Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blumen fuer Polt

Blumen fuer Polt

Titel: Blumen fuer Polt
Autoren: Alfred Komarek
Vom Netzwerk:
Preßhaus.“
    Simon Polt wandte sich ihm zu. „Das ist allerdings
schlimm.“
    „Können Sie laut sagen, Herr Inspektor. Wie ein
eingesperrter Feldhase komm ich mir vor.“
    „Na, dann gute Besserung.“ Polt trank den restlichen
Kaffee. „Ich werde kurz in der Dienststelle vorbeischauen. Vielleicht gibt's
was Neues.“
    Inspektor Halbwidl, der Journaldienst hatte,
musterte Polt erstaunt. „Du kriegst wohl nie genug von der Gendarmerie, was?“
    „Derzeit nicht. Irgendwas Neues, was den Breitwieser
angeht oder den Willi?“
    „Nicht daß ich wüßte.“
    „Dann werde ich mich eben ein wenig in Brunndorf umhören,
sozusagen privat.“
    „Dein Vergnügen.“
    Simon Polt ging erst einmal durch die schmale
Badgasse zum Haus von Walter Röhrig. Eigentlich war der Mann Weinbauer, doch in
jeder freien Minute wurde er zum Mechaniker. Sein Vater hatte ihm diesen
Berufswunsch verwehrt, aber der Röhrig Walter hatte sich schon immer zu helfen
gewußt. Die Tür zur kleinen Werkstätte war geöffnet, und über der Montagegrube
stand ein uralter Mähdrescher. Polt wartete geduldig. Nach einiger Zeit kam
eine stämmige ölverschmierte Gestalt ans Licht. „Guten Morgen, Simon, schon so
früh auf?“
    „Du bist ja auch schon am Werk.“
    „Ja, aber ohne Nachtdienst vorher - wenn man vom
Kirchenwirt absieht. War ziemlich feucht, ehrlich gesagt.“
    „Um mein Fahrrad hast du dich noch nicht kümmern
können, wie?“
    Statt einer Antwort wies Walter Röhrigs Hand nach
hinten. Dort stand das schwarze Steyr-Waffenrad des Gendarmen und war so gut
wie neu. „Ich habe die Räder samt den Reifen einfach ausgetauscht. Gottlob
liegt jede Menge Ersatzteile bei mir herum.“
    „Großartig, danke! Was bin ich schuldig?“
    „Nichts. Denk halt daran, wenn du mich das nächste
Mal mit dem Auto erwischst.“
    „Geht nicht, das weißt du.“
    „Klar. War auch nur ein Witz.“ Der Mechaniker griff
ans verbeulte Blech des Mähdreschers. „Einen Sommer macht er's noch, der alte
Bursche. Hoffentlich.“
    „Aber ja. Bei deiner Pflege!“ Polt holte sein
Fahrrad, stieg auf und fuhr langsam Richtung Brunndorf. Gleich nach dem
Ortsschild bremste er. Hier war es geschehen. Die weißen Kreidestriche auf dem
Asphalt zeichneten noch deutlich sichtbar die Konturen des Unfalls nach.
    „He! Simon!“
    Der Gendarm zuckte zusammen. Diese Stimme kannte er doch.
Er wandte sich um. „Frau Stirbl!“
    „Wer sonst. Und schau nicht so verdattert. Du hast
wohl geglaubt, ich bin schon hinüber, was?“ Schwarze Augen glänzten belustigt
unter unfrisiertem weißem Haar.
    Polt war verlegen. „Ich habe Sie lange nicht mehr gesehen.“
    „Weil jeder Gendarm einen Blindenhund braucht. Herein
mit dir!“ Polt setzte sich folgsam in Bewegung, lehnte sein Fahrrad an die
Hausmauer und trat ein. Er gelangte in einen überdachten Raum, der nach hinten
durch eine Holzwand mit Tür und Fenstern abgeschlossen war. Auf einem
einfachen Tisch, der zur Wand hochgeklappt werden konnte, lagen Kräuter zum
Trocknen ausgebreitet, auf dem abgetretenen Bretterboden standen Näpfe und
kleine Teller. „Für die Katzenviecher aus der Nachbarschaft“, erläuterte Frau
Stirbl. „Die Biester fressen mich noch arm.“ Sie rückte für ihren Besucher
einen Sessel zurecht. „Bleiben wir gleich hier.
    Das macht am wenigsten Umstände.“ Dann ging sie in
die Küche und kam mit einer halbvollen Flasche Wein und zwei ziemlich schmutzigen
Gläsern zurück. „Auf dein Wohl.“
    Simon Polt betrachtete die trübe Flüssigkeit mit
einigem Mißtrauen. „Und auf Ihr Wohl, Frau Stirbl!“ Hastig goß er den Wein
hinunter und legte die Hand auf sein Glas, als seine Gastgeberin nachschenken
wollte. „Vielen Dank. Es ist noch zu früh für mich zum Trinken. Aber etwas
anderes, wenn ich fragen darf: Wie alt sind Sie jetzt eigentlich?“
    „Ich? Wie alt? 96, mein Lieber. Dreißig Jahre ist es
jetzt schon her, daß mein Mann tot ist, der Alois. Na ja. Viel war nie los mit
ihm.“
    „Noch eine Frage: Haben Sie von dem Unfall gestern
abend was bemerkt, Frau Stirbl?“
    „Ich hab's hupen gehört, dreimal hintereinander, und
dann hat's einen ordentlichen Kracher gegeben. Natürlich bin ich zum Fenster
wie die anderen Nachbarn auch. Der Riebl Rudi, dieser Erzgauner, ist neben
seinem Moped gelegen, und der Herr Breitwieser hat sich sofort um ihn
gekümmert. Kann einem leid tun, der Mann.“
    „Glauben Sie, daß sonst jemand etwas gesehen hat?“
    „Natürlich, die Fuchs Hilda. Den ganzen Tag
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher