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Blumen fuer Polt

Blumen fuer Polt

Titel: Blumen fuer Polt
Autoren: Alfred Komarek
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Sie, Herr Inspektor. Erst war es eine
Pflicht, sie zu kriegen, und dann ein Unglück, sie zu haben. Es ist bitter,
verzichten zu müssen.“
    Sie hatten kehrtgemacht und gingen jetzt schweigend
auf den Runhof zu. Dann dachte Polt laut nach. „Vielleicht gibt es ein Detail, das Ihr Mann bisher nicht
beachtet hat und das ihn entlasten könnte.“
    Frau Breitwieser trat heftig mit der rechten
Schuhspitze gegen einen kleinen Stein, der auf dem Weg lag. „Ich werde mit
meinem Mann darüber reden. Und er wird Sie natürlich gerne empfangen, sobald
es ihm besser geht. Sie sind jederzeit willkommen hier. Bis bald, demnach.“
    „Ja, bis bald.“ Polt setzte sein Fahrrad in Bewegung
und spürte, daß er nun doch sehr müde war.
     
    Die
Auferstehung
     
    Ostern war gekommen. Fast unwillig nahm Simon Polt
zur Kenntnis, daß ihm das Leben wieder Freude machte. Noch dazu stand ein
schönes Fest vor der Tür: die „Grean“. Das Wort stand für grün.
    Früher war im Wiesbachtal jahraus, jahrein kaum
Fleisch auf den Tisch gekommen, und zu trinken gab es statt Wein den
„Haustrunk“, die mit reichlich Wasser versetzte zweite Pressung der Maische. Am
Ostermontag galt es aber zu feiern, Himmlisches wie Irdisches: Der Heiland war
auferstanden, die Glocken waren doch wirklich aus Rom zurückgekommen, die
dicken Fässer in den Kellern waren gefüllt, und der frische Wein funkelte klar
in den Gläsern. Früher hatten die Bauern an diesem glücklichen Tag das Gesinde
in die Kellergasse geladen, zu gutem Wein, Selchfleisch und frisch gebackenem
Brot. Längst gab es keine Landarbeiter mehr auf den Höfen, aber man wollte sich
das Feiern einfach nicht nehmen lassen, und so war schon seit vielen Jahren
eben jeder eingeladen, der des Weges kam. Keiner der Bauern im Tal war
wohlhabend, doch gerade jene, die eigentlich nichts zu verschenken hatten,
taten es gerne.
    Simon Polt dachte darüber nach, als er am
Ostermontag sein Fahrrad gemächlich durch die sacht ansteigende Burgheimer
Kellergasse schob. Fast alle Preßhaustüren waren geöffnet, Tische und Bänke
standen im Freien.
    In den letzten Tagen war es zwar wieder ziemlich
kühl geworden, es hatte geregnet, und noch am Morgen war der Himmel betrüblich
grau gewesen. Doch dann hatten sich die Wolken verzogen, und jetzt, am frühen
Nachmittag, war die Sonne schon sehr angenehm zu spüren. Die Kellergasse war
voller Menschen. Kaum jemand aus Burgheim ließ sich das Fest entgehen, und die
Weinbauern hatten Freunde von auswärts eingeladen. Natürlich war auch Aloisia
Habesam da, Inhaberin der unbestritten gut sortierten Burgheimer
Gemischtwarenhandlung und gefürchtete Kennerin aller Neuigkeiten, Geheimnisse und
Gerüchte des Wiesbachtales. Im Vorbeigehen warf sie Polt einen taxierenden
Blick zu, sprach ihn aber überraschenderweise nicht an.
    Dann sah der Gendarm den Pfarrer und den Bürgermeister
einträchtig vor dem Höllenbauer-Preßhaus sitzen, grüßte und lehnte freundlich
ab, als er eingeladen wurde, an ihren Tisch zu kommen. Er wollte erst einmal
die ganze Kellergasse durchwandern, einfach unter Leuten sein.
    Ein paar Preßhäuser weiter verdüsterte sich seine
Laune allerdings. Schon zuvor hatte er sich über plärrende Lautsprechermusik
geärgert, Musikantenstadlschwachsinn übelster Sorte. Jetzt stand er vor einem
Preßhaus, das mit ungehobelten Brettern in eine Art Almhütte verwandelt worden
war. „Charlys Ranch“ war auf einem lackierten Holzschild zu lesen. Vor der Tür
ergänzten ein Tisch und zwei Sessel aus weißem Plastik das Bild. Ein
Kassettenradio lärmte einsam vor sich hin. Polt hatte wenig Lust, auch noch die
Bewohner von Charlys Ranch kennenzulernen, und ging rasch weiter.
    „Furchtbar, nicht wahr?“ Polt erkannte Dieter
Moltkes Stimme, der sich ihm raschen Schrittes genähert hatte, weil sein großer
Jagdhund ungestüm an der Leine zog.
    „Wohin so eilig?“
    „Fragen Sie meinen Hund. Aber vielleicht gelingt es
mir, vor Sepp Räuschls Preßhaus eine Notbremsung hinzulegen. Der hat einen
Grünen Veltliner im Keller, noch unfiltriert. Mein lieber Freund!“
    „Weiß ich, ich habe gekostet, vor ein paar Tagen
erst. Bis später also vielleicht!“ Polt blieb stehen und schaute ins Leere.
Dann ging er müde zum Höllenbauer-Preßhaus zurück und trat ein. „Kann ich was
zu trinken haben?“
    „Immer.“ Ernst Höllenbauer musterte seinen Freund
nachdenklich. „Was darf's denn sein?“
    „Was du meinst.“ Gedankenlos trank Polt das Glas mit
dem
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