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Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Titel: Blutbahn - Palzkis sechster Fall
Autoren: Gmeiner-Verlag
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öffnete
den Automaten. Ich griff mir ruckzuck eine Cola aus dem Depot. Auf die gesicherte
Kasse, die sich im Innern des Automaten befand, legte ich ein 50 Cent Stück. Der
Automatenbefüller würde sich in den nächsten Tagen sehr wundern. Stolz ging ich
mit meiner Cola in den Besprechungsraum. Jürgen starrte die Flasche in meiner Hand
an und meinte »das gibt’s ja nicht«, und verschwand. Zwei Minuten später kam er
mit nach unten gezogenen Mundwinkeln zurück.
    »Wieder eine Diätlimonade. Ich habe
das Gesöff gleich in den Ausguss geschüttet. Wie bist du nur an die Cola gekommen?«
    »Glückssträhne«, antwortete ich,
und im gleichen Moment kam Jutta zur Tür herein.
    »Jawohl«, sagte sie, »denn jetzt
bin ich da.«
    In der Hand hielt sie einen Stapel
Papiere. »Die ersten Protokolle. Der Rest kommt bis spätestens morgen früh. Bis
jetzt ist kein entscheidender Hinweis dabei. Habt ihr etwas herausgefunden oder
wollen wir uns gleich ein Video reinziehen?«
    Wir setzten uns an den Besprechungstisch.
    »Etwas ist mir komisch vorgekommen«,
begann ich. »Warum war Metzger am Bahnhof?«
    Die anderen schauten mich stumm
an. »Ich mein ja bloß, so wie es ausschaut, war er von Anfang an dort. Nicht, dass
ich ihn verdächtige, aber seltsam ist es schon.«
    »Der ganze Typ ist seltsam«, meinte
Jutta. »Vielleicht erwartete er am Bahnhof einen Patienten?«
    »Du meinst Opfer«, verbesserte Jürgen.
    »Ich werde mich drum kümmern.« Jutta
machte sich eine Notiz. Ȇber den Toten liegen inzwischen die ersten Informationen
vor. Der Mann hieß Willibald Teufelsreute und wohnte in Speyer. Er hat keine Kinder
und ist seit über zehn Jahren geschieden. Die Kollegen sind zurzeit gerade in seiner
Wohnung. Auch hier liegt bis morgen früh ein Bericht vor.«
    »Hat er gearbeitet? Weiß man etwas
über seinen Beruf?«
    Jutta schüttelte den Kopf. Sie schenkte
sich eine Tasse Sekundentod ein. Meine Cola war längst leer, doch mit dem Kaffee
konnte ich mich beherrschen.
    »Dazu ist es zu früh. Wenn es keine
Einwände gibt, kann Jürgen den Film abfahren.«
    Gerhard und ich nickten, Jürgen
schnappte sich die Fernbedienung.
    »Für uns dürften
zwei Kameras relevant sein«, begann unser Jungkollege. »Die von Gleis 1 und die
vom Bahnhofsvorplatz. Ich habe beide Aufnahmen zirka 15 Minuten vor Ankunft der
S-Bahn positioniert. Beginnen wir mit dem Bahnhofsvorplatz.«
    Wir sahen eine
gestochen scharfe Weitwinkelaufnahme vom gesamten Vorplatz, die Kamera musste sich
auf dem Gebäude befinden. Links war die Unterführung zu den anderen Gleisen, in
der Mitte die Taxistände, rechts die Parkplätze. Es war leidlich wenig los. Alle
zwei oder drei Minuten lief eine Person durchs Bild oder ein Auto fuhr zum oder
vom Parkplatz. Nach etwa zehn Minuten sahen wir Doktor Metzgers Reisemobil anfahren.
Jürgen zoomte auf die Taxistände. Der Notarzt stieg aus, blickte sich nach allen
Seiten um und öffnete die Seitentür. Sekunden später kam ein Kerl zum Vorschein,
dem ich nachts besser nicht begegnen wollte. Er entsprach allen Klischees eines
Schwerverbrechers. Wir konnten sehen, wie Metzger ihm im Freien vor dem Reisemobil
eine Spritze in den Oberarm verpasste und ihm nach getaner Arbeit auf die Schulter
klopfte. Das glatzköpfige Narbengesicht zog etwas aus dem Wagen, das aussah wie
ein Kartoffelsack. Der Inhalt war weder zu erkennen noch zu erraten. Nun schien
Metzger mit wilder Gestik dem Mann den Weg zu erklären. Nach einer kurzen Verabschiedung
ging dieser in Richtung Bahnhofsgebäude und verschwand aus unserem Blickfeld.
    »Schalt mal
auf die Gleiskamera«, sagte ich zu Jürgen, der daraufhin eine Taste drückte. Die
Kamera, die an einem Mast in der Nähe des Eingangs zur Unterführung hängen musste,
hatte ein Teleobjektiv. Dadurch war gewährleistet, dass der komplette Bahnsteig
aufgenommen werden konnte. So sehr wir uns auf die Leinwand konzentrierten, Metzgers
Kunde blieb verschwunden. Wir wussten zwar, dass er ins Gebäude gegangen war, auf
der Gleisseite schien er aber nicht herausgekommen zu sein.
    Langsam füllte sich der Bahnsteig.
Etwa 30 Personen standen herum, meist in kleineren Gruppen. Die in der Aufnahme
eingeblendete Uhrzeit zeigte uns, dass die S-Bahn fast auf die Sekunde pünktlich
einfuhr. Leider war die entscheidende Zugtür am weitesten von allen von der Kamera
entfernt. Durch das Gewusel der ein- und aussteigenden Fahrgäste waren keine Details
zu erkennen.
    »Da, da läuft er!«, rief Gerhard
aufgeregt. In der
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