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Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot
Autoren: Sara Paretsky
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die ich mir ausmalte, waren aussichtslos. Mein Gehirn war vernebelt, und schwere Bleigewichte lagen auf meinen Lidern. Allein der Gedanke, aufstehen und zum Wagen zurückkehren zu müssen, schaffte mich. Ich hätte bis zum Frühjahr sitzenbleiben und auf die Wellen starren können, wenn Peppy nicht der Geduldsfaden gerissen wäre.
    »Das verstehst du nicht, oder?« sagte ich zu ihr. »Retriever haben keine Schuldgefühle wegen Nachbars junger Hunde. Sie fühlen sich nicht verpflichtet, bis zu ihrem Tod auf sie aufzupassen.«
    Mit heraushängender Zunge stimmte sie mir freudig zu. Sie stimmte allem zu, solange auf Worte Taten folgten. Wir gingen zum Auto zurück, das heißt, ich ging, und Peppy tänzelte in Spiralen um mich herum, damit ich nur ja nicht vom Weg abkam oder in den katatonischen Zustand zurückfiel.
    Kaum hatten wir das Haus betreten, als Mr. Contreras mit Lottys gewaschenen Laken und Handtüchern in seiner Wohnungstür auftauchte. Ich dankte ihm und bat ihn, mir Peppy eine Weile zu überlassen.
    »Aber klar, Schätzchen. Wie Sie wollen. Ihr fehlt das Laufen, das steht fest, und deswegen freut sie sich bestimmt, bei Ihnen zu bleiben, dann weiß sie, daß Sie sie nicht vergessen haben.«
    In meiner Wohnung versuchte ich erneut, Caroline zu erreichen, aber sie war entweder noch immer verschwunden oder weigerte sich, ans Telefon zu kommen. Entmutigt setzte ich mich ans Klavier und spielte Ch'io mi scordi di te, die Lieblingsarie meiner Mutter. Sie paßte ausgezeichnet zu meinem melancholischen Selbstmitleid. Unter meinen Lidern brannten Tränen pathetischen Kummers, als das Telefon klingelte. In der Überzeugung, daß es Caroline sei, sprang ich auf und stürzte zum Apparat.
    »Miss Warshawski?« Es war die tremolierende Stimme von Humboldts Butler.
    »Ja, Anton?« Ich sprach ruhig, aber ein Adrenalinstoß hatte meine Lethargie zum Verschwinden gebracht wie die Sonne den Nebel.
    »Mr. Humboldt möchte mit Ihnen sprechen. Einen Augenblick bitte, ich verbinde.« Die Stimme brachte eiskalte Ablehnung zum Ausdruck. Vielleicht fürchtete er, daß mich Humboldt zu seiner Geliebten machen wollte, wofür ich seiner Ansicht nach sicher nicht gut genug war. Während ich wartete, versuchte ich, Peppy zum Telefon zu locken, damit sie ihren Sekretärinnenpflichten nachkäme, aber sie zeigte keinerlei Interesse. Schließlich vibrierte Humboldts Bariton in der Hörmuschel. »Miss Warshawski, ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mich heute abend mit einem Besuch beehren würden. Hier ist jemand, von dem ich weiß, daß es Ihnen leid täte, wenn Sie ihn nicht kennenlernen würden.«
    »Mal sehen«, sagte ich. »Dresberg und Jurshak sind im Krankenhaus. Troy sitzt im Gefängnis. Ron Kappelman interessiert mich nicht. Wer bleibt da noch übrig?«
    Er gluckste gutgelaunt, um unter Beweis zu stellen, daß das Zwischenspiel vom Montag der Vergangenheit angehörte. »Sie haben wirklich eine sehr direkte Art, Miss Warshawski. Ich versichere Ihnen, daß es keinen Schußwechsel geben wird, wenn Sie heute abend kommen werden.«
    »Messer? Spritzen? Fässer mit Chemikalien?«
    Wieder lachte er. »Sagen wir so: Sie werden es Ihr Leben lang bereuen, wenn Sie meinem Gast nicht begegnen. Ich schicke Ihnen um sechs meinen Wagen.«
    »Sehr freundlich von Ihnen, aber ich ziehe es vor, mit meinem eigenen Auto zu kommen. Und ich werde einen Freund mitbringen.«
    Mein Herz klopfte heftig, als ich auflegte, und die wildesten Vermutungen schossen mir durch den Kopf. Er hielt Caroline als Geisel gefangen oder Lotty. Es hatte keinen Zweck, es bei Caroline zu versuchen, aber ich rief sofort Lotty in ihrer Praxis an. Als sie sich meldete, erklärte ich ihr, wohin ich gehen würde. »Wenn du bis um sieben nichts von mir gehört hast, dann ruf die Polizei.« Ich gab ihr Bobbys Büro- und Privatnummer.
    »Du wirst doch nicht allein gehen?« wollte sie wissen. »Nein, nein, ich nehme einen Freund mit.«
    »Vic, aber bitte nicht den aufdringlichen alten Mann! Der wird dir mehr schaden, als er dir nützen kann.«
    Ich lachte kurz. »Nein, da sind wir uns hundertprozentig einig. Ich nehme jemand mit, der verschwiegen und verläßlich ist.«
    Erst als ich ihr versprach, mich sofort bei ihr zu melden, sobald ich Humboldts Wohnung verlassen hätte, bestand sie nicht mehr auf Polizeibegleitung. Als sie aufgelegt hatte, wandte ich mich an Peppy. »Komm, Süße. Du wirst den Reichen und Mächtigen einen Besuch abstatten.«
    Wie immer, wenn es um eine
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