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PR2619-Planet der Formatierer

PR2619-Planet der Formatierer

Titel: PR2619-Planet der Formatierer
Autoren: Wim Vandemaan
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1.
    Willkommen auf Gadomenäa
     
    An die ersten Minuten behielt er kaum eine greifbare Erinnerung. Ein ungewisses Blau, ein weiter, steil gewölbter Raum. Ein feiner Sprühregen. Gelächter. Schierer, leerlaufender Frohsinn.
    Das Summen einer behaglichen Melodie.
     
    *
     
    »Fundamente«, sagte eine Stimme.
    Die Worte rollten in seinen Sinn wie eine Handvoll Glasmurmeln, durchsichtig, bunt und völlig zusammenhanglos.
    Die Stimme sagte in einem angenehmen Tonfall: »Wir alle leben in den Daakmoy, die gut begründet auf ihren Fundamenten ruhen. Wir wohnen in ihren weiten Stockwerken, versorgt von Spendern. Wir sehen die Onuudoy auf ihren Reisen, wir sehen das Regengewölk tief unter uns vorüberziehen, eine bodenlose Karawane von wechselhaften Gestalten. Wasserdampf, in den wir Kopien unseres Geistesgutes einspiegeln. Wir sehen die Blitze aufsteigen von den Spitzen der Daakmoy. Wir sehen nach dem Gewitter Banteira, die uferlose, pulsierende Quelle unseres Lichtes rot und mild, und wir gehen nicht fehl, wenn wir sie für die schönste aller Sonnen halten.
    Wir sehen in an den Rändern der Nacht unsere Begleiter, die Wandelsterne Saypor und Druh, im immergleichen Abstand. Und wir wissen von den unsichtbaren beiden Planeten im Rücken Banteiras.
    Wir sehen Gad, den Mond. Die Narben, die Verwerfungen in seinem Steingesicht. Haben wir einen der Myriaden Asteroiden einschlagen sehen? Wir haben nicht einen gesehen. Staub aufgeschüttet, Staub legt sich, niemand hat es bezeugt.
    Das alles ist euch neu? Ihr werdet es euch aneignen.
    Banteira wird eure Sonne sein; Gad euer Mond. Ihr werdet leben in den Daakmoy, reisen mit den Onuudoy, ihr werdet diese Welt als eure Welt erkennen. Sie ist euer Erbe und Eigentum. Willkommen auf Gadomenäa.«
     
    *
     
    Die zähen Reste einer violetten Lohe waberten noch. Als hätte jemand einem weltengroßen Strauß aus Veilchen und Flieder, Chrysanthemen, Anemonen und Witwenblumen alle Farbe ausgepresst und in ein leeres Weltall ausgegossen. Farbe, Glitsch und Seim.
    Was ist das für ein haltloses Licht?
    Er fiel Hals über Kopf. Vater?
    Seine Hände hatten zu viel ins Leere getastet. Jetzt war er eine Sache ohne Hand noch Fuß. Vater?
    Als hätte er sich in einem inneren Irrgarten verlaufen. War er nicht eben noch in der Spielzeugabteilung gewesen? Oder im Zoo? War er nicht eben an dem Regenbogenmann vorbeigegangen, dessen Haut zugleich weiß war und in allerlei Farben schimmerte?
    Aber die schönen, behutsamen Farben waren fort; alles leuchtete in diesem außerirdischen Violett.
    Licht am kurzwelligen Ende des sichtbaren Spektrums, dachte er. Entspricht einer Wellenlänge von 390 bis 460 Nanometern.
    Er ärgerte sich über diese nutzlose Genauigkeit seines Wissens. Woher wusste er diese Daten überhaupt? Genauer betrachtet wusste er sie gar nicht. Wer flüsterte ihm also, maskiert unter seinen eigenen Gedanken, diese Angaben zu?
    Verquere Überlegungen irrlichterten ihm durch den Kopf. Er glaubte, seinen Vater etwas sagen zu hören; ein Kranich stürzte aus einem grün schimmernden Himmel; er war fünf oder sechs Jahre alt und wollte – verrückte Idee – Schneider werden. Seine Gedanken verloren sich.
    Strangeness, hörte er sich denken.
    Allmählich begriff er, dass auch dies nicht sein eigener Gedanke war, sondern eine Einflüsterung. Das sind die Nachwirkungen unseres Ganges über das Transit-Parkett.
    Strangeness ... Ich habe davon gehört. Ein Technomärchen! Diesmal war wirklich er es, der dachte.
    Aber keine Rede davon, dass diese eigenen Gedanken den Einflüsterer vertrieben hätten. Im Gegenteil, der mischte sich weiter ein: Ein Märchen? Leider nein. Strangeness ist ein wirklicher Wert, mit dem sich der Unterschied zwischen zwei Universen darstellen lässt. Eine Abweichung vom eigenen Universum kann Desorientierung hervorrufen. Im Falle größerer Differenz sogar Bewusstlosigkeit. Tod.
    Ich werde sterben, erkannte er. Sonderbarerweise hatte dieser Gedanke jeden Schrecken eingebüßt. Er fühlte sich wohl bei diesem Gedanken; er hätte sich bei jedem Gedanken wohl gefühlt.
    Sterben? Wohl kaum. Du bist nicht in Gefahr. Wenn uns jemand verletzen oder töten wollte – er hätte es längst getan. Also beruhige dich.
    Wie soll ich mich beruhigen? Ich bin gar nicht unruhig. Ich bin eher langmütig. Was soll ich tun?
    Nichts.
    Wer bist du überhaupt?
    Du hast mich immer Puc genannt, sagte die Stimme.
    Seltsamer Name.
    Ich würde sagen, es ist zugleich ein Name und ein Begriff. Die
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