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Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot
Autoren: Sara Paretsky
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den Klatschspalten, daß er sich wegen Überarbeitung in ein Krankenhaus zurückgezogen hatte, aber da der Herald-Star ein Foto von ihm brachte, das ihn beim Eröffnungsspiel der Sox zeigte, mußte er sich ziemlich schnell wieder erholt haben.
    Dann bekam ich eine Postkarte aus Florenz. »Warten Sie nicht, bis Sie neunundsiebzig sind«, lautete Miss Chigwells lapidare Botschaft. Als sie ein paar Wochen später wieder zu Hause war, rief sie mich an. »Ich wollte Ihnen nur sagen, daß ich nicht mehr mit Curtis zusammenwohne. Ich habe ihm seine Haushälfte abgekauft. Er lebt jetzt in einem Altersheim.«
    »Wie gefällt Ihnen Ihr neues Leben?«
    »Sehr gut. Ich wünschte nur, ich hätte mich sechzig Jahre früher dazu entschlossen. Das wollte ich Ihnen erzählen, weil Sie diejenige sind, die mir vorgeführt hat, wie heutzutage eine unabhängige Frau lebt. Das ist alles.«
    Als ich widersprechen wollte, legte sie auf - barsch bis zum Schluß. Hoffentlich bin ich in vierzig Jahren noch so robust wie sie.
    Die einzige, die mir wirklich Sorgen machte, war Caroline Djiak; sie weigerte sich hartnäckig, mit mir zu sprechen. Einen Tag nach ihrem Verschwinden war sie wieder aufgetaucht, kam aber nicht ans Telefon, und als ich sie zu Hause besuchte, knallte sie mir die Tür vor der Nase zu und ließ mich nicht mal zu Louisa. Vielleicht war es doch ein schrecklicher Fehler gewesen - nicht nur, daß ich ihr gesagt hatte, daß Jurshak ihr Vater war, sondern daß ich verbissen weitergesucht hatte, nachdem sie versucht hatte, mich davon abzubringen.
    Lotty schüttelte streng den Kopf, als sie das hörte. »Du bist nicht der liebe Gott, Victoria. Du entscheidest nicht, was das Beste für die Menschen ist. Und wenn du dich jetzt stundenlang diesem weinerlichen Selbstmitleid hingeben willst, dann mach das bitte woanders - du bietest nicht gerade einen erbaulichen Anblick. Oder such dir eine andere Arbeit. Deine Verbissenheit entspringt deiner Hellsichtigkeit. Wenn du sie verloren hast, solltest du besser deinen Job aufgeben.«
    Ihre harten Worte trieben mir nicht meine Selbstzweifel aus, aber mit der Zeit traten meine Sorgen wegen Caroline in den Hintergrund. Als sie mich Anfang Juni anrief, um mir mitzuteilen, daß Louisa gestorben sei, nahm ich ihre plötzliche Kontaktaufnahme mit relativem Gleichmut hin.
    Ich ging zur Beerdigung, aber anschließend nicht mit in das Haus in der Houston Avenue. Louisas Eltern waren da, und mir würde es schwerfallen, sie nicht abzumurksen, gleichgültig, ob sie nun fromme Trauer heuchelten oder doppelzüngige Bemerkungen über die göttliche Vorsehung von sich gaben.
    Während der Beerdigung unternahm Caroline keinen Versuch, mit mir zu reden; als ich zu Hause ankam, hatte mein weinerliches Selbstmitleid einem älteren, vertrauteren Gefühl Platz gemacht - Ärger über ihre Unerzogenheit. Als sie ungefähr einen Monat später vor meiner Haustür auf mich wartete, hieß ich sie nicht unbedingt mit offenen Armen willkommen.
    »Ich warte schon seit drei«, sagte sie ohne weitere Einleitung. »Hab' schon Angst gehabt, du wärst nicht in der Stadt.« »Entschuldigung, daß ich deiner Sekretärin nicht Bescheid gesagt habe, wo ich wann zu finden bin«, entgegnete ich sarkastisch. »Aber ich hatte ja auch keine Ahnung, daß du mir die Ehre erweisen würdest.«
    »Sei nicht so gemein, Vic«, bat sie mich. »Ich weiß, daß ich es verdiene. Die letzten Monate hab' ich mich wirklich furchtbar benommen. Aber ich will mich ja entschuldigen oder erklären, warum - na ja, jedenfalls will ich nicht, daß du nur sauer bist, wenn du an mich denkst.«
    Ich schloß die Tür auf. »Weißt du, Caroline, so was erinnert mich immer an Lucy und Charlie Brown und den Fußball. Immer verspricht Lucy, Charly den Fußball nicht wegzuziehen, wenn er schießen will. Und jedesmal tut sie es wieder, und er landet auf dem Arsch. Ich hab' das Gefühl, genau das wird mir auch passieren, aber komm trotzdem rein.«
    »Bitte, Vic, ich weiß, daß ich das alles verdiene, aber ich bin gekommen, um mich zu entschuldigen. Mach's mir nicht noch schwerer, als es sowieso schon ist.«
    Daraufhin sagte ich nichts mehr, aber mein Mißtrauen blieb. Wortlos führte ich sie hinauf in meine Wohnung, brachte ihr eine Cola und mixte mir ein Tonic mit Rum. Anschließend setzten wir uns auf meinen winzigen Küchenbalkon. Mr. Contreras, der in unserem kleinen Garten seine Tomaten versorgte, winkte zu uns herauf, blieb aber Gott sei Dank unten. Peppy jedoch
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