus Chrom und Vinyl bestanden. Jetzt gab es Ledersessel, einen Deckenventilator und zwei Glasvitrinen randvoll mit medizinischer Fachliteratur.Ein dunkelroter Perserteppich verlieh dem Ganzen etwas Behagliches, Einladendes, es wirkte eher wie ein Arbeitszimmer als ein Praxisraum.
    Eine Viertelstunde später kam Dr. Cates aus dem Behandlungszimmer, gefolgt von seinem Vater, der aussah, als wäre er kurz vor dem Platzen.
    Sie zog ihren Rezeptblock heraus und redete mit ihm, während sie schrieb. »Ich gebe Ihnen zwei Rezepte. Das erste ist ein Diuretikum; damit sollten wir Ihre Brust wieder frei bekommen. Und das andere ist ein Blutverdünnungsmittel, damit Ihr Blutdruck nicht zu hoch wird.« Sie riss die Rezepte ab und reichte sie Stan. »Ich werde den Kardiologen selber anrufen. So können wir sicherstellen, dass Sie schnell einen Termin bekommen. Meine Sprechstundenhilfe wird Sie anrufen und Ihnen durchgeben, wann.«
    »Und was ist mit dem Autofahren?«, fragte Cardinal.
    Dr. Cates schüttelte den Kopf. Eine schwarze Haarsträhne fiel herab und kringelte sich um ihren Hals. »Kein Autofahren.«
    Das brachte für Stan das Fass zum Überlaufen. »Verdammt noch mal. Wie würden Sie das finden, wenn Sie nicht aus dem Haus könnten, ohne jemanden zu holen? Was wissen Sie denn schon mit Ihren dreißig Jahren? Woher wollen Sie wissen, was ich fühlen kann oder nicht – in meinen Füßen oder sonst wo? Ich bin schon zwanzig Jahre Auto gefahren, da waren Sie noch nicht geboren. Hab nicht einen Unfall gehabt. Nicht mal ein Knöllchen wegen Geschwindigkeitsübertretung. Und da kommen Sie und wollen mir weismachen, ich könnte nicht fahren? Was soll ich Ihrer Meinung nach wohl tun? Ihn alle fünf Minuten
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