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Allein unter Muettern - Erfahrungen eines furchtlosen Vaters

Allein unter Muettern - Erfahrungen eines furchtlosen Vaters

Titel: Allein unter Muettern - Erfahrungen eines furchtlosen Vaters
Autoren: Tillmann Bendikowski
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Vorwort
EINE FORSCHUNGSREISE
    Vor acht Jahren bin ich erstmals unter die Mütter geraten. Vorher war ich einfach nur ein Mann, der mit allen Stärken und Schwächen tat, was Männer halt so tun (was das im Detail ist, gehört hier im Moment nicht hin). Als unser erster Sohn geboren wurde, hielt ich es erstens für eine gute Idee und zweitens für die Erfüllung eines lang gehegten Traumes, mein Berufsleben erst einmal hintanzustellen, so dass ich mich ganz um unseren Filius kümmern konnte, währefnd meine Frau arbeiten ging. Damit begann nicht nur ein großartiges Abenteuer, sondern – das sollte ich allerdings erst mit den Jahren begreifen – meine eigentümliche Transformation: Ich wurde selbst zu einer Mutter, in einem sozialen Sinne selbstverständlich.
    Dieser zuweilen höchst unterhaltsame Transformationsprozess war eigentlich zeitlich befristet. Aber da meiner Frau und mir das Schicksal nach wenigen Jahren noch zwei weitere Söhne bescherte und ich die Mutter-Werdung eines Vaters noch einmal durchlaufen durfte, konnte ich meine seinerzeit gesammelten Erfahrungen jetzt überprüfen und ihnen zugleich neue hinzufügen. Zunehmend wusste ich, dass ich unschätzbares Wissen über eine legendäre Figur zusammengetragen hatte: über die Mutter. Sie ist bekanntlich ein deutscher Mythos – und noch heute, in den aufgeregten Feuilleton-Schlachten um die Frage nach der Zukunft der deutschen Familie, ist sie eine feste Größe. Aber trotz aller Präsenz: Wissen wir (und nicht nur wir Männer) eigentlich genug über die Mütter?
    Seit Jahren habe ich also die Chance, als »Mutter ehrenhalber« unter Müttern zu leben. So mache ich – fast – alles, was eine Mutter heute so tut: Ich war Teil des Kosmos Kinderspielplatz, zwischenzeitlich auch Ansprechpartner in der Krippe und im Kindergarten, ich nahm an einem Baby-Massage-Kursus teil, ich war beim nachmittäglichen Kräutertee-Trinken bei anderen Müttern mit von der Partie und fand mich selbstverständlich mitten in den wirklich wichtigen Debatten darüber wieder, mit welchem Kind aus dem Kindergarten welches Kind am Nachmittag spielen darf und was wir Mütter der Erzieherin denn diesmal zum Geburtstag schenken sollten (sie bekam übrigens regelmäßig etwas für ihr Pferd, deshalb waren die Debatten eigentlich reine Zeitverschwendung; ach ja, nur einmal bekam sie ein Bowle-Set für acht Personen – allein dessen Existenz war für mich verwirrend neu, weil ich Bowle-Sets bis dahin für ein historisches Phänomen gehalten hatte).
    Was ich sah und lernte, was mich erstaunte und verwirrte, in was ich mich verliebte und über was ich herzhaft lachen konnte – das meiste davon findet sich in diesem Buch. Es ist in erster Linie für alle Mütter geschrieben. Dachte ich zunächst. Aber wenn ich ehrlich bin, so soll es doch wohl mehr ein Buch für die Männer sein. Es ist so etwas wie der Bericht über eine Forschungsreise in ein uns bislang unbekanntes Land – und nicht zuletzt ist es, liebe Männer, ein Buch über eure Frauen. Besser, ihr lest es. Bevor es andere tun …

»DAS KIND BRAUCHT EINE MUTTER«
    Am Anfang eines glücklichen Kinderlebens steht heute fraglos ein Säuglingsmassage-Kurs. Selbstverständlich kommt zwar erst die Geburt, dann die Entlassung aus dem Krankenhaus und das Eintreffen in den eigenen vier Wänden (einige machen noch einen Umweg über IKEA , um ihrem Neugeborenen erst einmal ein wirklich schönes Erlebnis zu verschaffen). Wenn das alles geschafft ist und wenn dann die eigene Familie und der engste Freundeskreis das kleine Bündel ausgiebig bestaunt haben, stellt sich rasch die Frage, was man demselbigen denn jetzt Gutes tun könne. Einfach so zuhause rumhängen, rumknuddeln, albern sein und nur dann und wann mit dem Kinderwagen durch den nahen Park schieben erscheint heutzutage doch zu dürftig. In die Lücke der längst grassierenden frühelterlichen Ratlosigkeit hat sich in den vergangenen Jahren ein breites Angebot an Säuglings-Kursen geschoben. Mit ihnen, so haben die rastlosen Eltern längst erkannt, fängt das Leben erst richtig an.
    Ich hatte schon während der Schwangerschaft in den vielen Elternzeitschriften von den Kursangeboten in der Stadt gelesen (diese Zeitschriften lagen bei der Frauenärztin und im Krankenhaus immer griffbereit, kein moderner Vater würde in diesen Wartezimmern ernsthaft nach der einzigen, aber erstaunlicherweise schon ziemlich zerfledderten »Auto, Motor, Sport« greifen). Von den vielen Möglichkeiten war
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