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Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot
Autoren: Sara Paretsky
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erledigt, Humboldt, und Sie sind so wahnsinnig, daß Sie noch nicht mal den Pesthauch riechen, den Sie verbreiten.«
    »Sie täuschen sich, Sie kleine polnische Hure! Sie werden noch sehen, wie sehr Sie sich täuschen!« Er schleuderte sein Whiskeyglas durchs Zimmer. Es zerbrach an einem Bücherregal. »Ich werde Sie ebenso leicht vernichten wie dieses Glas. Gordon Firth wird Sie nie wieder engagieren. Sie werden Ihre Lizenz verlieren. Sie werden nie wieder auch nur einen Klienten haben. Sie werden in der Gosse landen, bei den betrunkenen Stadtstreichern, und ich werde mich krank lachen über Ihren Anblick. Ich werde platzen vor Lachen.«
    »Von mir aus. Ich bin sicher, Ihre Enkelkinder wird dieses Schauspiel sehr erheitern. Wahrscheinlich wollen sie dann die ganze Geschichte hören: Wie Sie Ihre Arbeiter vergiftet haben, um Ihren Profit zu erhöhen.«
    »Wagen Sie es nicht!« brüllte er. »Wagen Sie es ja nicht, in die Nähe meiner Enkelkinder zu kommen, sonst sind Sie und Ihre Freunde die längste Zeit in dieser Stadt gewesen.«
    Er schrie weiter; seine Drohungen schlossen nicht nur Lotty, sondern andere Freunde mit ein, deren Namen seine Mitarbeiter ausgegraben hatten. Peppy stand auf und knurrte furchterregend. Mit einer Hand hielt ich sie am Halsband fest, mit der anderen drückte ich auf den Knopf in der Kamineinfassung. Als Anton eintrat, deutete ich auf die Glasscherben.
    »Putzen Sie das auf. Und Mrs. Portis wäre es vermutlich wohler, wenn Sie sie zu Marcus hinunterschicken und ihr ein Taxi rufen würden. Komm, Peppy.« Wir gingen, so schnell wir konnten, aber mir dröhnte das irre Gebrüll in den Ohren, bis ich das Haus verlassen hatte.

43
    Schwesternliebe
    Die nächsten Tage verbrachten Lotty und ich bei meinem Rechtsanwalt. Ich weiß nicht, ob es an Carter Freemans Bemühungen lag oder an Antons, oder ob sie die Szene bei Humboldt in Angst und Schrecken versetzt hatte - jedenfalls verlor Mrs. Portis jedes Interesse daran, Lotty anzuzeigen. Die Sache mit meiner Hypothek war nicht ganz so einfach - ein paar Wochen lang sah es so aus, als müßte ich mir eine neue Wohnung suchen. Aber Freeman regelte auch das. Vermutlich hat er selbst die Bürgschaft übernommen, aber jedesmal, wenn ich ihn danach frage, zieht er nur die Brauen in die Höhe, tut so, als ob er nicht wüßte, wovon ich spreche, und wechselt das Thema.
    Mein Leben kehrte allmählich in die gewohnten Bahnen zurück: Ich lief mit Peppy, traf mich mit Freunden, verfolgte höchst gespannt die Baseballergebnisse. Auch was meine Arbeit betraf, kehrte die Normalität zurück. Ich kümmerte mich um Fälle von Wirtschaftskriminalität, recherchierte die Vergangenheit von Personen, die für Positionen in der Hochfinanz in Betracht kamen und so weiter.
    Ich bemühte mich, nicht zuviel an Humboldt und South Chicago zu denken. Sonst bleibt bei mir am Ende eines Falles keine Frage ungeklärt, aber ich wollte einfach nichts mehr mit dieser Gegend zu tun haben. Deshalb ließ ich auch die Frage nach Ron Kappelmans Rolle in der Geschichte unbeantwortet. Wenn er Jurshak wirklich über mich auf dem laufenden gehalten hatte, dann hätte ich ihn mir vorknöpfen sollen. Aber mir fehlte einfach die Energie dazu. Sollte sich der Staatsanwalt seiner annehmen, sobald der Prozeß gegen Jurshak und Dresberg begann.
    Sergeant McGonnigal war eine weitere dieser ungeklärten Fragen. Ich traf ihn ein paarmal zusammen mit Bobby, als wir die endlosen Aussagen und Protokolle durchgingen. Er zeigte mir die kalte Schulter, bis er merkte, daß ich die Tatsache, daß er eines Nachts vom rechten Weg polizeilicher Schicklichkeit abgekommen war, nicht an die große Glocke hängte. Mit der Zeit wurde mir klar, daß es besser für mich gewesen war, mich nicht mit einem Polizisten - wie einfühlsam er auch immer sein mochte - eingelassen zu haben, aber wir sprachen nie darüber.
    Im Mai waren Humboldt-Aktien nur noch knapp sechzig Dollar wert. Frederick Manheim hatte sich mit so vielen Beratern und Spezialisten getroffen, daß Gerüchte über möglichen Ärger bis zur Wall Street vorgedrungen waren. Einige Male tauchte Manheim bei mir auf, um mich um Rat zu fragen, aber ich wollte nichts mehr von Humboldt hören. Ich erklärte ihm, daß ich jederzeit vor Gericht als Zeugin auftreten würde, aber weitere Unterstützung von mir nicht zu erwarten sei. Deshalb wußte ich auch nicht, welche Art von Gegenangriff Humboldt vorbereitete. Ein paar Tage nach unserer letzten Begegnung las ich in
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