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Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot
Autoren: Sara Paretsky
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- wer hat eine Nagelfeile, ein Tampon, mein verdammtes Deospray? In BH und Slip sahen sie muskulös und fit aus, wesentlich besser in Form als meine Freundinnen und ich in ihrem Alter. Und mit Sicherheit fitter, als wir es jetzt waren.
    Sieben der zehn Lady Tigers, mit denen ich vor zwanzig Jahren die Meisterschaft in der A-Liga des Staates Illinois gewonnen hatte, standen in einer Ecke und machten kaum weniger Lärm. Fünf von ihnen hatten bereits das schwarzgoldene Trikot an. Bei einigen spannte das T-Shirt über den Brüsten, und die Shorts sahen aus, als würden bei einer heftigen Bewegung die Nähte platzen. Die dort, die ihr Trikot nahezu sprengte, konnte Lily Goldring sein, unsere Freiwurfspezialistin, aber wegen des dauergewellten Haars und des Doppelkinns war ich mir nicht sicher. Die Schwarze, die das Fassungsvermögen ihres Trikots weit überschritt und deren breite Schultern qualvoll in das enge Oberteil gezwängt waren, war möglicherweise Alma Lowell. Nur Diane Logan und Nancy Cleghorn erkannte ich mit Bestimmtheit. Dianes Beine waren noch immer wohlgeformt und schlank genug für ein \/ogi/e-Titelbild. Sie war Starstürmerin, zweiter Mannschaftskapitän und Klassenbeste gewesen. Caroline hatte mir erzählt, daß Diane jetzt eine PR-Agentur auf dem Loop leitete, mit Firmen von Schwarzen als Hauptkunden.
    Mit Nancy Cleghorn hatte ich auch noch während der Collegezeit Kontakt gehalten; aber selbst wenn das nicht der Fall gewesen wäre, hätte ich ihr unverändert ausdrucksstarkes, eckiges Gesicht und das blonde Kraushaar sofort wiedererkannt. Sie hatte mich dazu überredet, heute abend hierherzukommen. Nancy war verantwortlich für die Umweltabteilung von SCRAP - des South-Chicago-Reaktivierungs-Projekts, dessen stellvertretende Direktorin Caroline Djiak war. Als die beiden erfuhren, daß die Lady Tigers zum erstenmal seit zwanzig Jahren wieder bei den Regionalmeisterschaften mitmischten, beschlossen sie, die alte Mannschaft für einen Auftritt vor dem eigentlichen Spiel zusammenzutrommeln. Publicity für die Gegend, Publicity für SCRAP, Unterstützung für die Mannschaft - alle profitierten davon.
    Als Nancy mich sah, grinste sie. »He, Warshawski, mach mal 'n bißchen Tempo. In zehn Minuten sind wir dran.«
    »Hallo, Nancy. Ich könnt' mich in den Hintern beißen, daß ich mich von dir habe hierher locken lassen. Ist dir immer noch nicht klar, daß du keinen Treffer mehr landen wirst?« Ich fand ein paar Quadratzentimeter leere Bank, auf die ich meine Tasche stellte, zog mich schnell aus, stopfte die Jeans in die Tasche und streifte das ausgebleichte Trikot über. Dann zog ich Socken und Schuhe an.
    Diane legte einen Arm um meine Schulter. »Siehst gut aus, Weiße, als ob du dich noch bewegen könntest, wenn's unbedingt sein muß.« Wir sahen in den Spiegel. Einige der derzeitigen Tigerinnen maßen sicher ein Meter achtzig; vor zwanzig Jahren war ich mit ein Meter siebzig die größte in unserer Mannschaft gewesen. Dianes Afro-Frisur reichte mir bis zur Nase. Wir beide, die eine schwarz, die andere weiß, wollten damals Basketball spielen, obwohl Rassenkonflikte auch in der Halle und im Umkleideraum ausgetragen wurden. Wir hatten uns nicht besonders gemocht, aber im vorletzten Schuljahr zwangen wir dem Rest der Mannschaft einen Waffenstillstand auf, und im nächsten Jahr nahmen wir an der Landesmeisterschaft der Mädchen teil.
    An ihrem Grinsen merkte ich, daß sie dasselbe dachte. »Der ganze Schrott, durch den wir damals durch sind, kommt mir heute ziemlich belanglos vor, Warshawski. Komm mit zu der Frau von der Zeitung. Sag irgendwas Nettes über die Gegend.«
    Joan Lacey vom Herald-Star war die einzige Sportreporterin in der ganzen Stadt. Als ich ihr erzählte, daß ich ihre Artikel regelmäßig las, strahlte sie vor Freude. »Sagen Sie das meinem Chef, oder besser noch, schreiben Sie einen Brief. Und wie fühlen Sie sich nach so vielen Jahren wieder in Ihrem Trikot?«
    »Saublöd. Ich hab' keinen Basketball mehr in der Hand gehabt, seit ich aus dem College bin.« Dank eines Stipendiums für besonders sportliche Mädchen, das die Universität von Chicago anbot, lang bevor der Rest des Landes wußte, daß auch Frauen Sport treiben konnten, hatte ich damals studieren können.
    Wir unterhielten uns eine Zeitlang, sprachen über die Vergangenheit, über alternde Sportler, über die fünfzig Prozent Arbeitslosen in der Gegend, über die Aussichten der derzeitigen Mannschaft. »Wir machen Stimmung für
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