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Blumen fuer Polt

Blumen fuer Polt

Titel: Blumen fuer Polt
Autoren: Alfred Komarek
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Unfall, an dem du deine privaten Zweifel hast. Aber sag selbst: Wer
will so einem Menschen was tun? Ich sehe weit und breit kein Motiv.“
    „Ja denkst du, ich?“ Polt schaute ins nachtschwarze
Fenster, in dem sich ein häßlicher Leuchtkörper aus den fünfziger Jahren
spiegelte. „Aber es gibt eins.“
    „Wie du meinst. Was den Riebl Rudi und diesen
Breitwieser angeht, liegt der Fall allerdings anders. Jedem ist klar, was
passiert ist. Aber die Ergebnisse der ärztlichen Untersuchung, soweit sie jetzt
schon vorliegen, belasten den Breitwieser. Er hat den Riebl ziemlich frontal
erwischt. Wenn wir dem alten Herrn helfen wollen, muß noch allerhand ans Licht
kommen. Noch etwas, Simon. Irgendwie kommen wir auch ohne dich zurecht.
Möchtest du nach Hause gehen?“
    „Genau das möchte ich nicht.“
    „Ja dann. An die Arbeit, mein Lieber. Und mach's
gut.“
     
    Polt war hellwach, als er sich nach dem Nachtdienst
in den frühen Morgenstunden auf den kurzen Weg zum Hof des Höllenbauern machte.
Zu Hause angelangt, fiel sein Blick auf das Glas mit Willis Blumenstrauß. Er
nahm es und schmiß es mit solcher Kraft gegen die Wand, daß ihm die Scherben um
die Ohren flogen. Eine Weile stand er regungslos, dann sammelte er die Blumen
auf. „Entschuldigt“, murmelte er. „Was könnt denn ihr dafür.“
     
    Die vom
Gutshof
     
    Lange saß Simon Polt am Küchentisch und schaute vor
sich hin. Dann legte er den Kopf auf die Unterarme und schlief ein wenig. Als
er aufwachte, hörte er ein leises Maunzen vom Bad her. Erst war neben dem
Türstock nur ein goldgrünes Auge und ein Ohr zu sehen, dann zeigte sich der
restliche Kater und kam zögernd näher.
    „Czernohorsky, alter Freund, ich habe ganz auf dich
vergessen.“ Polt stand auf und füllte den Futternapf. Als der Kater satt war,
sprang er auf die Knie seines Ernährers, ließ sich gewichtig nieder und
rülpste, weil er wieder einmal zu hastig gefressen hatte. Polt streichelte ihn
gedankenverloren. Dann stand er auf, setzte Czernohorsky auf den Boden und
ging ins Bad. Kaum eine halbe Stunde später verließ er das Haus und suchte den
Kirchenwirt auf. Franz Greisinger, von Stammgästen kurz Franzgreis genannt,
warf ihm einen nachdenklichen Blick zu. „Grüß dich, Simon. Alles in Ordnung soweit?“
    „Von wegen Ordnung. Eigentlich sollte ich mich ausschlafen.
Aber es geht mir nicht so gut, und ich denke, daß es besser ist, wenn ich unter
Leuten bin.“
    „Recht hast du. Schlimm das mit dem Willi für dich,
nicht wahr? Aber du solltest dir nicht so viel antun, wegen dem.“
    „Und warum nicht?“
    „Es war doch kein Leben, das der geführt hat. Dem
ist es gar nicht zu Bewußtsein gekommen, als es aus war.“
    „Der Willi hat mehr wahrgenommen, als man glauben
möchte, auf seine Weise.“
    „Vielleicht ist er oben am todten Hengst einem
Vogel nachgelaufen und dabei abgestürzt, dann wär's sogar irgendwie ein
schöner Tod gewesen.“
    „Ich würde gerne daran glauben“, sagte Polt, „aber
ich tu's nicht.“
    „Deine Sache. Kaffee?“
    „Ja, bitte.“
    Polt nahm einen Schluck und hatte im selben Augenblick
Magenschmerzen. „Etwas anderes. Dieser Horst Breitwieser..., war der öfter bei
dir?“
    „Ja, eigentlich täglich, um dreiviertel fünf, nach
seinem Spaziergang. Nach dem hast du die Uhr stellen können. Er hat ein Viertel
Rotgipfler getrunken und Zeitung gelesen. Kein unfreundlicher Mann, aber
schweigsam und ziemlich reserviert. Andere Gäste hat er nur knapp gegrüßt. Geredet
hat er mit keinem.“
    „Und keiner mit ihm, nicht wahr?“
    „Stimmt natürlich.“ Franzgreis stellte ein paar
Gläser ins Regal. „Die Bauern wollen mit denen vom Gutshof nichts zu tun haben,
war schon immer so. Das ist eine andere Welt.“
    „Aber der Riebl Rudi war nicht so wählerisch mit
seiner Unfallmasche.“
    „Dem war's doch egal, woher das Geld gekommen ist.“
    „Von wegen Geld. Weißt du, wie's dem Breitwieser so
geht?“
    „Keine Ahnung. Geredet wird natürlich schon. Die einen
halten ihn für einen stinkreichen Geizhals und die anderen für einen
arroganten Bettler.“ Franzgreis schaute zur Tür. „Meine Verehrung, Herr
Steiger!“
    Der neue Gast antwortete mit einer lustlosen Handbewegung.
„Einen Tee bitte, und ordentlich Rum hinein.“
    „Was ist denn mit Ihnen los?“
    „Ach was. Eine Art Grippe. Ich bin derart kaputt,
daß ich gerade noch die paar Meter von meinem Hof hierher schaffe. Schon seit
drei Tagen war ich nicht einmal im
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