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Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Titel: Blutbahn - Palzkis sechster Fall
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Personen
im Abteil. Ein jüngerer Mann, den wir bis jetzt noch nicht identifizieren konnten,
ist nach ihrem Schrei zu ihr gegangen. Als er die Misere entdeckt hatte, ist er
nach vorne gerannt. Dort hat er den Fahrzeugführer informiert, danach ist er ausgestiegen
und weggelaufen.«
    »Der Fahrzeugführer hat ihn nicht
aufgehalten?«
    »Der hat das Ganze für einen Scherz
gehalten und ist zunächst selbst nach hinten gegangen, um nachzuschauen. Eigentlich
müssten beide an mir vorbeigekommen sein, doch ich achtete nicht darauf, es gab
ja schließlich keine Veranlassung dazu.«
    Gerhard schrieb eifrig mit, was
mir wie immer sehr angenehm war.
    »Wie viele
Personen hast du inzwischen identifiziert, die im gleichen Abteil wie das Opfer
saßen?«
    »Das ist sehr
mühsam«, meinte Jutta. »Von denen, die ausgestiegen sind, haben wir bis jetzt keinen
gefunden. Bis der Fahrzeugführer Alarm geschlagen hatte, waren die längst in alle
Winde verstreut. Von den Fahrgästen, die noch im Fahrgastraum waren, sind zwei dabei,
die eventuell etwas gesehen haben könnten, da sie direkt auf der Bank gegenüber
saßen. Ich wollte das Pärchen gerade näher befragen, da habe ich euch durch die
Kneipenscheibe entdeckt.«
    »Na los, dann
lass uns in die Kneipe gehen, die sollen ein gutes Pils haben.« Ich zog den Bund
meiner Hose höher, da mir das Gummi unangenehm in den Bauch schnitt.
    Unsere Kollegin
ging voraus und auf einen runden Tisch zu, an dem ein junges Pärchen händchenhaltend
saß. Sie sahen extrem skurril aus. Er war nicht älter als Anfang 20, hatte einen
Bauch, für den ein Normalsterblicher mindestens 50 Jahre brauchen würde, ein Fünffachkinn
und überhaupt sah alles an ihm irgendwie herausgewachsen aus. Seine fettigen, ungekämmten
Haare verdeckten nur unvollständig die Tattoos mit überbreiten japanischen Schriftzeichen
an seinem Hals. Neben ihm saß ein hochgewachsenes Model, das Männerherzen höher
schlagen ließ. Sie sah aus, als wäre sie gerade unterwegs zu Fotoaufnahmen für den
Playboy. Was hatte dieser Typ, was ich nicht hatte? War es nur Geld oder hatte er
andere Qualitäten?
    Während Jutta
uns vorstellte, kam Dr. Metzger in die Gaststätte und bestellte an der Theke lautstark
zwei Export. Eins für sich und eins für seinen Durst, wie er der Bedienung erklärte.
    »Also«, begann
Mister Kalorie, »mer hänn nix gsehe. Uff de anner Seid war so ähn Deifel ghockt
und de Kerl, der wu do umkumme iss.«
    Miss Playboy
nickte und ergänzte in lupenreinem Hochdeutsch: »Wir sind in Germersheim eingestiegen und haben uns, zugegebenermaßen,
mehr mit uns selbst beschäftigt als mit unserer Umgebung.« Sie lächelte vielsagend,
bevor sie fortfuhr: »Der Mann nebenan ist mir aufgefallen, weil er ein Teufelskostüm
trug. Ob er sich mit seinem Opfer unterhielt, kann ich Ihnen nicht sagen. Hinter
uns saßen noch weitere verkleidete Fahrgäste. Tut mir leid, wir wurden erst durch
den Schrei der Frau aufmerksam.«
    »War der Teufel zu diesem Zeitpunkt
noch im Abteil?«
    Sie schüttelte ihre kunstvoll gestylten
Haare und brachte mich damit fast aus dem Konzept. »Ich kann mich nicht erinnern,
den Teufel zu diesem Zeitpunkt noch gesehen zu haben. Bestimmt war er bereits ausgestiegen.«
    »Können Sie das Gesicht des Teufels
beschreiben? War er groß, hatte er bestimmte Auffälligkeiten?«
    Ihr Prolofreund mischte sich wieder
ein. Warum war er mir so unsympathisch?
    »Der war ganz schwarz agemolt. Hot
halt ausgsehe wie ähn Deifel.« Er zuckte mit den Schultern.
    »Er hatte blaue Augen«, meinte die
Schöne. »Daran kann ich mich erinnern. Blaue Augen finde ich sehr sinnlich.«
    Die Augenfarbe. Natürlich, daran
kann sich nur eine Frau erinnern. Männer wissen im Normalfall nicht einmal, dass
es verschiedene Augenfarben gibt. Ich überwand mich und schaute kurz in die braunen
Augen ihres Begleiters und schöpfte im Unterbewusstsein Hoffnung.
    »Herr Palzki«, rief vom Eingang
her eine weibliche Stimme. Es war Donna Grün von der Bundespolizei. »Hier ist jemand,
der Sie dringend sprechen will!«
    Ich suchte blitzschnell nach einem
Grund, um mich nicht von der Playboydame trennen zu müssen, doch Jutta hatte mich
längst durchschaut und war schneller. »Geh nur, Reiner, wir kriegen das bestimmt
alleine hin.«
    Während ich
aufstand, bemerkte ich das sabbernde Gesicht meines Kollegen. »Komm mit, Gerhard«,
forderte ich ihn nicht ohne Hintergedanken auf. Mindestens mit Mordgedanken folgte
er meiner Aufforderung.
    »Das ist Herr
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