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Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Titel: Blutbahn - Palzkis sechster Fall
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Tat sahen wir nun einen Teufel auf die Kamera zulaufen. Seine
Rundummaskierung und das rabenschwarze Gesicht würden als Phantombild nicht im Geringsten
taugen. »Seht mal, der humpelt mit dem rechten Bein«, meinte Jutta. »Jürgen, spul
mal zurück und dann bitte in Zeitlupe.«
    Unser Jungkollege tat, wie ihm befohlen.
Tatsächlich, irgendetwas schien mit dem rechten Knie des Maskierten nicht zu stimmen.
    »Jürgen, kannst du eine Kopie ans
LKA schicken?«, fragte ich ihn. »Die können bestimmt feststellen, was der am Knie
hat.«
    Jürgen nickte und wir konnten beobachten,
wie der Teufel, ohne sich groß zu beeilen, unterhalb der Kamera in der Unterführung
verschwand.
    »Ich schalte wieder auf die Bahnhofsplatzkamera
um.«
    Ein Klick, und wir sahen die Umgebung
von vorhin. In Zeitlupe beobachteten wir Menschen, die aus der Unterführung oder
aus dem Bahnhofsgebäude herauseilten. Doch so sehr wir gebannt und hochkonzentriert
auf das Video starrten, es kam kein Teufel aus der Unterführung.
    »Ich sehe nur
zwei Möglichkeiten«, analysierte ich. »Entweder hat er den anderen Aufgang genommen
und ist nordwestlich des Bahnhofs in der Dannstadter Straße herausgegangen, oder
er hat sich in der Unterführung demaskiert. Wobei Letzteres bestimmt zu auffällig
gewesen wäre, das müsste jemand gesehen haben.«
    »Außerdem hat keiner, der aus der
Unterführung gekommen ist, gehumpelt«, meinte Gerhard und nahm einen großen Schluck
seines Sekundentodes.
    Jutta, die es ihm nachmachte, ergänzte:
»Das mit dem Humpeln könnte auch ein Trick gewesen sein. Wenn er den anderen Ausgang
genommen hat, wusste er vielleicht von den Kameras. Ich gehe mal davon aus, dass
es am Ausgang Dannstadter Straße keine Kamera gibt, Jürgen?«
    Dieser schüttelte den Kopf, obwohl
die logische Antwort ein Nicken gewesen wäre. Wir verstanden auch so, dass es dort
keine Kamera gab.
    »He, schaut mal, da!«
    Gerhard zeigte auf die Leinwand.
Metzgers Patient kam aus dem Bahnhofsgebäude gestürzt und klopfte wild an das Reisemobil.
Der Notarzt öffnete ihm und ließ ihn rein. Eine halbe Minute später verließ Metzger
seinen Wagen und lief selbst zum Bahnhof. Der andere Typ blieb im Reisemobil.
    Unglaublich, was ich da sah. »Das
wird uns Metzger ganz genau erklären müssen.«
    »Jetzt wissen wir wenigstens, woher
dieser Arzt von dem Verbrechen gehört hat«, erriet Jutta meine Gedanken.
    Wir schauten die Aufnahmen weiter,
bis wir Gerhards Dienstwagen sahen, in dem er zusammen mit mir zum Tatort gefahren
war.
    »Das war nicht sehr ergiebig«, schlussfolgerte
ich. »Jürgen, du hast doch bestimmt keine Lust, schon Feierabend zu machen. Würdest
du die Aufnahmen zur Sicherheit komplett durchschauen?«
    »Aber ich –«, begann unser Jungkollege
und wurde blass.
    Jutta unterbrach ihn. »Natürlich
macht er das gerne, ich bleibe schließlich auch hier.«
    Sofort begann Jürgen über beide
Wangen zu strahlen. Wir alle, inklusive Jutta, wussten, dass er heimlich auf seine
ältere Kollegin stand, die das aber mit einer gesunden Portion Humor nahm.
    »Ja klar, Reiner, mach ich doch
gerne«, ereiferte er sich und seine Blässe war verschwunden. »Soll ich uns gleich
eine Familienpizza bestellen, Jutta?«
    Gerhard und ich lächelten zum Abschied.
Jutta vernichtete unser Lächeln mit einem kurzen Satz.
    »Morgen früh um neun, Jungs?«
    Ergeben nickte ich und schaute meinen
Kollegen an. »Und danach machen wir mit dem Umzug weiter?«
    Gerhard beruhigte mich: »Selbstverständlich.
Wo schlafen deine Kinder heute Nacht?«
    »Auf ihren Luftmatratzen, das macht
denen sogar Spaß. Aber richtige Betten wären besser, meint Stefanie.« In diesem
Moment erschrak ich und blickte auf meine Uhr. »Um Himmels willen, Gerhard. Sei
so gut und fahr mich schnell heim, sonst gibt’s eine Katastrophe.«

 
4
Werkstattgespräche
     
    Es war verdammt knapp. Meine Kinder standen bereits verkleidet und
mit zornigem Blick im Hausflur.
    »Papa, wenn wir keinen Platz mehr
kriegen, lassen wir dich entmündigen!«
    Das waren harte Worte aus dem Mund
meiner elfjährigen Tochter. Stefanie sah mich fragend an.
    »Alles in Ordnung«, entgegnete ich,
während Paul versuchte, mich aus dem Haus zu drängen. »Morgen früh haben wir um
neun eine Teambesprechung, danach hole ich mit Gerhard die Kinderzimmer. Was macht
dein Bauch?«
    Sie nickte
etwas betrübt. »Soweit im grünen Bereich. Jetzt lass die Kinder nicht länger warten.«
    Prima, ganze
zwei Minuten war ich zuhause, und das nur
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