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Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Titel: Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)
Autoren: Ursula Reist
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Montag
    Der Schrei gellte durch die Betonwüste der Parkgarage, genau in dem Moment, als Detektiv Peter Pfister am frühen Montagmorgen unter dem Einkaufszentrum Telli hindurch zum Polizeikommando fuhr. Seine Träume vom baldigen Ruhestand in Las Rosas wurden jäh unterbrochen; er stellte den Wagen auf den nächsten Parkplatz, stieg rasch aus und sah sich um. Nichts – im Auto hatte er nicht feststellen können, aus welcher Richtung der Schrei kam. Aber in diesem Moment schrie sie wieder – es musste eine Frau sein, und Pfister spürte das blanke Entsetzen, das aus dem grellen "Hilfe!" sprach. Irgendwo links musste sie sein, aber da war nur der Veloraum der Verwaltung, kein Durchgang.
    "Ich komme, wo sind Sie?" rief Pfister laut und hörte sein eigenes Echo aus allen Richtungen. "Beim Lift", klang es, diesmal von rechts, aber er wusste jetzt, dass die Richtung nicht unbedingt stimmen musste. Beim Aufzug zum Einkaufszentrum war niemand, also rannte er über die Fahrbahn zur Liftanlage des Hochhauses, aber die Türe war von aussen nicht zu öffnen. Der Zugang ist im zweiten Untergeschoss, schoss es ihm durch den Kopf, er rannte die Treppe hinunter. Die Frau sass zusammengesunken an der Wand, alle Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen und ihre Augen waren vor Schreck geweitet. Kein Wunder hat sie so geschrien, dachte Pfister, als er das Blutbad sah, dass die Frau mit einer alltäglichen Drehung des Liftschlüssels zu sich in die Parkgarage geholt hatte.
    "Was ist hier eigentlich los, verdammt nochmal, morgens um sieben?" Laute Schritte polterten die Treppe herunter, aber auch der grosse, kräftige Mann im blauen Overall blieb abrupt stehen und wurde bleich. "Warten Sie, ich blockiere den Lift und rufe die Polizei."
    "Die ist schon da", sagte Pfister und zeigte seinen Ausweis. In einem solchen Augenblick half nichts als die langjährige Routine. Er alarmierte die Kollegen der Spurensicherung und bat darum, jemanden vom Care-Team zur Betreuung der Frau mitzuschicken, die den grausigen Fund gemacht hatte. "Kopfschuss, ihr wisst ja, was für eine Sauerei das gibt", sagte er leise in sein Handy, "die Pistole hält er noch in der Hand. Und bitte kommt rasch, in einer halben Stunde trudeln hier die ganzen Mitarbeiter ein, dann können wir nicht mehr seriös arbeiten. Ist der Chef schon im Haus? Gut, dann rufe ich ihn an. Danke und tschüss." Vergnügt sich wohl noch mit seiner Freundin, dachte Pfister, dann wollen wir ihn doch mal in die Realität zurückholen. Er wählte die Handynummer von Nick Baumgarten.
    "Hallo?" meldete sich eine verschlafene weibliche Stimme, worauf Peter Pfister fast ein wenig Schadenfreude empfand.
    "Guten Morgen, Frau Manz, Pfister hier. Es tut mir Leid, dass ich so früh anrufe, aber wir haben einen Notfall."
    "Nick ist gerade unter der Dusche, er ruft in zwei Minuten zurück. Auf Wiedersehen, Herr Pfister."
    „So, und nun zu Ihnen“, sagte Pfister und räusperte sich. „Sie sind der Hauswart, nehme ich an. Name und Adresse?“ Der altgediente Detektiv nahm sein Notizbuch hervor und widmete sich seufzend der Detailarbeit, die jeder ungeklärte Todesfall mit sich brachte: Personalien aufnehmen, Routinefragen stellen, genau aufschreiben, was er zu hören bekam. Im Grunde genommen tat er das am liebsten, und gleichzeitig mochte er es überhaupt nicht, wenn man ihn darauf reduzierte. „Wissen Sie, wer der Tote ist?“
    Der Hauswart nickte. „Selbstverständlich weiss ich das. Sein Name ist Gion Matossi, er ist irgendein höheres Tier im Finanzdepartement, Steuerabteilung, glaube ich. Frau Wirz dort drüben kann es ihnen genauer sagen, sie arbeitet im Generalsekretariat.“ Er schüttelte den Kopf. „Sieht nach Selbstmord aus, nicht wahr? Kein Wunder, bei der Belastung die wir heute in der Verwaltung haben, insbesondere wenn es ums Geld geht.“
    „Ob Selbstmord oder nicht, das entscheiden immer noch wir“, entgegnete Pfister scharf. „Sie sollten jetzt dafür sorgen, dass niemand durch diesen Eingang kommt. Bitten Sie die Leute, den Haupteingang oben im Erdgeschoss zu benutzen, und wenn Fragen kommen, sagen Sie, es sei ein Unfall passiert. Um alles andere kümmern wir uns.“
    „Verstanden, ein Unfall“, bellte der Hauswart, salutierte und machte sich davon. Unverschämt, dachte Pfister, der Typ macht sich lustig über mich. Bevor er sich wirklich ärgern konnte, klingelte sein Handy, und er sah die Nummer seines Chefs auf dem Display.
    „Guten Morgen, Chef, auch schon wach? Wir haben im
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