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Blumen fuer Polt

Blumen fuer Polt

Titel: Blumen fuer Polt
Autoren: Alfred Komarek
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Sie
herausbekommen, warum sich die vier Helden versteckt haben? An ihre Eltern
haben die wohl nicht dabei gedacht.“
    „Doch, ganz bestimmt sogar. Die Väter waren nämlich
recht rasch mit einer Tracht Prügel zur Hand. Da denkt man schon einmal ans
Ausreißen.“
    „Als ob das den Bengeln schaden würde. Ich habe auch
meine Schläge gekriegt, und es ist was geworden aus mir.“
    „Ein harter, jähzorniger
Mensch, das schon.“
    „Was sagen Sie da?“
    „Nichts, was man im Dorf
nicht wüßte.“
    „Und Sie sitzen da in
meinem Preßhaus, trinken meinen Wein und sagen mir das ins Gesicht?“
    „Ich sage noch mehr. An dem Tag, als der Willi
gestorben ist, haben Sie ihm einen heillosen Schrecken eingejagt, nur so, aus
einer bösen Laune heraus.“
    „Wer sagt das?“
    „Ich.“
    „Dann würde ich an Ihrer Stelle das Maul halten.“
    „Und wenn Sie jemand gesehen hat?“
    Karl Gapmayr schwieg. Dann grinste er. „Kann sein,
daß Sie nur drohen, kann sein, daß Sie recht haben. Aber was soll's. Dieser
Schwachsinnige hat sich zwischen den Weinstöcken zu schaffen gemacht, und da
hat er, verdammt noch einmal, nichts zu suchen. Ich habe ihn einfach
angeschrien und ihm gedeutet, daß er verschwinden soll. Aber er hat nur dumm
geschaut. Dann habe ich ihm eine Rebschere ins Kreuz gepfeffert. Das hat seine
Wirkung gehabt. Sie hätten sehen sollen, wie der gerannt ist, übrigens nicht
das erste Mal.“
    „Nur ist er diesmal in seinen Tod gerannt.“
    „Das habe ich nicht gewollt, es war auch nicht meine
Schuld. Kein Gericht der Welt wird mich dafür verurteilen.“
    „Ich wäre da nicht so sicher. Außerdem waren Sie
nicht der einzige, der da oben mit dem Willi zu tun hatte.“
    „Also haben die vier doch geredet.“
    „Es hat eine Abmachung gegeben, zwischen Ihnen und
den Buben, nicht wahr?“
    „Ja. Mir haben die Kinder leid getan. Schaut, daß
ihr weiterkommt, habe ich gesagt. Wir alle miteinander haben nichts gesehen.
Ehrenwort? Hat sich was mit Ehre. Fratzen, verlogene.“
    „Ach was! Sie wollten mit Hilfe der Kinder Ihren
Hals aus der Schlinge ziehen. Und dann?“
    „Habe ich weitergearbeitet. War ja genug zu tun an
diesem Nachmittag.“
    „Und Sie sind nicht auf den Gedanken gekommen,
nachzuschauen, was dem Willi passiert ist, um vielleicht helfen zu können?“
    „Ich habe mich schön davor gehütet, in seiner Nähe
gesehen zu werden. Doch logisch, oder? Und jetzt verschwinden Sie aus meinem
Preßhaus. Wenn Sie dann wieder Ihre elegante Uniform anhaben, können Sie sich
ja wichtig machen.“
    Gapmayr und Polt waren aufgestanden.
    „Augenblick noch.“ Polt nahm den Karl Gapmayr an den
Rockaufschlägen und ohrfeigte ihn, methodisch, gelassen und mit Nachdruck.
     
    Götterdämmerung
     
    Im angenehmen Bewußtsein, etwas Wesentliches
erledigt zu haben, nahm Simon Polt sein Fahrrad und schob es ohne Eile die
Burgheimer Kellergasse hoch. Oben, im flachen Land, trat er in die Pedale und
bremste erst, als er den Lößabsturz erreicht hatte. Wieder einmal stieg er zum todten Hengst hoch,
setzte sich auf Willis Lieblingsplatz und schaute übers Land.
    Gegen vier sah Polt von der Grenze her einen
einsamen Wanderer kommen. Ein paar Minuten später erkannte er Horst
Breitwieser, der dann unterhalb des Lößabsturzes stehenblieb und nach oben
schaute. Simon Polt erhob sich und winkte. „Guten Tag, Herr Breitwieser!“
    „Sind Sie es, Inspektor Polt?“ klang es von unten
herauf. „Ich kann Sie nicht erkennen, meine Augen sind nicht mehr die besten.
Aber Ihre Stimme kommt mir bekannt vor.“
    „Ich bin's. Warten Sie einen Augenblick, ich komme
hinunter.“ Polt nahm nicht den schmalen Weg, sondern eine Abkürzung über die
steile Wiese neben der Lößwand.
    „Solche Extratouren sind unsereinem verwehrt.“ Breitwieser
machte eine resignierende Handbewegung. „Ich fürchte auch, daß dieser
Spaziergang heute keine gute Idee war. Ich bin schrecklich müde von der
ungewohnten Stallarbeit. Es wird wohl besser sein, hier umzukehren. Begleiten
Sie mich ein Stück Weges, Inspektor?“
    „Gern.“ Polt schob sein Fahrrad neben dem alten
Herrn her. „Ich möchte mich auch dafür entschuldigen, daß ich noch nicht für
Sie die Gutsverwaltung angerufen habe. Es liegen zwei ziemlich turbulente Tage
hinter uns.“
    Horst Breitwieser schaute den Gendarmen fragend an.
„Was war los?“
    „Sie haben vielleicht von diesem Todessturz gehört
oder gelesen, der hier oben geschehen ist.“
    „War das nicht dieser
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