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Blutiges Eis

Blutiges Eis

Titel: Blutiges Eis
Autoren: Giles Blunt
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weitere dreißig Mann dazu – die, was mindestens genau so wichtig war, drei Suchhunde mitbrachten. Diese Suchhunde hatten nichts von den Dalmatinern, die man gewöhnlich mit der Feuerwehr assoziiert; vielmehr handelte es sich um deutsche Schäferhunde, die darauf abgerichtet waren, in ausgebrannten Häusern, in die man wegen der Einsturzgefahr keine Menschen mehr schicken konnte, Leichen aufzuspüren.
    Binnen einer Stunde hatte Cardinal einen Trupp von hiesigenBeamten, unterstützt von Feuerwehrmännern und Provinzpolizei, zusammen. Eine kleine Armee von Männern und Frauen in blauer Uniform rückte aus und arbeitete sich systematisch zwischen glitzernden Kiefern und Birken voran. Niemand sprach ein Wort. Es war wie in einem Film, wenn man den Ton abgestellt hat.
    Sie stapften durch glitschiges Unterholz und sogen den schweren Geruch von Kiefernnadeln und faulendem Laub ein. Die Zweige stachen ihnen ins Gesicht und verfingen sich in ihrem Haar. Nach ungefähr zehn Minuten machte Constable Larry Burke den nächsten Fund, diesmal ein Bein. Und noch einmal überkam Cardinal dieses Gefühl, als ob sich ihm der Magen umdrehte. Was da vor ihnen lag, war das Bein eines Mannes, das ihm an der Hüfte abgetrennt worden war, am Fuß heil, doch mit einem völlig zerfetzten oberen Ende.
    »Gott Allmächtiger«, sagte Delorme.
    »Ganz offensichtlich ein Bär.« Cardinal wies auf die Wunden. »Da sieht man es deutlich. Und da. Das Biest muss Zähne so groß wie Ihre Hand gehabt haben.«
    Im Nebel kam die Arbeit nur langsam voran. Zwei Stunden vergingen, bevor sie noch weitere Körperteile fanden: ein zweites, teilweise abgenagtes Bein und einen Unterleib, der so angefressen war, dass man ihn kaum noch erkennen konnte; einer der Spürhunde hatte seine Entdeckung unter einem umgefallenen Baumstamm angeknurrt. Wahrscheinlich hatten der oder die Bären es dort versteckt, um es später aufzufressen.
    Einige Zeit danach fand Cardinal ein Stück Schädel mit einem Stück Ohr, an dem noch eine getönte Fliegerbrille hing.
    »Glauben Sie, es ist Zufall, wo die Teile jeweils liegen?«, fragte er Paul Arsenault, der die Brille fotografierte. »Oder können Sie sich vorstellen, dass jemand sie absichtlich verstreut haben könnte?«
    »Sie meinen, jemand, der kein Bär ist?«
    »Jemand, der kein Bär ist, ja.«
    Arsenault ging in die Hocke und kaute an einem Ende seines Schnurrbarts herum. »Falls es ein Muster gibt, glaube ich kaum, dass wir es von hier unten erkennen können. Wir brauchen eine Luftansicht.«
    »Der Nebel wird zwar dünner, aber wir werden wegen der Bäume trotzdem nichts sehen können. Nicht mal mit roten Sichtzeichen.«
    Arsenault kaute am anderen Zipfel weiter. »Wir könnten Gasballons anbringen. Meine Tochter hatte letzte Woche Geburtstag, und wir haben noch ne ganze Menge zu Hause.«
    Also schickten sie einen Polizisten zu Arsenault nach Hause, der nach zwanzig Minuten mit den Ballons zurückkam. Sie banden zehn Meter Angelschnur an jeden Ballon, befestigten ein Gewicht am anderen Ende und platzierten es jeweils an den Fundstellen. Anschließend machte die Provinzpolizei Aufnahmen aus der Luft.
     
    Cardinal und Delorme waren schon wieder beim Skyway Service Centre, um den nächsten Suchtrupp einzuteilen, als ein schwarzer Lexus vorfuhr. Cardinal erkannte ihn und sackte innerlich zusammen. Dr. Alex Barnhouse war die Art Störenfried, die man bei einer Untersuchung am wenigsten brauchen konnte. Zugegeben, ein guter Coroner, aber er ging einem auf den Wecker, und zwar nicht nur Cardinal.
    Barnhouse kurbelte das Fenster herunter. »Mal ein bisschen zack, zack, Leute, ich hab nicht den ganzen Tag Zeit.«
    Cardinal winkte ihm vergnügt zu. »Tag auch, Doc! Wie geht’s?«
    »Können wir voranmachen, bitte?«
    »Haben Sie schon mal so was Atemberaubendes gesehen? Die Bäume? Der Nebel? Wie aus dem Bilderbuch, finden Sie nicht?«
    »Ich wüsste nicht, was das auch nur im Geringsten mit dem zu tun hat, was mich herführt.«
    »Sie haben recht. Am besten parken Sie diesen wunderschönen Buick da drüben, und wir fangen an.«
    Barnhouse stieg aus und brachte seine Tasche mit. »Gott steh uns bei«, sagte er, »wenn die Dorfpolizei nicht mal mehr den Unterschied zwischen einem Buick und einem Lexus erkennt.«
    »Sie sind ungezogen«, sagte Delorme leise, als sie zusammen zum Garten hinübergingen.
    »Er hat was, das meine kindische Seite anspricht.«
    Barnhouse untersuchte den abgetrennten Arm und folgte ihnen anschließend, die
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