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Blumen fuer Polt

Blumen fuer Polt

Titel: Blumen fuer Polt
Autoren: Alfred Komarek
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Alles hat sich der gefallen
lassen. So einen wollen wir nicht.“
    „Aha. Er war euch irgendwie über, weil ihr es nicht
geschafft habt, ihn zu ärgern, hab ich recht?“
    „So ungefähr wahrscheinlich. Genau haben wir uns das
nie überlegt. Aber es war urkomisch, wenn er so richtig erschrocken ist. Also
haben wir uns an ihn herangeschlichen und ihm mit so einer Kirtagstrompete ins
Ohr geblasen, oder wir sind ihm aus einem Haustor einfach schreiend in den Weg
gesprungen, wenn er vorbeigekommen ist. Einmal haben wir ihm eine Katze ins
Gesicht geworfen. Na, der hat ausgeschaut!“
    „Und wie war das mit der Abschiebung?“
    „Na ja, mit der Zeit ist es uns fad geworden, den
Willi zu erschrecken. Wir haben dann in der Wolkenburg eine Vollversammlung
abgehalten und die Endlösung beschlossen.“
    „Endlösung?“
    „Hab ich von meinem Vater, das Wort. Also, hab ich
gesagt, der Willi ist ab sofort Luft für uns, ein Niemand. Aber wenn er sich in
einem unserer Hoheitsgebiete zeigt, dann ...“
    „Dann?“
    „Das war nicht so genau ausgemacht. Aber vertreiben
wollten wir ihn, so gründlich, daß es ihm eine Lehre ist.“
    „Und die Riede
todter Hengst oberhalb vom Lößabsturz
ist so ein Hoheitsgebiet?“
    „Klar. Wo doch die Räuberhöhle darunter ist.“
    „Und an dem Nachmittag, als die Sache mit Willi passiert
ist, war da eine Vertreibungsaktion geplant?“
    „Nein, eigentlich nicht. Wir waren in der
Wolkenburg. Dann ist uns langweilig geworden, und wir haben uns mit den
Fahrrädern zur Engelswand aufgemacht.“
    „Engelswand? Ach so, der Lößabsturz.“
    „Ja. Oben ist der Willi gesessen, wie meistens. Und
der Herr Gapmayr war mit dem Traktor im Weingarten.“
    „Wie habt ihr euch eigentlich mit dem so vertragen?“
    „Nicht besonders. Er war jähzornig und hat dann ziemlich
grob werden können. Aber solange wir nicht in seinen Weingarten gegangen sind,
hat er uns in Ruhe gelassen.“
    „Also, nichts wie hinauf auf die Wiese und dem Willi
angst machen?“
    „Ja, so ungefähr. Diesmal aber mit psychologischer
Kriegsführung, war meine Anordnung.“
    „Wo hast du denn das wieder her?“
    „Von der Frau Lehrerin.“
    „Ach so. Und was habt ihr gemacht?“
    „Wir haben uns zum Willi ins Gras gesetzt, so um ihn
herum, daß er nicht ausweichen hat können. Und dann haben wir ihm das Lied vom
faulen Willi vorgesungen, immer lauter und lauter.“
    „Und der Willi?“
    „Der hat sich fast angeschissen vor Angst.
Entschuldigung. Er ist dann aufgestanden und hat sogar einen von uns, den
Robert, beiseite gestoßen. Natürlich den Schwächsten. Ja, und dann ist der
Willi in den Weingarten von Herrn Gapmayr geflüchtet, und wir sind auf der
Wiese geblieben, vorsichtshalber.“
    „Und weiter?“
    „Wie der Gapmayr den Willi gesehen hat, ist er fuchsteufelswild
geworden, hat ihn angeschrien und ihm irgendwas nachgeschmissen. Der Willi ist
wie wild losgerannt, direkt auf uns zu. In dem Moment ist mir die Ur-Überidee
gekommen. Schnell einen Schritt vor und dem Willi ein Bein gestellt. Ich hab
mir gewünscht, daß es ihn ordentlich aufs Gesicht haut.“
    „Und?“
    „Es hat nicht funktioniert. Der Willi ist nur
gestolpert, hat versucht, sich zu erfangen, und dann ist er...“ Jetzt weinte
Klaus wieder, aber nur ein paar Sekunden. Dann schaute er Polt fest ins
Gesicht. „Also, ich war's, Herr Inspektor.“
    „Und der Gapmayr?“
    „Der hat alles beobachtet gehabt. Ganz cool ist er
zu uns gekommen und hat gesagt: Der ist hinüber, Burschen. Wir waren richtig
fertig und haben kein Wort herausgebracht. Der Herr Gapmayr hat sich zu uns
ins Gras gehockt und war eigentlich ganz nett, wie ein großer Freund. Wißt ihr
was? hat er gesagt. Keiner von uns hat den Willi hinuntergestoßen, ist doch
Tatsache. Also ist auch keiner schuld. Ihr wißt nichts von mir, und ich weiß
nichts von euch. Und mit der Gendarmerie werde ich schon alles regeln. Aber ihr
müßt eisern schweigen können, Männer. Und wenn euch irgendwer nachschnüffelt,
wehrt ihr euch eben. Großes Ehrenwort?“ Klaus starrte vor sich hin und schwieg.
„Wann war das?“
    „Nachmittag, Herr Inspektor, keiner von uns hat auf
die Uhr geschaut.“
    „Nicht am Abend?“
    „Nein. Zum toten Willi haben wir uns nicht
hingetraut. Also sind wir sofort in die Wolkenburg und später dann hier
herunter, ins Tiefenheim. Am Abend hat uns dann ein Jäger bei der Wildfütterung
erwischt und uns mit dem Gewehr verjagt. Na, wir sind vielleicht gerannt!“
    „Weiß
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