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Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Titel: Blutbahn - Palzkis sechster Fall
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Auto saßen.
    »Keine Panik, Reiner. Das erledigen
wir morgen. Ist zwar ein Sonntag, aber der Umzug macht ja keinen großen Lärm.«
    »So ein Mist«, fluchte ich. »Am
Montag gehen meine Kinder zum ersten Mal in Schifferstadt zur Schule. Und ausgerechnet
jetzt muss ein Teufel verrückt spielen. Warum hat er nicht in Mannheim zugestochen?
Dann wären andere Beamte zuständig.«
    »Mach dir da drüber mal keine Gedanken.
Ich habe ein wichtiges Indiz dafür, dass es sich um keine große Sache handelt. Du
wirst sehen, auf den Videoaufnahmen erkennen wir, wie der Teufel auf dem Parkplatz
in einen Personenwagen einsteigt. Bis morgen haben wir ihn geschnappt.«
    »Wieso bist du dir so sicher?«,
fragte ich verwirrt. »Welches Indiz meinst du überhaupt?«
    Gerhard lachte. »Becker. Dietmar
Becker. Oder hast du den Studenten heute schon gesehen?«
    Stimmt, mein Freund hatte recht.
Dieser Student der Archäologie stolperte mir in meinen letzten Fällen ständig über
den Weg. Anfangs hatte er sich selbst verdächtig gemacht, bis er mir sagte, dass
er neben seinem Studium als Journalist für Zeitungen arbeitet und davon träumt,
einen Krimi zu schreiben. Nun gut, fünf Stück hatte er inzwischen geschafft und
eine stattliche Anzahl von Kurzkrimis in Zeitungen veröffentlicht. Mein Verhältnis
zu Becker muss als seltsam bezeichnet werden. Durch seine Journalistentätigkeit
hatte er mir das eine oder andere Mal tatsächlich wichtige Informationen besorgen
können. Selbstverständlich nur zufälligerweise. Aber da ich kein Unmensch war, hatte
ich ihm als kleine Gegenleistung, was aber um Himmels willen niemand erfahren durfte,
einige Hintergrundinformationen zu den tatsächlichen Fällen gegeben. Den Studenten
mochte ich wegen seiner ehrlichen und offenen Art. Seine Krimis mochte ich weniger,
weil er den ermittelnden Kommissar immer etwas chaotisch und skurril beschrieb,
was so nie in der Realität funktionieren würde. Zum Glück lebte ich selbst in der
Realität, denn wenn ich nur eine Becker’sche Romanfigur wäre, hätte ich keine solchen
Freiheiten, die ich nur allzu gerne genoss.
    »Stimmt. Es wurde jemand ermordet
und Becker war nicht da. Vielleicht ist er krank? Was meinst du, soll ich ihn anrufen?«
    »Bloß nicht. Es reicht, wenn du
ihm bei Gelegenheit über die Tat berichtest, dann kann er von mir aus eine Kurzgeschichte
über die Sache schreiben.«
    Keine fünf Minuten später waren
wir in unserer Dienststelle angekommen. Vorteilhaft war, dass am Wochenende nur
wenige Kollegen anwesend waren, die mich allesamt, als sie mich sahen, mit einem
›Ahoi‹ begrüßten. Im Besprechungsraum angekommen, stellte Gerhard als Erstes eine
Kanne Kaffee, seinen berüchtigten Sekundentod, auf. Ungeübte hatten faktisch nur
dann eine Überlebenschance, wenn sie den Sekundentod mindestens im Verhältnis 1:20
mit Milch verdünnten. Gerhard und Jutta tranken ihn am liebsten schwarz.
    Jürgen, unser Jungkollege, kam herein.
»Servus, ihr beiden und ahoi, Reiner. Jutta hat mich angerufen. Ich habe alles nach
ihren Wünschen vorbereitet. Die Videoaufnahmen sind gerade angekommen. Die Beamtin,
die die Festplatte gebracht hat, fragte mich allen Ernstes, ob wir eine Auffangdienststelle
für auffällig gewordene Polizisten wären.«
    »Und, was hast du geantwortet?«,
fragte ich gelangweilt.
    »Nicht viel. Nur, dass wir im Guinness
Buch der Rekorde stehen als die Dienststelle mit dem höchsten Vorstrafenregister
und wir im letzten Jahr den inoffiziellen Oscar für den höchsten Drogenverbrauch
erhalten haben, noch vor dem BKA.«
    »Gut gemacht, Jürgen«, lobte Gerhard,
während er lachte. »So langsam entwickelst du dich zu einem richtigen Beamten.«
    Auf einem Tisch hatte Jürgen das
Gerät mit den Videoaufzeichnungen gestellt und mit unserem Beamer verkabelt, der
an der Decke hing. Die Leinwand war bereits heruntergezogen. Um die Wartezeit zu
überbrücken, ging ich zu unserem Getränkeautomaten im Keller. An die Heißgetränke
traute ich mich seit Anfang an nicht. Das mit Dutzenden von Tasten übersäte Bedienfeld
überforderte mich. Doch auch mit dem Kaltgetränkeautomaten hatte ich so meine schlechten
Erfahrungen. Aus diversen Gründen, meist steckten Kollegen dahinter, polterte fast
immer statt einer kühlenden Cola eine eklig schmeckende Diätlimonade in den Ausgabeschacht.
Doch ich war nicht lernresistent. Ich schaute kurz aus dem Raum, ob die Luft rein
war, zog hämisch grinsend einen Spezialschlüssel aus meiner Hosentasche und
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