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Blumen fuer Polt

Blumen fuer Polt

Titel: Blumen fuer Polt
Autoren: Alfred Komarek
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Breitwieser, der alte Herr vom Gutshof, hat einen Unfall gehabt.
Am Ortsende, gegen Burgheim zu. Den Riehl Rudi hat es schwer erwischt. Dr.
Eichhorn ist draußen bei ihm. Wollen Sie mit dem Herrn Breitwieser sprechen? Er
steht neben mir. Ziemlich fertig ist er.“
    Polt warf Holzer einen kurzen Blick zu. „Er soll auf
uns warten. Wir sind in ein paar Minuten da.“
     
    Horst Breitwiesers Auto war ein schwarzer Opel
Olympia aus den 30er Jahren. Am Straßenrand, vor dem rechten Kotflügel, lag ein
zweisitziges Puch-Moped. Polt trat zum Gemeindearzt, der sich über eine leblose
Gestalt beugte, die mit blauen Arbeitshosen und einem karierten Hemd bekleidet
war. Dr. Eichhorn blickte zum Gendarmen auf, sagte „Grüß Gott“, und seine
kleinen, dicken Hände machten eine resignierende Bewegung. Aus den geöffneten
Fenstern der umliegenden Häuser schauten Gesichter.
    Christian Wolfinger, jagdgrün gekleidet wie immer,
trat aus dem Hoftor und wollte mit dem Gendarmen reden. „Später, bitte“, sagte
Polt und wandte sich seinem Kollegen zu. „Fang du schon einmal hier mit der
Arbeit an, ich kümmere mich um Herrn Breitwieser.“ Im Wirtshaus nickte er
Martin Stelzer zu und setzte sich zu dem einzigen Gast, einem schlanken,
weißhaarigen Mann, der den Kopf in beide Hände gelegt hatte. Jetzt schaute er
auf, griff zu einer dickrandigen Brille. „Guten Tag, Herr Inspektor. Ich bin
Horst Breitwieser. Sie wissen ja, was geschehen ist. Der Mann, da draußen...“,
er warf einen unsicheren Blick zum Fenster, „... tot?“
    Simon Polt nickte wortlos.
    Der alte Herr schwieg lange und schaute ins Leere.
    Dann gab er sich einen Ruck. „Ich habe versucht, Erste
Hilfe zu leisten, obwohl ich sah, daß alles vergeblich sein würde. Ich trage
Schuld an diesem Unfall, Herr Inspektor, weil ich getrunken habe.“
    „Nur immer mit der Ruhe, eins nach dem anderen, Herr
Breitwieser. Was ist aus Ihrer Sicht geschehen?“
    „Ich war im Burgheimer Kirchenwirt und habe zwei
Viertel getrunken, mehr als gewöhnlich und mehr, als mir guttut. Dann wollte
ich nach Hause. In Brunndorf sah ich einen Mopedfahrer vor mir, der fast in der
Straßenmitte unterwegs war. Mein warnendes Hupen muß ihn erschreckt haben.
Jedenfalls verriß er das Fahrzeug. Ich bremste zu spät, und er prallte gegen
mein Auto... So rasch tötet man einen Menschen. Ich bin ein alter Narr,
Inspektor, der nichts mehr auf der Straße zu suchen hat. Aber ich redete mir
doch tatsächlich ein, ich sei noch immer ein recht passabler Autofahrer.“
    „Wie schnell sind Sie gefahren?“
    „Langsam. Aber exakt kann ich es nicht sagen. Der Tachometer
funktioniert schon lange nicht mehr.“
    „Haben Sie den Mopedfahrer gekannt?“
    „Nur vom Sehen. Meine Frau und ich führen auf dem
Gutshof ein abgeschiedenes Leben. Mit den Leuten in Brunndorf und Burgheim habe
ich wenig Kontakt. Was geschieht jetzt mit mir?“
    „Nicht viel. Um einen Alkotest kommen wir natürlich
nicht herum. Ich brauche Ihre Daten und die Autopapiere. Und dann bitte ich Sie
vorerst nur noch, Ihre Aussage zu unterschreiben. Der Gerichtsmediziner wird
wohl das Unfallopfer sehen wollen, und Ihr Auto bleibt hier, für die erkennungsdienstliche
Untersuchung. Wie fühlen Sie sich denn? Soll ich Sie nach Hause bringen?“
    „Danke, nein. Ich bin ein passionierter
Spaziergänger und lege zu Fuß weite Strecken zurück. Und über seelische
Probleme hilft man sich in meiner Generation mit Disziplin hinweg.“
    „Wie Sie meinen. Sie wohnen im Runhof, nicht wahr?“
    „Ja, dicht an der Grenze nach drüben. Sie brauchen
nur dem Güterweg von Brunndorf aus nach Norden zu folgen.“
    „Und Sie halten sich die nächste Zeit für mich zur
Verfügung?“
    „Was sollte ich sonst tun? Ich bin am Runhof gestrandet.
Meine Ziele liegen alle hinter mir.“
     
    Eine gute Stunde später saßen Polt und Holzer
einander wieder in der Dienststelle gegenüber. „Armer Teufel!“ sagte Polt.
    Holzer schaute irritiert von seiner Schreibarbeit
hoch. „Du meinst doch nicht den Riebl?“
    „Nein, nicht wirklich. Natürlich den alten Herrn. Du
weißt genausogut wie ich, was da gelaufen ist, in den letzten Jahren.“
    „Und ob. Rudi Riebl, der Unfallprofi. Es war immer
das gleiche Muster. Er spionierte einen Betrunkenen aus, der in sein Auto
stieg, und schmiß sich ihm ein paar Minuten später geschickt vor die Räder.
Mehr als blaue Flecken oder Prellungen hat sich der raffinierte Kerl nie
geholt, da gehe ich jede Wette ein. Aber im
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