Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21

Titel: Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
irgendwie zum Cousin zurückgelangt. Und dann hat der Cousin dafür gesorgt, dass er umgebracht wurde.«
    Er runzelte die Stirn. Ein Muskel unmittelbar unter seinem linken Auge zuckte.
    »Was ist?«, fragte ich.
    »Was für eine Familie.« Er fand eine trockene Zigarre in einer Schublade, rollte sie und biss die Spitze ab. Spuckte sie in den Papierkorb.
    »Zwei Punkte.« Ich stand auf und ging zur Tür. »Es wird Zeit, dass ich mir die Disk ansehe.«
    Er blieb sitzen. »Das ist wirklich eine schlechte Idee, Alex.«
    »Ich will es hinter mich bringen.«
    »Selbst wenn jemand dich als Zeugen vorladen sollte, könnte das noch Monate dauern«, sagte er.
    »Es hat keinen Sinn, die ganze Zeit Phantasien zu haben.«
    »Glaub mir, deine Phantasien können nicht schlimmer sein als die Realität.«
    »Glaub mir «, sagte ich. »Das können sie.«

45
    Ein kalter gelber Raum.
    Der Tisch, an dem die Verhöre stattfanden, war zur Seite geschoben worden. Ein Metalltisch in dem gleichen Schlachtschiffgrau wie der Atombunker.
    Die Dinge, die einem auffallen.
    Zwei Stühle standen vor einem 30-Zoll-Plasmafernseher auf einem Rolltisch. Ein DVD-Player stand auf dem untersten Regal. Eine Menge verwickelter Kabel. Ein Aufkleber am unteren Rand des Bildschirms warnte jeden, der nicht zum Büro des Bezirksstaatsanwalts gehörte, davor, das Gerät zu berühren.
    »Plötzlich werden die Ankläger großzügig?«, fragte ich.
    »Sie haben etwas gewittert«, sagte Milo. »Gerichtsfernsehen haben sie gerochen, Drehbücher, Buchverträge. Die Warnung von ganz oben lautet: in diesem Fall kein O.J.« Er zog eine Fernbedienung aus seiner Jackentasche und knipste den Monitor an.
    Setzte sich neben mich, sackte im Sitz zusammen, schloss die Augen und blieb so.
     
    Blauer Bildschirm, DVD-Menü. Uhrzeit, Datum, Beweismittelcode des Bezirksstaatsanwalts.
    Ich nahm Milo die Fernbedienung aus den Händen. Seine Augen blieben geschlossen, aber seine Atmung beschleunigte sich.
    Ich drückte auf Start.
    Ein Gesicht füllte den Bildschirm.
    Große blaue Augen, gebräunte Haut, symmetrisches Gesicht, struppige blonde Haare.
    Unbekannte Frau Nummer eins.
    Milo hatte gefragt, ob ich entgegen der Reihenfolge mit Michaela anfangen wollte. Ich hatte darüber nachgedacht und gesagt: Machen wir es in der ursprünglichen Reihenfolge.
    In der Hoffnung, dass der Mangel an persönlichem Kontakt mir den Anblick erleichterte.
    Das tat er nicht.
     
    Die Kamera blieb nahe dran.
    Eine ruhige, freundliche Männerstimme aus dem Off sagte: »Okay, das Vorsprechen beginnt. Alles klar so weit?«
    Die Kamera zoomte auf das Lächeln des Mädchens. Feuchte weiße, perfekt ausgerichtete Zähne. »Alles klar.«
    »Alles klar, Brad . Wenn Sie sich einem Besetzungsleiter oder sonst jemandem präsentieren, ist es wichtig, ihn direkt und persönlich anzusprechen.«
    Das Lächeln des Mädchens änderte seine Richtung und wurde zu einem zweideutigen Halbmond. »Ähm, okay.« Die Kamera zog sich zurück. Nervöse blaue Augen. Kichern.
    »Take zwo«, sagte Brad Dowd.
    »Was?«
    »Alles klar …«
    »Klar, Brad.«
    »Alles. Klar. Brad.«
    Die Augen des Mädchens wanderten nach links. »Alles. Klar. Brad.«
    »Perfekt. Okay, machen Sie weiter.«
    »Womit?«
    »Sagen Sie etwas.«
    »Was zum Beispiel?«
    »Improvisieren Sie.«
    »Ähm …« Lippenlecken. Ein Blick zurück auf die schlachtschiffgrauen Wände. »Es ist irgendwie anders. Hier unten.«
    »Alles klar?«
    »Ähm … schätze schon.«
    »Schätze. Schon …«
    »Schätze schon, Brad.«
    »Es ist tatsächlich anders«, sagte Brad Dowd. »Hermetisch. Wissen Sie, was das bedeutet?«
    Kichern. »Ähm, eigentlich nicht.«
    »Es bedeutet isoliert und still. Weg von all dem Theater. Dem Sturm und Drang.«
    Keine Reaktion des Mädchens.
    »Wissen Sie, warum wir Ihre Vorsprechprobe an einem hermetischen Ort machen?«
    »Nora hat gesagt, es wäre entspannter.«
    »Entspannter«, sagte Brad. »Klar, das ist ein gutes Wort. Wie bei einer dieser Meditationsnummern, ohmmmm, Shakti, Bodhi vandana, Cabalabaloo. Haben Sie schon mal meditiert?«
    »Ich habe Pilates gemacht.«
    »Ich. Habe. Pilates. Gemacht …«
    »Brad.«
    Ein Seufzer im Off. »Ein hermetischer Ort bedeutet weniger Ablenkung. Stimmt’s?«
    »Stimmt - Brad.«
    »Ein hermetischer, entspannter Ort zieht überflüssige Elemente ab, so dass es leichter ist, seine Mitte zu finden. Nicht wie in der Schule, wo jeder zusieht und urteilt. Niemand wird Sie hier beurteilen. Niemals.«
    Das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher