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Blumen fuer Polt

Blumen fuer Polt

Titel: Blumen fuer Polt
Autoren: Alfred Komarek
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Polt blieb stehen. „Da, vorne links, ein
Lichtschein!“
    Vorsichtig gingen der Gendarm und die Lehrerin
weiter und schauten dann wie gebannt in eine große, matt erleuchtete Nische.
Auf vier Weinkisten aus Plastik saßen vier Buben, und das Licht einer Petroleumlampe
färbte ihre Gesichter rot. Klaus stand auf und ging Polt feierlich entgegen.
„Willkommen in Tiefenheim, Herr Inspektor. Ich bin so froh, daß Sie da sind.“
Dann erst sah er die Lehrerin. „Frau Walter! Haben Sie den Schatz in der
Räuberhöhle gefunden?“
    „Ja, Klaus.“
    „Dann ist es gut. - Ich zeige Ihnen Tiefenheim, Herr
Inspektor. Wollen Sie?“
    „Klar. Und Frau Walter darf auch mit?“
    „Natürlich. Sie ist ja die Herrin der Höhle.“
    „Na, das klingt schon anders als Fachlehrerin.“
    „Du hast gut reden, von und zu Wolkenburg!“ Polt
sah, daß Karin feuchte Augen hatte.
    Klaus war mit seinen Freunden schon vorausgegangen.
Am Ende der Kellerröhre hielt er die Lampe an eine kleine Wasserfläche. „Der
Tiefensee. Das Wasser kann man trinken.“ Er machte kehrt und bog in einen der
Seitengänge ein. „Unser Vorratslager.“ Ganze Stapel von Blechkonserven gab es
hier, Gläser mit Essiggurken, Rollmöpsen oder Marmelade, Limonadeflaschen, aber
auch Petroleum und Kerzen. Polt war beeindruckt. „Ihr habt die gute Frau
Habesam ja ganz schön ausgeplündert.“
    „Seit über zwei Jahren.“ Klaus hatte wieder die
Führung übernommen. „Aber es ist aus mit dem Räuberleben. Alles, was noch da
ist, bekommt die Frau Habesam zurück.“
    Jetzt bog er in einen besonders geräumigen
Seitengang ab. An der Stirnwand war ein aus Ziegeln errichteter Tisch zu
erkennen, der irgendwie an einen Altar erinnerte. Klaus stellte eine brennende
Kerze darauf und trat zurück. „Die Zeremonienhalle.“
    Über dem Tisch erkannte Polt einen skelettierten
Kopf, der vermutlich von einem Hasen stammte. Neben der Kerze stand eine halb
geleerte Flasche Kirsch-Rum, und dann lag da noch ein dickes aufgeschlagenes
Buch. Polt trat näher und sah Illustrationen, die Details weiblicher Anatomie
darstellten. Er klappte das Buch zu. „Der medizinische Hausschatz“, flüsterte
er Karin Walter zu. „Jugend forscht!“
    „Gehen wir zurück ins Wohnzimmer?“ Klaus war ein
wenig verlegen geworden.
    „Wohnzimmer? Ach so.“ Polt und die Lehrerin folgten
ihm. „Sag einmal, Klaus“, Polt hatte auf einer der Weinkisten Platz genommen,
„warum hast du uns das alles gezeigt? Ich meine, wo es doch euer größtes
Geheimnis ist.“
    Klaus schaute ihn ruhig an. „Hab ich doch schon gesagt.
Weil es mit dem Räuberleben vorbei ist.“
    „Und warum eigentlich? Ihr seid doch nicht über
Nacht zu Musterknaben geworden?“
    „Nein, Herr Inspektor Polt. Das ist es nicht. Aber
wir werden ins Gefängnis müssen. Alle vier.“
     
    Ein
Freund, ein wahrer Freund
     
    Simon Polt und Karin Walter schauten einander
erschreckt an. Polt griff nach dem Stellrad der Petroleumlampe und drehte die
Flamme unwillkürlich etwas kleiner. „Darüber sollten wir in Ruhe reden, nicht
wahr?“ Klaus nickte unsicher.
    Die Lehrerin griff nach einer Taschenlampe. „Hat es
damit noch ein paar Minuten Zeit? Ich gebe rasch den Kindern oben Bescheid,
daß sie auf uns warten sollen.“
    „Durst, Herr Inspektor?“ fragte Klaus. „Wir haben
auch Wein und Bier.“
    „Alles andere hätte mich gewundert. Aber nein,
danke. Wir brauchen alle miteinander einen klaren Kopf.“
    Klaus schaute Simon Polt fragend an, schwieg aber,
bis sich Karin Walter wieder zu ihnen gesetzt hatte.
    „Ich soll euch übrigens etwas ausrichten, von Herrn
Gapmayr“, Polt schaute auf die Flamme im Glaskörper der Petroleumlampe, „das
mit dem großen Ehrenwort könnt ihr vergessen, hat er gesagt, es bringt nichts
mehr.“
    Klaus riß die Augen auf. „Der Herr Gapmayr? Und was
hat er noch gesagt?“
    „Nicht viel. Wir hatten es eilig, weil wir ja nach
euch gesucht haben.“
    Klaus musterte Polts Gesicht, als wolle er
irgendeine geheime Botschaft darin lesen oder auch verräterische Spuren
entdecken. Polt schaute aber so gutmütig drein wie meist. „Na, ihr Helden?“
    Klaus legte das Gesicht zwischen seine Handflächen.
Erst weinte er verhalten, dann heulte er Rotz und Wasser. Polt wartete
geduldig. Es dauerte lange, bis Klaus den Kopf hob und sich das Gesicht mit dem
Rockärmel abwischte. „Der Willi war unser Feind, Herr Inspektor.“
    „Euer Feind? Der hat euch doch bestimmt nichts getan.“
    „Das war es eben.
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