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Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21

Titel: Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21
Autoren: Jonathan Kellerman
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hielt mich für Grace Slick. Haben Brad und Nora wirklich all diese Menschen umgebracht?«
    »Jeden einzelnen.«
    »Warum?«
    »Das ist es, was ich rauszukriegen versuche.«
    »Es ist so bizarr«, sagte sie. »Jemanden zu kennen, der das getan hat. Vielleicht sollte ich ein Buch schreiben.«
    Etwas Neues schimmerte in ihren Augen. Jetzt begriff ich, warum sie einverstanden gewesen war, sich mit mir zu treffen.
    »Ich habe gehört, es ist schwer«, sagte ich.
    »Das Schreiben?« Sie lachte. »Ich würde es nicht selbst tun, ich würde jemanden dafür bezahlen und meinen Namen draufsetzen. Es gibt ein paar große Bestsellerautoren, die das machen.«
    »Schon möglich.«
    »Sie missbilligen das?«
    Ich sagte: »Also dachte Amelia Dowd, Sie hätten Talent -«
    »Vielleicht sollte ich Ihnen meine Geschichte gar nicht erzählen.«
    »Ich habe kein Interesse daran, ein Buch darüber zu schreiben. Im Gegenteil, falls Sie tatsächlich ein Buch schreiben, können Sie mich zitieren.«
    »Versprochen?«
    »Geschworen.«
    Sie lachte.
    Ich sagte: »Amelia Dowd -«
    »Sie hat mich im Orchester der Essex Academy Cello spielen hören und dachte, ich wäre eine Art Casals, was Ihnen einiges über ihr Ohr verrät. Sie rief sofort meine Mutter an, die sie von Schulveranstaltungen kannte, von Tees im Wilshire Country Club - sie waren eher miteinander bekannt als befreundet. Amelia erzählt Mutter, dass sie eine Band zusammenstellt - eine erbauliche Familiensache wie die Partridge Family, die Cowsills, die Carpenters. Meine Haarfarbe macht mich zur perfekten Ergänzung, ich bin offensichtlich begabt, und Bassgitarre ist nur eine andere Form von Cello, stimmt’s?«
    »Hat Ihre Mutter ihr das abgekauft?«
    »Meine Mutter ist eine konservative Lady, Mitglied der Daughters of the American Revolution, aber sie war immer begeistert von allem, was mit dem Showbusiness zu tun hatte. Das ›Geheimnis‹, das sie allen erzählt, die sie lange genug kennt, ist, dass sie davon geträumt hat, eine Schauspielerin zu werden, und genauso aussah wie Grace Kelly, aber nette Mädchen aus San Marino taten das nicht, selbst wenn nette Mädchen aus Philadelphia es taten. Sie war dauernd hinter mir her, ich sollte bei der Schauspiel-AG mitmachen, aber ich hab mich geweigert. Für sie war ich reif dafür, von Mrs. D. gepflückt zu werden. Hinzu kam, dass es sich aus Mrs. D.s Mund so anhörte, als wäre es beschlossene Sache - großer Plattenvertrag in Aussicht, Interviews, Fernsehauftritte.«
    »Haben Sie es geglaubt?«
    »Ich fand, es klang idiotisch. Und lahm. Die Cowsills ? Mein Geschmack waren Big Brother and the Holding Company. Ich hab in der unbestimmten Hoffnung mitgemacht, dass irgendetwas passiert und ich die Chance habe, nicht in die Schule zu müssen.«
    »Hatten die Dowd-Kinder irgendwelche Erfahrungen in musikalischer Hinsicht?«
    »Brad spielte ein bisschen Gitarre. Nichts Ausgefallenes, ein paar Akkorde. Billy hielt die Gitarre völlig falsch, Amelia hat sie immer zurechtgerückt. Falls er eine Melodie halten konnte, hab ich sie nie gehört. Nora konnte das, aber sie konnte sich nicht einfügen, und sie war immer gelangweilt und weggetreten. Sie hat nie an was anderem Interesse gezeigt als an der Schauspiel-AG und an Klamotten.«
    »Einer Modezeitschrift entsprungen«, sagte ich.
    »Nicht wirklich, sie hat sich immer falsch angezogen. Viel zu schick. Selbst an der Essex war inzwischen lässige Kleidung angesagt.«
    »War die Teilnahme an der Schauspiel-AG ihre Idee oder die ihrer Mutter?«
    »Ich dachte immer, ihre. Sie hat sich stets um die großen Rollen bemüht und sie nie bekommen, weil sie sich ihre Texte nicht gut merken konnte. Eine Menge Leute dachten, sie wäre ein bisschen beschränkt. Weil jeder wusste , dass Billy zurückgeblieben war, vermute ich, man ging davon aus, dass es erblich war.«
    »Was war mit Brad?«
    »Er war schlauer als die zwei. Jeder wäre schlauer gewesen.«
    »Und was war mit seiner sozialen Kompetenz?«
    »Die Mädchen mochten ihn«, sagte sie. »Er war süß. Aber er war nicht unbedingt beliebt. Vielleicht weil er nicht so oft da war.«
    »Warum nicht?«
    »In einem Jahr war er da, im nächsten war er fort - an irgendeiner Schule in einem anderen Staat -, weil er in irgendwelche Schwierigkeiten geraten war. Aber Mrs. D. wollte ihn unbedingt in dem Jahr dabeihaben, als sie versuchte, die Band auf die Beine zu stellen.«
    »Wie weit haben Sie vier es geschafft?«, fragte ich.
    »Den halben Weg nach Nirgendwo. Als
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