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Blumen fuer Polt

Blumen fuer Polt

Titel: Blumen fuer Polt
Autoren: Alfred Komarek
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Willi, der ihm von seinen
Spaziergängen her vertraut war, sein Sohn sein könnte.“
    „Er hat es mir vor etwa zwei Jahren auf den Kopf
zugesagt, und ich war ehrlich zu ihm, weil ich dachte, er wäre im Alter anders
geworden. Und das war ja auch der Fall, nicht wahr, Horst?“
    „Mehr oder weniger, ja. Man resigniert eben, wird
gleichgültig. Diese tägliche Begegnung war nur noch ein merkwürdiges Ritual,
abstrahiert durch Distanz. Aber dann...“ Breitwieser hatte sich abgewandt und
wühlte in einer Schachtel, die neben ihm stand. „Hier!“ Er warf wütend jene
Ausgabe der Lokalzeitung auf den Tisch, in der die Geschichte über Willi
erschienen war. „Eine erbärmliche Schmiererei, grotesk und verlogen. Darauf
hätte es früher eine deutliche Antwort gegeben. In mir ist jedenfalls die alte
Wut auf diese von mir gezeugte Kreatur wieder hochgekommen. Als ich sie dann
einmal nicht auf ihrem Platz sah, habe ich, ohne viel nachzudenken, in der
Wiese darunter Nachschau gehalten und sah den Kretin da liegen, verletzt, doch
er lebte, so irgendwie wenigstens. Ich sagte: Dein Vater ist da, Willi. Und
dann kam dieses verblödete, unerträgliche Grinsen! Ich habe einen kurzen Hieb
gegen die Halsschlagader geführt. Man muß nur die richtige Stelle kennen, dann
geht das ganz leicht, und nichts ist später zu bemerken. Ein Befreiungsschlag,
Inspektor, es war getan, was längst hätte getan werden sollen. Wenn ich etwas
vor mir zu verantworten habe, dann die sentimentale Reaktion meiner Frau. Damit
hatte ich nicht gerechnet. - Wie sind Sie eigentlich auf mich gekommen?“
    „Wie soll ich sagen. Angefangen hat es ganz banal
mit dem Gesichtsausdruck des Toten. Wenn es einen Mörder gab, dann hat sich
Willi über sein Kommen gefreut. Außerdem haben Sie, Herr Breitwieser, zu den
wenigen gehört, die Willi fast täglich gesehen haben. Es ist mir auch
aufgefallen, daß Sie den Unfall mit dem Riebl Rudi leichter verkraftet haben
als Ihre Frau. Später wurde ich dann auf die Idee gebracht, mich für Willis
Vater und dessen mögliche Motive für einen Mord zu interessieren. Und bei Ihnen
gibt es immerhin ein paar Indizien für eine besondere Einstellung zu, sagen
wir einmal, lebensunwertem Leben. So nebenbei gefragt: Was war eigentlich
wirklich mit diesem Fritz Brenner los? Nur aus Ritterlichkeit hätte ein
intelligenter Mann wie er wohl nicht jahrzehntelang dieses Leben geführt.“
    Breitwieser lachte kurz auf. „Dieses Geheimnis teilt
Fritz Brenner mit meiner Frau. Ich habe nie wirklich versucht,
dahinterzukommen, weil ich, nun ja, weil ich unsere Existenz auf dem Runhof
nicht gefährden wollte. Als junge Männer waren wir Rivalen gewesen. Fritz und ich.
Er ein gefühlsduseliger Romantiker, aber auch hartnäckig, ich energisch,
strebsam, mit klaren Zielen.“ Breitwieser warf seiner Frau einen abschätzenden
Blick zu. „Vielleicht hättest du doch den anderen nehmen sollen, nicht wahr,
Andrea? Oder hat er dich genommen, als er noch wollte und konnte? Dich
niedergerissen wie ein Tier in seinem stinkenden Stall?“
    „Sei nicht geschmacklos, Horst.“ Frau Breitwieser
hatte neben Polt Platz genommen und schien kleiner zu werden, in sich hinein zu
sinken. „Als ich Fritz damals sagte, daß ich mich für dich entschieden hätte,
gab er mir eine seltsame Antwort, ich kann sie heute noch exakt wiedergeben.
Einverstanden, Andrea. Aber ich bleibe in Rufweite. Vielleicht gewinne ich
eines Tages ja doch.< Als er dann von unserem Vorhaben erfuhr, nach
Brunndorf zu ziehen und den Runhof zu übernehmen, hat er uns angeboten, als
Partner mitzumachen. Horst war einverstanden, wohl auch, um Stärke zu beweisen.
Doch vom ersten Tag an sah ich, daß der Kampf zwischen den beiden Männern nie
ausgestanden sein würde. Horst ahnte, daß Fritz nur wegen mir hierhergekommen
war. Nach und nach drängte er ihn aus der Position des Partners in eine
erniedrigende Abhängigkeit. Fritz vermied aber jede direkte Auseinandersetzung
und zog sich immer mehr zurück. Am Ende hatte jeder der beiden sein eigenes
Reich. Horst das feudale Arbeitszimmer, Fritz den mächtigen Stall.“
    „Und Sie, Frau Breitwieser?“ fragte Polt.
    „Grenzgängerin, was sonst.“
    „Verstehe. Und als Sie damals weggelaufen sind und
dann doch nicht...“
    „... hätte Fritz beinahe gewonnen. Aber er hat ein
zweites Mal verloren.“
    „Eine andere Frage.“ Polt legte das Foto, das er von
Frau Raab bekommen hatte, auf den Tisch. „Fritz Brenner hat ja den Willi als
Säugling
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