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Fahrt ins Ungewisse

Fahrt ins Ungewisse

Titel: Fahrt ins Ungewisse
Autoren: Theo Vermont
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Eine verdammt heiße Fahrt
     
    Die Sonne brennt vom Himmel herunter und scheint ungeschützt durch die Fensterscheibe des Renault Twingo, der einsam auf den rumänischen Straßen in Richtung Klausenburg und nach einem kurzen Zwischenstopp weiter zum Schwarzen Meer unterwegs ist. Die kleinen Schweißperlen auf der Stirn des Fahrers bleiben nicht unbemerkt, doch bevor sich einer der kleinen Tropfen lösen kann, um sich einen Weg die Schläfe entlang zu seinem Kinn zu bahnen, werden sie mit dem unteren Ärmelstück des leichten Sweaters hinweggewischt. Gut, dass wir keine Klimaanlage haben. Die Hitze, die der Körper neben mir ausstrahlt, möchte ich ungerne missen. Ungeniert fahre ich mit meinen Blicken an meinem muskulösen Nebenmir herunter. Als hätte er meine Blicke gespürt, wirft er mir einen schnellen Blick zu und nickt dann in Richtung der Straße.
    „Vielleicht sollten wir langsam eine Pause einlegen und eine Rauchen! Oder, was meinst du, Nico?“, höre ich ihn sagen.
    „Klingt nach einem Plan, denke ich!“ Rauchen im Auto ist strengstens verboten. Wir rauchen sowieso schon außerhalb des Autos mehr als zu viele der giftigen Glimmstängel. Ob unsere Lungen bereits in Mitleidenschaft gezogen wurden? Nun ja, zumindest würden wir dann gemeinsam sterben, überlege ich.
    Noch einmal werfe ich dem Fahrer einen verstohlenen Blick zu. Wir kennen uns seit Jahren. Genau genommen ist er mein bester Freund. Derjenige, der alles von mir weiß. Naja, fast alles. Wahrscheinlich weiß er nicht das wichtigste von mir, das, was mich ausmacht. Aber, wie denn auch? Ich habe Angst, dass er sich dann von mir entfernen könnte, dass er anders ist zu mir. Im konservativen Wien weiß niemand, dass ich schwul bin, ich lebe auch seit Jahren bereits in Madrid.
    Sebastian, mein bester Freund, und ich fahren zumindest einmal im Jahr gemeinsam auf Urlaub – unserer Freundschaft wegen. Ich habe mir fest vorgenommen, dass ich ihm bei unserer diesjährigen Reise nach Rumänien erzähle, dass ich auf Männer stehe. Dass ich mich schon bei unserem ersten Treffen in ihn verliebt habe. Oder überfordere ich ihn damit? Immerhin ist er hetero, sagt er. Aber, können Blicke, Berührungen und Gefühle lügen? Oft habe ich die leise Ahnung, dass er es genießt, wenn meine Hand ihn wie zufällig berührt.
    „Pause?“, er reißt mich aus meinen Gedanken und ich nicke. Sebastian fährt den schwarzen Renault auf den Straßenrand und wir steigen aus. Dann zünden wir uns eine Zigarette an und setzen uns auf die Wiese neben dem Auto.
    „Die Fahrt ist echt lange...“, seufzt er.
    „Wenn ich dich mal ablösen soll...“, doch Sebastian verneint. Der Renault ist sein ganzer stolz, sein erstes Auto.
    Oft habe ich mich gefragt, was ihn so besonders macht. Sein wunderschöner Körper kann es nicht sein, ganz so oberflächlich sind meine Gefühle dann auch wieder nicht. Und wenn, dann wären es bestimmt seine strahlenden Augen, in denen man stundenlang versinken möchte. Vielleicht sein leuchtender Charakter? Sebastian ist immer da für einen, wenn man Hilfe braucht. Als ich nach Madrid gezogen bin, hat er mir stundenlang beim Einräumen der Umzugskartons und anschließend beim Hinunterschleppen geholfen. Als einziger. Obwohl ich bestimmt dreißig Leute um Hilfe gebeten habe. Oder einmal, als ich kein Geld für meine Studiengebühren hatte, hat er wie selbstverständlich für mich bezahlt, dabei ist er selbst meistens knapp bei Kasse. Wahrscheinlich ist es die Kombination aus innerer und äußerlicher Schönheit.
    In diesem Moment klingelt sein Handy.
    „Ich geh da kurz ran, ok?“, ich mache eine schnelle Handbewegung, dass dies völlig in Ordnung für mich ist.
    „Hallo, Schatz!“, sagt er in den Hörer und ein kalter Schauer durchzuckt mich. Stimmt, ich habe vergessen zu erwähnen, dass er in einer Beziehung ist. Kerstin, seine Freundin, mag mich nicht. Kein Wunder, bestimmt spürt sie, dass ich ihr den Freund am Liebsten schon ausgespannt hätte. Eine Konkurrenz sehe ich allerdings nicht in ihr. Ich verstehe nicht, wieso er sie überhaupt attraktiv findet. Sie ist klein, dick und nicht einmal außerordentlich nett oder hübsch, also neben der Tatsache, dass sie eine Frau ist. Ich nehme das einfach als Zeichen, als Wink, dass ich mit meiner Vermutung nicht allzu falsch liege.
    „Funktioniert das Thema Sex schon besser bei euch?“, frage ich ihn, als er aufgelegt hat.
    Sebastian räuspert sich. Die beiden haben lange schon Probleme im Bett. Da
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