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Blut und Rüben

Blut und Rüben

Titel: Blut und Rüben
Autoren: Uwe Voehl
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und spürte, dass meine Hände zitterten, als ich erneut die Zündung betätigte. Was auch immer er Luna angetan hatte, er würde es bereuen!
    Ich gab die neuen Daten in das GPS-Gerät ein. Sie bedeuteten, dass ich wenden musste. Es ging wieder zurück Richtung Detmold. Mehrmals musste ich abbiegen. Die Straßen wurden schmaler, rechts und links erstreckten sich Felder.
    Obwohl es immer abgelegener wurde, kam mir die Gegend bekannt vor. Irgendwo in der Nähe befand sich der Hof von Armin und Ludwig. Ich fuhr langsamer. In der Ferne glaubte ich ein Licht auszumachen – vielleicht von einem Haus oder auch nur von einer Laterne.
    Die GPS-Daten endeten vor einem Feld – mitten in der tiefsten Einöde. Das Licht musste ich mir eingebildet haben. Der Mond war hinter Wolkenbänken verschwunden – oder jemand hatte ihn einfach ausgeknipst, damit ich nichts mehr sehen konnte. Finsterer stellte ich mir selbst den Arsch von Afrika nicht vor.
    Ich wartete fünf Minuten. Nichts rührte sich. Schließlich klingelte das Handy erneut.
    »Nicht so schüchtern«, schepperte die Blechdose. »Den Wagen lässt du stehen. Siehst du das Feld links von dir?«
    »Es ist zu dunkel ...«
    »Jedenfalls gehst du jetzt bis zur Mitte des Feldes. Dort wirst du deinen Liebling finden.«
    Er hatte schon wieder aufgelegt, noch bevor ich etwas sagen konnte.
    Zögernd folgte ich seiner Anweisung. Das Feld lag brach. Mit jedem Schritt versank mein Schuh im Matsch. Das saugende Geräusch und mein Atem waren für einige Zeit die einzigen Laute. Das Feld schien riesig zu sein. Nach einiger Zeit wurde mir klar, dass ich gar nicht wusste, wo die Mitte war. Vielleicht ging ich sogar im Kreis. Es war einfach zu dunkel.
    Das Handy klingelte.
    »Bei den Pfadfindern bist du nie gewesen, was? Du musst dich mehr rechts halten. Ja, so ist es richtig.«
    Die blecherne Stimme dirigierte mich weiter. Ich hatte ein zunehmend ungutes Gefühl, dass jemand mich beobachtete. Er sah mich, aber ich sah ihn nicht. Bei dem Gedanken, dass er vielleicht in dem Moment mit einer Waffe auf mich anlegte, brach mir der Schweiß aus.
    »... und jetzt noch hundert Schritte geradeaus. Los, zähl!«
    Ich zählte: »Eins, zwei ...«
    Nach hundert Schritten blieb ich stehen. Von Luna war nichts zu sehen.
    Don Blech hatte die Verbindung unterbrochen.
    Da flammten plötzlich zwei riesige Augen vor mir auf. Gleichzeitig brüllte ein Motor godzillagleich in die Nacht. Die Erde unter meinen Füßen bebte ...
    Geblendet schloss ich die Augen.
    Von rechts kam etwas herangeschossen. Instinktiv hechtete ich vorwärts und warf mich auf den Boden. Das Etwas raste an mir vorbei, während das Monster vor mir näher herangekommen war. Allmählich schälten sich die Umrisse aus der Dunkelheit. Es erinnerte an eine riesige Heuschrecke mit Fühlern und Beinen ...
    Dann fiel der Groschen: Es musste sich um eine Erntemaschine handeln! Jetzt erkannte ich das gleißende Glitzern spitzer Messer und Häcksel.
    Von rechts sirrte das zweite Gefährt abermals heran. Es handelte sich um ein Quad. Mit aberwitziger Geschwindigkeit schoss es auf mich zu. Ich rappelte mich wieder hoch, doch weglaufen war zwecklos. Mit jedem Schritt versanken meine Schuhe tiefer.
    Abermals stellte ich mich dem Heranrasenden. Ich wartete bis zur letzten Sekunde. Dann sprang ich zur Seite und warf mich wieder auf den Boden. Das Quad jaulte an mir vorbei wie ein wütendes Insekt.
    Diesmal hatte ich eine Gestalt darauf erkannt. Sie war ganz in Schwarz gekleidet und trug einen Helm.
    Etwas brüllte hinter mir auf. Ich wälzte mich herum. Eine zweite Heuschrecke war zum Leben erwacht. Langsam, aber zielstrebig setzte sich das Monster in Bewegung. Direkt auf mich zu.
    Ich saß in der Falle. Vor mir und hinter mir fuhren die Heuschrecken ihre Beißwerkzeuge nach mir aus. Der Quadfahrer versuchte, mich ihnen in den Rachen zu treiben. Jetzt kam er von links angerast. Wieder warf ich mich herum und entkam ihm nur um Haaresbreite.
    Mein Atem ging schwer. Ich spürte wieder meine Rippen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie mich da hatten, wo sie mich haben wollten. Oder bis ich entkräftet aufgab ...
    Da vernahm ich ein weiteres Motorgeräusch. Irgendwie kam es mir bekannt vor. Ich hatte keine Zeit, mir weiter Gedanken darüber zu machen. Das Quad nahm erneut Anlauf. Ich sprang auf die Beine und wich ihm in letzter Sekunde aus.
    Doch diesmal kam ich nicht unversehrt davon. Ein Lenker hatte mich am Arm erwischt. Ich schrie auf. Der Schmerz
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