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Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Titel: Blutbahn - Palzkis sechster Fall
Autoren: Gmeiner-Verlag
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genommen, wäre es ihr ebenfalls nicht recht
gewesen.
    Ich stand auf und schlurfte ins
Bad. Dieses Mal klappte alles. Kein akuter Mordfall, der meine Anwesenheit auf der
Schifferstadter Kriminalinspektion notwendig machte.
    Glücklicherweise konnte ich der
vor einer Woche aufgefundenen, nicht unter natürlichen Umständen verblichenen Dame
mittleren Alters und Aussehens noch so etwas wie eine verspätete Genugtuung zukommen
lassen, indem ich ihren Mörder festnahm: Die Sterblichkeit, die ihr zum Verhängnis
wurde, hatte ihr Vermieter brutal ausgenutzt. Ob es sich hierbei um eine neue Form
der Eigenbedarfskündigung handelte, würden die weiteren Ermittlungen ergeben. Der
Eigenbedarf war nach der erfolgreichen Aufklärung des Kapitalverbrechens natürlich
nicht mehr gegeben: Sowohl die tote Mieterin als auch der tötende Vermieter waren
bereits mit jeweils unterschiedlich fremder Hilfe ausgezogen.
    Auch wenn solche Verbrechen meinen
Arbeitsplatz sicherten und daher in meinen Augen unentbehrlich waren, so hatte ich
sie heute rigoros ausgeblendet. Der Umzug musste vollendet werden. Und für heute
Abend hatte ich Paul und Melanie versprochen, sie zur Fastnachtsparty für junge
Leute ins Pfarrzentrum St. Jakobus zu fahren. Na ja, sollten sie ihren Spaß haben.
Noch rund eineinhalb Wochen, dann war das Thema Fastnacht wieder vergessen. Auch
die Kollegen von der Schutzpolizei würden wieder aufatmen, nachdem sie während der
fünften Jahreszeit wie jedes Jahr an dem Berg einkassierter Führerscheine zu ersticken
drohten.
    Mit inzwischen deutlich gesenktem
Puls ging ich nach einem Badbesuch in die Küche. Melanie futterte einen Muffin.
Keine Ahnung, wie sie das bei ihrer Mutter durchsetzen konnte. Paul pulte gelangweilt
in einem Käsebrot.
    »Komm, setz
dich, Reiner«, forderte mich Stefanie auf und stellte mir eine Tasse Kaffee auf
den Tisch. Im Vergleich zu dem Kaffee, den Gerhard immer auf der Dienststelle braute,
beziehungsweise buk, überwog hier der Wasseranteil deutlich gegenüber dem Kaffeepulver.
    »Möchtest du einen leckeren Vollkornmuffin?«
    Melanie presste diese Frage mit
solch einem sarkastischen Unterton heraus, dass ich sofort wusste, dass sie dieses
Teil nicht freiwillig aß. Um meine beiden Kinder bei Laune zu halten, plante ich
spontan, vor der Fastnachtsparty am Imbiss Caravella vorbeizufahren.
    »Danke, Melanie. Ich habe im Moment
noch keinen Hunger.«
    »Ich auch nicht mehr«, maulte meine
Tochter und knallte den angebissenen Muffin auf den Teller.
    Stefanie überging diese Szene und
äußerte stattdessen ihren Missmut über meinen Jogginganzug. »Den hattest du schon
getragen, da waren wir noch nicht verheiratet. Meinst du nicht, dass es mal an der
Zeit für einen neuen wäre?«
    Ich erschrak. So fing es immer an,
wenn meine Frau mit mir eine längere Tour durch sämtliche Bekleidungsgeschäfte der
Region plante. Ich setzte zu meiner selten erfolgreichen Abwehrtaktik an. »Warum
denn? Der ist doch noch gut. Er hat nur ein paar glänzende Stellen, ich zieh ihn
ja nur daheim an.«
    »Und zum Umzug, du hast ihn die
ganze Woche angehabt.«
    »Na und? Soll ich einen Anzug und
Krawatte anziehen, wenn ich deine Waschmaschine transportiere?«
    »Das nicht gerade. Erinnerst du
dich, wo du mit Gerhard gestern noch hingegangen bist? Die Leute in der Wirtschaft
haben bestimmt ganz blöd geschaut. Außerdem muss dich der Hosenbund inzwischen in
der Taille ziemlich schneiden.«
    Ich prüfte den Sitz mit meinem Daumen.
»Die Hose ist bei der Wäsche etwas eingegangen.«
    »Oder du etwas aufgegangen«, konterte
sie bissig aber dennoch freundlich.
    Stefanie hatte ja recht. In der
Kanne war ich tatsächlich etwas aufgefallen. Zumal dort gerade eine feine Gesellschaft
tafelte. Und den viel zu lauten Satz einer Dame vom Nachbartisch hatte ich nur zu
gut verstanden: »Schau mal da rüber, Berti, der da drüben hat einen Schockinganzug
an.«
    Der Kaffee tat gut, wie bei einem
frischen Pils. Der erste Schluck war der beste. Es klingelte an der Haustür.
    »Ich geh schon«, meinte Stefanie,
ohne zu wissen, was sie damit lostrat. Wenn sie Pech hatte, war es unsere Nachbarin,
die ewig vor sich hinschnatternde Ackermann. Dann käme sie unter zehntausend Wörtern
nicht davon. Ich hatte einmal mit einem vorgetäuschten Herzanfall versucht, ihren
Oralorgien zu entgehen. Doch das half nur für Minuten. Dann stand sie mit einem
Stapel Gesundheitszeitschriften und einem prall mit Medikamenten gefüllten Schuhkarton
vor meiner
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