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Blutiges Eis

Blutiges Eis

Titel: Blutiges Eis
Autoren: Giles Blunt
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nationaler Bedeutung schließen ließ, hinzufügte: »Große Sachen.«
    »Wie zum Beispiel?«
    »Ach, nix. Nurn klitzekleiner Mord. Wär das eventuell interessant für Sie?« Neben Robert Henry Hewitts anderen herausragenden Qualitäten ging er locker als der schlechteste Schauspieler der Welt durch. Cardinal hatte Mühe, ein ernstes Gesicht zu machen. Er wagte nicht einmal, Delorme anzusehen, damit sie nicht beide zugleich losprusteten.
    »Nun ja, sicher, Robert. Das könnte uns interessieren.«
    »Und Sie erzählen diesem Staatsanwaltstypen, dass ich Ihnen geholfen hab?«
    »Das war’s, ich gehe.« Cardinal machte einen Schritt Richtung Tür.
    »Warten Sie, okay, okay! Ich sag’s ja schon. Sie sindn ganz schön harter Brocken. Hab im Knast Typen getroffen, die nich so Druck machen wie Sie.« Wie um den Kopf von Cardinals Ungeduld freizubekommen, bohrte sich Wudky ausgiebig mit dem Finger im Ohr herum. »Wo war ich stehen geblieben? Also, Thierry is wirklich sternhagelvoll, und er fängt an, sone Sachen zu erzählen, wo er richtig Schiss von gekriegt hat, wissen Sie? Er kippt sein zehntes Bier oder so, und er lehnt sich volle Breitseite über den Tisch und erzählt mir, was nem Freund von ihm passiert is. Typ namens Guy Bressard. Noch son Trapper, verstehn Sie? Stellt sich raus, dass sie diesen Paul Bressard ’n Kopf kürzer gemacht haben. Und zwarn Kerl von auswärts, dem er Geld schuldete. Könnte die Mafia sein, ’n Pate oder so was in der Art. Schoma das Video gesehen?«
    »Könnten wir uns auf diese Geschichte konzentrieren, Robert?« Bressard hatte tatsächlich einmal, wenn auch vor langer Zeit, wegen schwerer Körperverletzung vor Gericht gestanden, nachdem er einen Mann halb tot geprügelt hatte, der Leon Petrucci Geld schuldete. Vielleicht war es der eisige Klang von Petruccis Stimmensynthesizer (Andenken anseine Vorliebe für kubanische Zigarren) auf den Bändern des Abhörgeräts, in dem Bressard mitgeteilt wurde, es solle sein Schaden nicht sein, wenn er »ihren Standpunkt klar machen würde«, jedenfalls hatten die Schöffen kalte Füße bekommen, und weder Bressard noch Petrucci hatten auch nur einen Tag gesessen. Nicht auszuschließen, dass seine Mafia-Verbindungen Bressard jetzt eingeholt hatten.
    »Ich sag Ihnen was. Der Kerl – irgend so ’n übler Bursche – kommt von irgendwo auswärts nach Algonquin Bay und erledigt Bressard, und Thierry sagt, er weiß, wo die Leiche liegt.«
    Cardinal drehte sich zu Delorme um. »Irgendeine Vermisstenanzeige zu Paul Bressard reingekommen?«
    »Nicht, dass ich wüsste. Ich kann mal auf dem schwarzen Brett nachsehen.«
    »Also gut, Robert, wo ist die Leiche?«
    »Muss ich das wissen, wenn Sie mir helfen solln?«
    »Sagen wir mal, es würde deine Chancen verbessern. Und woher will Thierry Ferand überhaupt wissen, wo die angebliche Leiche vergraben ist?«
    »Weiß ich doch nich! Hab ihn nich gefragt!« Wudky legte den Kopf schief wie der Hund auf dem Schallplatten-Label und kratzte sich den Schädel. »Na ja, vielleicht hat er es mir ja auch gesagt, und ich kann mich nur nich dran erinnern. Hatte selber ’n paar Bier gekippt. Aber ich verrat Ihnen da nen Mord, von dem Sie keine Ahnung haben, stimmt’s? Das wird mir der Staatsanwalt doch wohl hoffentlich anrechnen, oder?«
    »Ich geh der Sache nach«, sagte Cardinal. »Und ich kann nur hoffen, du verschwendest nicht meine Zeit.«
    »Bestimmt nich, würd ich doch nie wagen, ey!«

3
     
    C ardinal fuhr am Haus seines Vaters vorbei an den nördlichen Stadtrand von Algonquin Bay, wo er nach links in die Ojibwa Road einbog. Es gab nur drei Häuser in der Ojibwa – zwei verfallene Bungalows und Bressards anderthalbstöckiger Backsteinbau. Selbst im Nebel sah es aus wie jedes andere spießige Vorstadthaus, und nichts daran verriet dem flüchtigen Betrachter, dass sein Eigentümer so wie Generationen vor ihm davon lebte, Tieren wegen ihres Fells Fallen zu stellen.
    Bei Paul Bressard selber war das was anderes. Er kam gerade aus dem Haus, als Cardinal in die Einfahrt bog, und er sah ganz und gar nicht spießig aus. Pelztierjäger sind eine Sorte für sich, mit einem Hang zur Exzentrik, gelinde gesagt, so dass sie an einem konservativen Ort wie Algonquin Bay ziemlich aus dem Rahmen fallen. Aber selbst in diesem bunten Haufen war Bressard eine auffallende Type. Er kam in einem breitkrempigen Biberhut und einem bodenlangen Waschbärmantel die Eingangsstufen heruntergerauscht, obwohl es für beides zu warm war. Er
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