Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21

Titel: Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
Viele Reisen ins Ausland. Oder, wie meine Mutter es nannte: ›Kavalierstouren‹.«
    »Wohin?«
    »Nach Europa, nehme ich an.«
    »Ist er mit seiner Frau gereist?«
    »Manchmal«, sagte sie, »aber meistens allein. Hieß es zumindest offiziell.«
    »Und inoffiziell?«
    Sie spielte mit ihrem Glas. »Ich will es mal so formulieren: Einmal hörte ich zufällig Vater im Scherz zu einem Golfkumpel sagen, dass der Captain zur Navy gegangen sei, um den Jungs in den knappen blauen Uniformen nahe zu sein.«
    »Er reiste mit jungen Männern?«
    »Es war eher so, dass er reiste, um junge Männer zu finden .«
    »Die Gerüchteküche«, sagte ich.
    »Sorgt dafür, dass der Kamin raucht«, sagte sie.
    »Dass Captain Dowd schwul war, war allgemein bekannt?«
    »Wenn mein Vater es wusste, wusste es jeder. Er schien ein ganz netter Mann zu sein - der Captain. Aber er hatte keine besondere Ausstrahlung. Vielleicht war das der Grund dafür, dass Amelia mit aller Welt flirtete.«
    »Einschließlich Brad«, sagte ich.
    »Ich nehme an, sie waren alle verrückt«, sagte sie. »Ist das eine Erklärung dafür, was passiert ist?«
    »Es ist ein Anfang.«
    »Das ist keine sehr befriedigende Antwort.«
    »Ich bin immer noch dabei, die richtigen Fragen zu finden.«
    Ihre bernsteinfarbenen Augen wurden härter, und ich dachte schon, sie würde mit einer scharfen Antwort reagieren. Stattdessen stand sie auf und strich ihre Hose glatt. »Ich muss los.«
    Ich dankte ihr noch einmal für ihre Zeit.
    Sie sagte: »Ich weiß, dass Sie mir nach dem Mund geredet haben, was Ihre Aufgeschlossenheit angeht, aber ich würde Sie gern anrufen, wenn eine tolle Immobilie zum Verkauf ansteht. Etwas, das sich wirklich für Sie lohnt - es ist eine tolle Zeit am Markt für jemanden in Ihrer Position. Wie wär’s mit einer Telefonnummer?«
    Ich gab ihr eine Visitenkarte, bezahlte die Getränke und begleitete sie zu ihrem silbernen Mercedes-Cabrio.
    Sie stieg ein, startete den Motor und ließ das Verdeck herunter. »Ich werde wahrscheinlich nie ein Buch machen, ich hasse das Schreiben. Vielleicht einen Film im Kabelfernsehen.«
    »Viel Glück.«
    »Es ist seltsam«, sagte sie, »nach Ihrem Anruf habe ich versucht, einen Sinn reinzubringen - in der Vergangenheit nach etwas zu suchen, woran man hätte erkennen können, was die Zukunft auf Lager hat.«
    »Haben Sie etwas gefunden?«
    »Das ist vermutlich nicht von Bedeutung - ich bin sicher, dass ich alle möglichen verrückten Schlüsse aus belanglosen Ereignissen ziehe. Aber falls das stimmt, was man darüber erzählt, was mit diesen Leuten passiert ist … ich meine, die blutigen Details …«
    »Es stimmt.«
    Sie zog eine Puderdose aus ihrer Handtasche, musterte ihr Gesicht im Spiegel, griff in ihre Haare, setzte eine Sonnenbrille auf. »Mrs. D. hatte diese routinemäßige Nummer, die sie abzog. Wenn wir während der Proben Blödsinn machten, was oft vorkam, und sie die Geduld verlor, aber versuchte, es nicht zu zeigen, weil sie zur Clique gehören wollte. Wie Mama Cowsill oder Shirley Jones.«
    »Die coole Mom«, sagte ich.
    »Als wenn das jemals möglich gewesen wäre … egal, was sie jedenfalls tat, war, in die Hände zu klatschen, damit wir leiser wurden, und dann tat sie so, als wäre sie die rote Königin - aus Alice im Wunderland . Die ersten paar Male hat sie es angekündigt. ›Ich bin die Rote Königin, und mir wird gehorcht! ‹ Irgendwann haben wir es kapiert. Immer wenn sie klatschte, kam ein Auftritt der Roten Königin. Der darin bestand, dass sie Sätze von sich gab wie: ›Ich bin fünfmal so reich und so klug wie ihr‹, oder: ›Was für einen Zweck hat ein Kind ohne Bedeutung?‹ Ich hielt es nur für ein weiteres Zeichen ihrer Exzentrizität, aber vielleicht …«
    Sie verstummte.
    »Vielleicht was?«
    »Das klingt wahrscheinlich ein bisschen prosaisch in Ihren Ohren. Nachdem sie diesen ganzen Lewis-Carroll-Kram abgesondert hatte, zog sie ihre Augenbrauen in die Höhe, lachte meckernd, hob einen Finger in die Luft und wedelte damit herum. Als ob sie den Wind prüfen würde. Falls wir sie immer noch nicht beachteten - was normalerweise der Fall war -, gab sie diesen Hupton von sich, der so tief war, dass er von einem Mann hätte stammen können. Dann guckte sie doof aus der Wäsche und schüttelte ihre Brust wie eine durchgedrehte Stripperin. Sie hatte einen ziemlichen Busen, es war lächerlich.«
    Sie strich mit den Händen über ihren schmalen Oberkörper.
    »Und schließlich, wenn wir immer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher