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Blutiges Eis

Blutiges Eis

Titel: Blutiges Eis
Autoren: Giles Blunt
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dem Gang, der von den Zellen zum Wachraum führte.
    »Wudky?«, sagte Cardinal. »Wie wichtig soll das schon sein?«
    »Er sagt, er hat Informationen über einen Mord.«
    Cardinal warf Delorme, die ein paar Tische weiter saß, einen vielsagenden Blick zu. Sie verdrehte die Augen.
    »Wissen Sie, wie unwahrscheinlich das ist?«, sagte Cardinal.
    Flower zuckte die Achseln. »Das müssen Sie ihm sagen, nicht mir.«
    Cardinal und Delorme gingen zum Zellentrakt nach hinten. Es gab acht Zellen, die zwischen Gewahrsam und Garage ein L bildeten. Wudky war in der zweitletzten, der einzigen, die im Moment besetzt war.
    »Für nix sag ich nix«, rief er ihnen entgegen und versuchte, knallhart zu klingen. Er war, mit seinem zerknirschten Gesicht und seinem stinkenden Sweatshirt, die elendste Kreatur, die Cardinal je gesehen hatte. »Wollt mal fragen, ob ich Ihnen eventuell vielleicht nen Deal oder so anbieten könnte, wodurch ich eventuell gegen Kaution rauskönnte oder so.«
    »Da würd ich mir nicht allzu große Hoffnungen machen«, sagte Cardinal. »Hängt allerdings davon ab, was du uns zu sagen hast. Ich kann nichts versprechen.«
    »Aber Sie könnten ’n gutes Wort für mich einlegen? Denen sagen, dass ich meine Pflicht getan hab? Als Staatsbürger un so? Dass ich der Polizei geholfen hab?«
    »Wenn du uns brauchbare Informationen lieferst, werde ich dem Staatsanwalt sagen, dass du dich nützlich gemacht hast.«
    »Und Reue gezeigt hab, ja? Sagen Sie ihm, das mit der Bank tut mir leid. Weiß gar nicht, was da in mich gefahren ist.«
    »Ich werd’s ihm sagen. Was hast du auf Lager, Robert?«
    »Ich meine, ich find’s echt beschissen, wissen Sie – besonders, wo Sie mir doch andauernd gesagt haben, ich soll sauber bleiben – und ich nehm das ernst. Ich will nich, dass Sie denken, dass ich nich auf Sie höre. Ich hör schon auf Sie, ich vergess es nur wieder. Ich meine, mir setzt sich einfach sone Idee im Kopf fest, und dann wirbelt sie da so lange rum wien Wäschetrockner.«
    »Robert?«
    »Wie?«
    »Erzähl uns einfach, was du weißt.«
    »Okay. Also, an dem Tag, bevor ich so getan hab, als ob ich die Bank überfallen würde?«
    »Sie haben Geld gestohlen«, sagte Delorme. »Sie haben nicht nur so getan.«
    »Okay, okay. An dem Tag davor. Bin nach Toronto runter, zu meiner Freundin.«
    Cardinal notierte im Geist, dass er – wenn er mal nichts Besseres zu tun hatte – mehr über die Freundin rausfinden sollte. Entweder war die nicht ganz echt im Kopf oder sie war eine Heilige.
    »Ich bin also nach T. O. runter zu meiner Freundin, und abends denk ich so, ach, gehste mal inne Bar, ich mein, einfachmaln Abend alleine weg un so. Ich fahr also zur Spadina Road rüber – kennen Sie das Penny Wheel?«
    »Nur zu gut.« Bevor er nach Algonquin Bay kam, war Cardinal zehn Jahre lang bei der örtlichen Polizei von Toronto gewesen. Jeder Cop kannte da unten das Penny Wheel. Es war ein Kellerloch auf der Spadina, die Art roter Plüschschuppen, die nur ein Krimineller schön finden konnte. Erstaunlicherweise hatte es – in ganz Toronto – ausgerechnet dieser Schuppen geschafft, sich allen Veränderungen zu widersetzen.
    »Ich bin also drüben im Penny Wheel, und wer kommt zur Tür rein? Thierry Ferand höchstpersönlich – das isn Trapper und all son Scheiß.«
    »Ich kenne Thierry.« Ferand gehörte tatsächlich zu den Pelztierjägern der Gegend. Zweimal im Jahr kam er aus den Wäldern in die Stadt, um seine Ware bei der Pelzauktion zu verkaufen. Dabei schaffte er es jedes Mal, wegen Trunkenheit und ordnungswidrigen Verhaltens oder ähnlicher Vergehen verhaftet zu werden. Es gab Gerüchte, denen zufolge er gelegentlich für die hiesige Version der Mafia arbeitete, doch nichts dergleichen konnte ihm je nachgewiesen werden. Er war klein und gemein und ziemlich ausgekocht. Wenn er sich aufregte, trieben seine dreckigen kleinen Hände ganz plötzlich Schlagringe aus.
    »Also, ich und Thierry, wir kennen uns schon ne Ewigkeit.«
    »Seit Kingston Pen, wenn ich mich recht entsinne.«
    »Wow! Woher ham Se das denn? Ihr Jungs seid unglaublich. Na ja, ich seh also Thierry allein in ner Ecke sitzen, ich geh also rüber, und wir kommen ins Quatschen un so. Und Thierry hat ganz schön einen in der Krone, verstehen Sie? Ich meine, er is stinkbesoffen. Und er fängt an, mir Sachen zu flüstern.« Wudky trat an die Stangen seiner Zelle und spähte nach links und rechts in den Korridor, bevor er, in einem Tonfall,der auf eine Information von
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