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Blumen fuer Polt

Blumen fuer Polt

Titel: Blumen fuer Polt
Autoren: Alfred Komarek
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verschwörerisches Lächeln. „Na?“
    Polt nahm einen kräftigen Schluck. „Sie verstehen
mehr vom Wein als ich. Aber wenn Sie mich schon fragen. Der Grüne Veltliner da
ist eigentlich waffenscheinpflichtig.“
    „Und warum?“ Sepp Räuschls Lächeln vertiefte sich.
    „Weil er fromme Männer auf gottlose Gedanken bringt,
tugendsame Frauen auf unkeusche Ideen und ehrbare Gendarmen auf dunkle
Abwege.“
    „So ist es recht.“ Der Weinbauer schenkte ungefragt
nach. „Aber es hört sich bald alles auf.“
    „Was alles?“
    „Das Zusammenleben in den Kellern und im Dorf. Die
Nachbarn reden nichts mehr miteinander, die Wirte sperren zu und die Wiener
kaufen sich unsere Häuser.“
    „Kommt wenigstens Geld ins Land.“
    „Ja, für Blödheiten. Noch ein Glas?“
    „Nicht beleidigt sein, Herr Räuschl, aber lieber
nicht. Ich habe heute Nachtdienst.“
    „Muß ich also aufpassen, beim Nachhausefahren?“
    „Am besten wär's, Sie gingen zu Fuß.“
    Geruhsam stiegen die beiden nach oben. Polt nahm die
Blumen aus dem Weinglas, kniff ein wenig die Augen zu, als er ins Sonnenlicht
vor dem Preßhaus trat, und blieb dann erschrocken stehen.
    Sepp Räuschl drehte den großen Schlüssel im Schloß
und wandte sich dem Gendarmen zu. „Was ist denn los?“
    „Wir haben einen Fußgänger mehr“, murmelte Polt und
zeigte auf sein Fahrrad. Die Reifen waren zerstochen, die Felgen grotesk
verdreht, und unter dem Bügel des Gepäckträgers klemmte ein toter Hase, der
offensichtlich unter die Räder eines Autos gekommen war.
     
    Künstlerpech
     
    Simon Polt kam pünktlich um fünf in die Dienststelle
und berichtete von seinem Mißgeschick.
    „Vielleicht sollte man dir künftig einen Gendarmen
mitgeben, der auf dich aufpaßt.“ Inspektor Holzer grinste.
    „Womöglich auch noch dich. Dann wären wir nämlich
noch jetzt im Räuschlkeller, nicht wahr?“
    Holzer enthielt sich einer Antwort. „Was hast du
übrigens mit dem toten Hasen gemacht?“
    „Verbotenerweise beerdigt, gleich hinter dem
Preßhaus. Sepp Räuschl war der einzige Trauergast.“
    „Und dein Fahrrad?“
    „Steht schon beim Röhrig Walter. Der taugt mehr als
mancher Mechaniker.“
    Ernst Holzer trank einen Schluck Kaffee. „Wirst du
Anzeige erstatten?“
    „Den Papierkram erspare ich mir lieber. Irgendwann
werde ich schon draufkommen, was los war. Was mich aber an der Sache stört, ist
die kalte Bosheit, die dahintersteckt. Das war mehr als ein blöder Streich.“
    Holzer seufzte. „Es geht eben immer gewalttätiger
zu, auch bei uns auf dem Land.“
    „Ich weiß nicht recht. Früher ist viel mehr
verschwiegen oder vertuscht worden.“
    „Aber die Gendarmen haben wenigstens Bescheid gewußt
in der Gegend. Heute kommen und gehen die Fremden, wie sie wollen. In
Brunndorf haben sie jetzt sogar einen Preußen.“
    Polt lächelte versonnen. „Der mit seinem
pazifistischen Jagdhund. Kann das Schießen nicht leiden, weißt du? Der Dieter
Moltke ist aber schwer in Ordnung. Er hat ein Preßhaus in Brunndorf gekauft
und wirklich ordentlich hergerichtet, da könnte sich mancher Einheimische ein
Beispiel daran nehmen. Und mit den Leuten im Dorf kommt er erstaunlich gut
zurecht. Einmal hat ihn übrigens der Josef Schachinger in den Keller gelockt,
mit den übelsten Absichten, natürlich. Ich war zufällig schon unten. Nach
einer "Weile, der Schachinger holte gerade die nächste Flasche von seinem
verteufelt schweren Roten, hat der Moltke leise zu mir gesagt: >Der Mann ist
ein Mörder, aber heute lege ich ihm das Handwerk. Halten Sie sich da raus.<
Von da an habe ich nur noch vorsichtig genippt und zugeschaut. Ein paar Stunden
hat's gedauert. Der Schachinger kann trinken, aber irgendwann hat er
verzweifelt versucht, noch einmal zum Glas zu greifen, und dann ist er nach einem
entgeisterten Blick auf seinen Gast eingeschlafen. >Tja, mein Guter<,
hat der Moltke gesagt und ist ruhig und sicher aufgestanden. Vor dem Preßhaus
habe ich dann schwer seine Hand auf der Schulter gespürt. >Tschüs, Herr
Inspektor. Das war übrigens reichlich knapp.< Und weg war er.“
    „Nicht schlecht.“ Ernst Holzer erhob sich. „Von elf
bis vier Uhr früh müssen wir zur Verkehrskontrolle hinaus. Die Alten kommen aus
dem Keller, die Jungen aus der Disco. Das kann ja was werden.“
    Simon Polt nickte düster. Dann schrillte das
Telefon.
    „Postenkommando Burgheim.“ Polt drückte einen Knopf
und ließ Holzer mithören. Martin Stelzer, der Wirt von Brunndorf, war am
Apparat. „Der
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