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Blut und Rüben

Blut und Rüben

Titel: Blut und Rüben
Autoren: Uwe Voehl
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Wirbelsäule gebrochen, sondern sich auch andere, ziemlich merkwürdige Verletzungen zugezogen. Als die Tierkörperverwertung das Schwein abholen wollte, stellten die Männer fest, dass das Tier noch lebte. Selbst die hatten so etwas noch nie erlebt. Das Schwein musste wahnsinnige Schmerzen gehabt haben. Als sie Wattenberg darauf hinwiesen, ist der ausgerastet und hat mit einer Eisenstange auf das Schwein eingeschlagen. So lange, bis die Polizei kam. Da lebte das Schwein immer noch ...«
    »Hör auf, mir ist schlecht«, sagte ich. Ich musste an Luna denken und konnte nur hoffen, dass es nicht Wattenberg war, dem sie in die Hände gefallen war.
    »Alles klar, ich erspar euch die weiteren Details. Jedenfalls scheint er noch immer ein Faible für Eisenstangen zu haben.«
    »Wird er sie nicht vermissen, wenn er zurückkommt?«
    Norbert schüttelte ernst den Kopf. »Du hältst uns wohl für dümmer, als die Polizei erlaubt, was? Wir haben natürlich nur die Blutspuren mitgenommen.« Er blickte Ollie an und schien zu überlegen, inwieweit er ihm die folgende Aussage zumuten konnte. »Vielleicht sind es ja auch menschliche Blutspuren.«
    Norbert und Ollie hatten sich gerade verabschiedet, als das Telefon klingelte. Die verzerrte Stimme war die vom ersten Mal.
    »Ich habe es mir überlegt. Du kannst deinen Köter wiederhaben.«
    »Und wieso plötzlich der Meinungsumschwung?«
    »Das braucht dich nicht zu kratzen. Vielleicht tut mir deine Töle ja einfach nur leid ... Und jetzt sperr deine Lauscher auf ...« Er nannte ein paar Daten. »Hast du ein GPS-Gerät?«
    »Nein.«
    »Dann besorg dir eins. In zwei Stunden ist dein Kläffer an einem bestimmten Ort. Fünf Minuten später nicht mehr. Auch nicht, wenn du die Bullen einschaltest, klar?«
    »Klar«, sagte ich. Meine eigene Stimme klang fremd.
    »Also, hier sind die Koordinaten.«
    Ich schrieb sie mit.
    Grußlos legte der andere auf.
    Ich wartete fünf Minuten. Dann rief ich Ollie an. »Sag mal, hast du gerade auch einen Anruf bekommen?«
    »Einen Anruf?« Seine Stimme klang müde und leicht betrunken. »Nein, aber was ...«
    »Ach, nur so«, versuchte ich ihn zu beruhigen. Aber dann musste ich ihn doch fragen: »Hast du ein GPS-Gerät?«
    »Ein GPS-Gerät?« Er reagierte wie ein Papagei. Wahrscheinlich brauchte er jedes Mal ein paar Sekunden, bis bei ihm der Groschen fiel. Dann sagte er: »Ja, ich habe so ein Ding im Auto.«
    Ollie weigerte sich zunächst, mich allein fahren zu lassen. Erst nachdem ich ihm verständlich gemacht hatte, dass es auch um Steffis Leben ging, ließ er mich ziehen.
    Zunächst hatte ich Probleme mit dem Morgan. Der Wagen war wie eine Seifenkiste, aber nach ein paar Kilometern hatte ich mich an die unorthodoxe Technik gewöhnt.
    Ollie hatte die Daten in das GPS-Gerät eingegeben. Ich ließ mich davon leiten.
    Die Landstraßen lagen verlassen und einsam da. Ein halb voller Mond schaute durch die Wipfel der Bäume. Ich trat auf die Bremse, als plötzlich ein Reh über die Straße sprang.
    Der Weg führte aus Detmold hinaus über die Gauseköte, einen Gebirgspass zwischen Detmold und Schlangen. Eine einsame Gegend. Wie geschaffen, um jemanden umzubringen, ohne dass es außer Fuchs und Hase jemand merkte ...
    Mitten auf der höchsten Kuppe war das Ziel erreicht. Ich fuhr rechts ran. Die Lichtfinger der Scheinwerfer verloren sich irgendwo in der Dunkelheit. Ich stellte den Motor aus und ließ nur noch das Standlicht brennen.
    Mir war alles andere als wohl in meiner Haut, als ich ausstieg. Ein kalter Wind zerrte an meiner Kleidung. Es war totenstill. Als ich lauschte, glaubte ich weit entfernt den Motor eines anderen Wagens zu vernehmen. Ein paar Sekunden lang, dann war es wieder still.
    Ich fuhr zusammen, als plötzlich das Handy summte.
    »Ja?«
    »Gut gemacht!« Wieder die Metallstimme aus der Büchse. »Das war ein Test. Du hast ihn bestanden. Ich wollte nur sichergehen, dass du auch allein bist ...«
    »Wo sind Sie?«
    Meckerndes Lachen antwortete. »Das wirst du gleich sehen. Hör zu, du fährst jetzt hierher ...« Er gab die neuen GPS-Daten durch. »Und komm bloß nicht auf dumme Gedanken ...«
    »Warum lassen Sie Luna nicht einfach frei?«
    Plötzlich war ein klägliches Jaulen im Hintergrund zu hören. Innerhalb von wenigen Sekunden steigerte es sich zu abgehackt klingendem Schmerzensfiepen. Luna!
    »Noch Fragen?«
    Ich ballte die Fäuste. »Nein.«
    Der andere unterbrach die Verbindung.
    Ich stieg ins Auto, legte das Handy auf den Beifahrersitz
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