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Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot
Autoren: Sara Paretsky
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sie, klar«, sagte ich. »Ich bin sehr gespannt auf die Mädchen. Im Umkleideraum hatte ich den Eindruck, daß sie die Sache ernster nehmen als wir vor zwanzig Jahren.«
    »Ja, sie hoffen, daß die Damen-Profiliga wieder ins Leben gerufen wird. Es gibt ein paar Superspielerinnen in der High-School und im College, die nicht wissen, wohin.«
    Joan steckte ihren Notizblock weg und winkte einem Fotografen, damit er ein paar Bilder von uns machte. Wir acht Veteraninnen zottelten auf das Spielfeld, Caroline hüpfte um uns herum wie ein wildgewordener Terrier. Diane hob den Ball auf, dribbelte damit herum und warf ihn mir zu. Ich drehte mich um und zielte auf den Korb. Der Ball prallte ab, ich rannte, um ihn zu erwischen, und traf in den Korb. Meine alten Mannschaftskameradinnen drückten mir flüchtig die Hand. Der Fotograf machte ein paar Fotos von uns allen zusammen und dann von Diane und mir mit dem Ball unter dem Korb. Die Zuschauer klatschten zwar, aber ihr eigentliches Interesse galt der jungen Mannschaft. Als die Lady Tigers in Trainingsanzügen das Spielfeld betraten, um sich aufzuwärmen, wurden sie jubelnd empfangen. Wir spielten ein bißchen mit ihnen, überließen ihnen aber das Spielfeld so schnell wie möglich: Es war ihr großer Auftritt.
    Als die Gastmannschaft St. Sophia in rot-weißen Trikots aufs Feld kam, schlich ich mich zurück in den Umkleideraum und zog mich wieder um. Caroline kam herein, als ich mir gerade den Schal um den Hals drapierte. »Vic! Wohin willst du? Du hast versprochen, nach dem Spiel mit zu meiner Mutter zu kommen!«
    »Ich habe gesagt, ich würde mitkommen, wenn ich Zeit hätte.«
    »Sie rechnet mit dir. Sie kann kaum mehr aufstehen, so schlecht geht es ihr. Es wäre eine riesige Enttäuschung für sie.«
    Im Spiegel sah ich, daß sie rot wurde und sich ihre blauen Augen verdunkelten, und sie warf mir den gleichen gekränkten Blick zu, wie sie es als Fünfjährige getan hatte, wenn ich sie nicht hatte mitspielen lassen. Ich spürte, daß in mir der gleiche Ärger hochstieg wie vor zwanzig Jahren. »Hast du dir diese Basketball-Farce ausgedacht, damit ich Louisa besuche? Oder ist dir das erst später eingefallen?«
    Sie wurde noch röter. »Was soll das heißen, Farce. Ich versuche, etwas für diese Gegend hier zu tun. Ich bin nicht irgendein feiner Pinkel, der in den Norden gezogen ist und die Leute hier ihrem Schicksal überläßt!«
    »Meinst du vielleicht, wenn ich hier geblieben wäre, hätte ich Wisconsin Steel retten können? Oder die Idioten von USX davon abhalten können, den letzten noch funktionierenden Betrieb zu bestreiken?« Ich griff nach meinem Wolljackett auf der Bank und zog es wütend an.
    »Vic! Wohin gehst du?«
    »Nach Hause. Ich bin zum Abendessen verabredet und muß mich noch umziehen.«
    »Das kannst du nicht tun. Ich brauche dich«, jammerte sie lauthals. Ihre großen Augen schwammen jetzt in Tränen - früher sah so das Vorspiel zu einem Protestgeheul vor ihrer oder meiner Mutter aus, wenn ich angeblich gemein zu ihr gewesen war. Mir fiel ein, wie Gabriella immer gesagt hatte: »Was macht es für einen Unterschied, Victoria? Laß die Kleine doch mitspielen.« Und ich zwang mich jedesmal dazu, Caroline nicht auf den großen, zitternden Mund zu schlagen.
    »Wozu brauchst du mich? Um ein Versprechen zu halten, daß du gegeben hast, ohne mich vorher zu fragen?«
    »Ma wird nicht mehr lang leben«, rief sie. »Ist das nicht wichtiger als irgendeine Scheißverabredung?«
    »Selbstverständlich. Wenn es sich um irgendeine Verabredung handeln würde, würde ich anrufen und sagen, Entschuldigung, aber das kleine, ungezogene Mädchen von nebenan hat mich in was reingezogen, da kann ich nicht mehr raus. Aber es geht um ein Abendessen mit einem Klienten. Er ist sehr leicht beleidigt, zahlt aber pünktlich, und ich will ihn nicht vergraulen.«
    Jetzt liefen Tränen über die Sommersprossen. »Vic, du hast mich noch nie ernst genommen. Als wir über heute abend geredet haben, habe ich dir gesagt, wie wichtig es für Ma ist, daß du sie besuchst. Und du hast es einfach vergessen. Du glaubst noch immer, ich bin fünf Jahre alt und nichts, was mich betrifft, ist von Bedeutung.«
    Dagegen war nichts zu sagen, sie hatte recht. Und wenn Louisa wirklich so krank war, sollte ich sie besuchen. »In Ordnung. Ich sag' ab und ändere dir zuliebe meine Pläne. Zum letzten Mal.«
    Augenblicklich versiegten die Tränen. »Danke, Vic. Ich werd's dir nicht vergessen. Ich wußte, auf dich
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