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Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Titel: Blutbahn - Palzkis sechster Fall
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Tür.
    Es war nicht Frau Ackermann.
    »Guten Morgen, allerseits«, grüßte
Gerhard in die Runde.
    »Kann es sein,
dass du zwei Stunden zu früh bist?«, wunderte ich mich. »Oder habt ihr die Uhr zurückgestellt?«,
wandte ich mich fragend an meine Kinder. Jetzt erst bemerkte ich die ernsten Gesichter
von Gerhard und Stefanie. »Was ist los mit euch? Komm Gerhard, setz dich und nimm
dir einen dieser köstlichen Muffins!«
    Dieser schüttelte den Kopf. »Danke,
mir ist der Appetit vergangen.«
    »Was? Bist du lebensmüde? Diese
leckeren Vollkorndinger hat Stefanie selbst gebacken!«
    »Nein, nein«, entschuldigte sich
mein Kollege sofort, »ich meine nicht die Muffins. Komm, Junge, wir müssen los.«
    »Darf ich wenigstens meinen Kaffee
austrinken? Bei unserem Umzug kommt es schließlich auf eine Minute mehr oder weniger
nicht an.«
    »Es geht keineswegs um den Umzug,
Reiner, sondern um einen Regionalzug. Genauer gesagt, um eine S-Bahn.«
    Ich verstand immer noch nicht. »Der
Bahnhof ist mindestens zwei Kilometer entfernt, für einen Umzug ist das nicht praktikabel.
Für was haben wir unsere Dienstwagen? Da passt alles rein.«
    »Mensch, Reiner, stehst du heute
mal wieder auf den Gleisen.« Gerhard schüttelte den Kopf. »Wir haben einen Einsatz!
Also los, erhebe dich.«
    Ziemlich verdattert
stand ich auf. »Und da sollen wir mit dem Zug hinfahren?«
    Jetzt lachte
mein Kollege kurz auf. »Jetzt versteh ich, was du meinst. Ne, du bist auf dem falschen
Dampfer. Wir fahren zum Zug, nicht mit dem Zug. Es gibt eine Leiche in der Bahn.«
Und zu Stefanie sagte er: »Sobald es möglich ist, kommen wir zurück, das mit dem
Umzug kriegen wir heute bestimmt noch in die Reihe.«
    Die Stimmung
meiner Frau war alles anders als euphorisch. »Dann macht mal, dass ihr fortkommt.«
    Ich bemerkte,
wie sie mich stirnrunzelnd fixierte, als ich ihr zum Abschied einen Kuss gab. Dass
sie damit meinen verwaschenen, lilafarbenen Glanzsportanzug meinte, darauf kam ich
erst später.
    Melanie rief
mir etwas nach, was ziemlich wütend klang: »Wenn du uns heute nicht zur Party fährst,
ziehe ich morgen wieder nach Ludwigshafen.«
    Ohne jegliche Konfrontation mit
meiner Nachbarin konnte ich in Gerhards Wagen steigen. Auch er musterte mich eindringlich.
    »Willst du dich noch schnell umziehen?
Oder zumindest einen Mantel drüberziehen? Die Minute hole ich wieder rein.«
    »Fahr los«, entgegnete ich. »Es
ist zwar Februar, aber wir haben fast zwölf Grad, da brauche ich keinen Mantel.
Und bitte, keine Geschwindigkeitsrekorde brechen. Das macht die Leiche auch nicht
wieder lebendig. Was ist überhaupt passiert?«
    »Keine Ahnung. Ich war nur kurz
auf der Dienststelle, weil ich gestern in meinem Büro das Handy liegengelassen habe.
Und ausgerechnet in diesen wenigen Minuten kam der Notruf rein. Tote Person in der
S-Bahn im Hauptbahnhof Schifferstadt.«
    »Na ja«, entgegnete ich. »Das kann
alles bedeuten. Vielleicht hat nur jemand einen Herzinfarkt bekommen. Hast du KPD
informiert?«
    KPD war die Abkürzung für Kriminaloberrat
Klaus P. Diefenbach, seines Zeichens Dienststellenleiter unserer Kriminalinspektion.
Wegen einiger Verfehlungen war er vor vier Monaten vom Präsidium in Ludwigshafen
nach Schifferstadt aufs Land strafversetzt worden. Seit er das Regiment führte,
hatte sich unser dienstliches Leben drastisch verändert.
    »Versucht habe ich es«, meinte Gerhard.
»Aber seine Frau meinte, er wäre auf einem Zigarrenkongress in Harsewinkel. Keine
Ahnung, wo das liegt.«
    Mein Kollege fuhr in diesem Moment
auf den Bahnhofsvorplatz und ich erschrak. Nicht wegen seiner Fahrweise oder der
großzügigen Absperrung und den vielen Gaffern, sondern wegen eines Reisemobils,
das direkt auf dem Taxifeld stand. ›Mobile Gesundheitsberatung und Prophylaxe –
Doktor Metzger‹ stand in blutroter Schrift auf der Seite. Etwas kleiner las ich
›Homöopathie nach Art des Hauses‹.
    Gerhard parkte direkt vor Metzgers
Wagen und meinte: »Dieser Not-Notarzt riecht seine Opfer meilenweit. Wie schafft
er es nur, immer als Erstes vor Ort zu sein?«
    Ich wusste, dass der Doktor, der
seine Kassenzulassung längst zurückgegeben hatte und nur noch in seiner Freizeit
manchmal Notarztwagen fuhr, regelmäßig den Polizeifunk abhörte. Bei unserem vorletzten
Abenteuer kurz vor Weihnachten erfuhren wir, dass er sich mit einer mobilen Gesundheitsberatung
selbstständig gemacht hatte und die gesetzlichen Regelungen recht individuell auslegte.
Solange es Metzger gab, würde
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