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Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21

Titel: Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21
Autoren: Jonathan Kellerman
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andere näherte sich langsam ihrer Kehle.
    »Yeah«, sagte er.
    »Perfekt«, sagte Brad. »Das ist Reynold. Ihr beide werdet jetzt einen kleinen Sketch improvisieren.«
    Ich knipste das Bild aus.
    Milo war hellwach und sah trauriger aus, als ich ihn je gesehen hatte.
    »Du hast mich ja gewarnt«, sagte ich und verließ den Raum.

46
    Die nächste Woche war eine emotionale Bouillabaisse.
    Indem ich ohne Erfolg versuchte, Billy Dowd eine angemessenere Unterkunft und eine regelmäßige Therapie zu verschaffen.
    Indem ich Erica Weiss’ Bitten um eine weitere Zeugenaussage ablehnte, mit der sie »den letzten Nagel in Hausers Sarg schlagen« wollte.
    Indem ich zunehmend schrillere Anrufe von Hausers Verteidigerin ignorierte.
    Seitdem ich die DVD gesehen hatte, war ich nicht mehr im Revier gewesen. Sechs Minuten mit einem Mädchen, das ich nie kennen gelernt hatte.
    An dem Tag, als ich Robin einziehen half, tat ich so, als wäre mein Kopf klar. Nachdem ich den letzten Karton mit ihren Sachen ins Schlafzimmer getragen hatte, ließ sie mich auf der Kante der Matratze Platz nehmen, massierte meine Schläfen und küsste mich auf den Nacken. »Du denkst immer noch daran, oder?«
    »Ich benutze ungewohnte Muskeln. Die Rippen machen es nicht besser.«
    »Verschwende keine Energie daran, mich zu überzeugen«, sagte sie. »Diesmal weiß ich, worauf ich mich einlasse.«
     
    Mein Kontakt mit Milo war auf einen Anruf um 23 Uhr beschränkt. Mit vor Müdigkeit schleppender Stimme wollte er wissen, ob ich einige »Hilfsarbeiten« übernehmen könne, während er sich mit dem Berg von Beweisen in dem Fall herumschlug, der von der Presse als »die Atombunker-Morde« bezeichnet wurde.
    Ein schwachköpfiger Kolumnist in der Times versuchte, einen Zusammenhang zu »Kalter-Krieg-Paranoia« herzustellen.
    »Klar«, sagte ich. »Was sind Hilfsarbeiten?«
    »Alles, was du besser kannst als ich.«
     
    Das lief darauf hinaus, ein Schwamm für Tränen zu sein.
    Eine 45-Minuten-Sitzung mit Lou und Arlene Giacomo dauerte zwei Stunden. Er hatte abgenommen, seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, und seine Augen waren tot. Sie war eine ruhige, würdevolle Frau, die sich so gebeugt hielt wie jemand, der doppelt so alt war.
    Ich saß da, während seine Wut und ihre qualvollen Berichte vom Leben mit Tori sich abwechselten, wobei sie sich in einem derart präzisen Rhythmus das Wort überließen, als würde er von einem Drehbuch diktiert.
    Während die Zeit allmählich verstrich, rückten ihre Sessel immer weiter auseinander. Als Arlene von Toris Konfirmationskleid erzählte, sprang Lou auf, knurrte und verließ mein Büro. Sie fing an, sich zu entschuldigen, überlegte es sich dann aber anders. Wir fanden ihn unten am Teich, wo er die Fische fütterte. Sie brachen schweigend auf, und keiner von ihnen ging ans Telefon, als ich sie abends anrief. Der Angestellte an der Rezeption ihres Hotels sagte, sie hätten ausgecheckt.
    Es stellte sich heraus, dass die verwitwete Mutter von Brad Dowds Opfer in Las Vegas, Juliet Dutchey, früher selbst ein Showgirl gewesen war, ein erfahrene Tänzerin des alten Flamingo Hotel.
    Andrea Dutchey, Mitte fünfzig und immer noch in Form, machte sich Vorwürfe, dass sie ihrer Tochter nicht davon abgeraten hatte, nach Vegas zu ziehen, bevor sie dazu überging, mir die Hand zu drücken und sich bei mir für alles, was ich getan hätte, zu bedanken. Ich hatte den Eindruck, dass ich nichts getan hatte, und ihre Dankbarkeit machte mich traurig.
    Dr. Susan Palmer kam mit ihrem Ehemann, Dr. Barry Palmer, zu mir, einem hochgewachsenen, stillen, gut frisierten Mann, der lieber sonst wo gewesen wäre. Sie begann äußerst geschäftsmäßig und verlor schnell die Fassung. Er hielt den Mund und studierte die Drucke an meiner Wand.
    Michaela Brands Mutter war zu krank, um von Arizona nach L.A. zu kommen, daher sprach ich mit ihr am Telefon. Ihr Sauerstoffapparat zischte im Hintergrund, und falls sie weinte, hörte ich es nicht. Vielleicht verbrauchten Tränen zu viel Sauerstoff. Ich blieb am Apparat, bis sie ohne Vorankündigung auflegte.
    Kein Verwandter von Dylan Meserve meldete sich.
    Ich rief Robin in ihrem Atelier an und sagte: »Ich bin fertig, du kannst wiederkommen.«
    »Ich bin nicht geflohen«, erwiderte sie. »Ich mache nur meinen Job.«
    »Viel zu tun?«
    »Ziemlich viel.«
    »Komm trotzdem nach Hause.«
    Schweigen. »Klar.«
     
    Ich rief Albert Beamish an.
    Er sagte: »Ich habe einiges darüber gelesen. Offensichtlich kann
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