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Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot
Autoren: Sara Paretsky
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von Xerxes-Arbeitern gesammelt. Ohne mein Wissen, natürlich - bei einer Unternehmensorganisation von der Größe Humboldts kann ich nicht über alle Details ständig auf dem laufenden sein.«
    »Sie und George Bush«, murmelte ich voller Mitgefühl.
    Er sah mich argwöhnisch an, aber ich behielt den Ausdruck gespannten Interesses bei.
    »Erst kürzlich habe ich von diesen Aufzeichnungen erfahren. Sie sind völlig nutzlos, weil unzutreffend. Aber wenn sie in die falschen Hände geraten, könnten sie Xerxes großen Schaden zufügen. Und es könnte mich viel Arbeit kosten, zu beweisen, daß all diese Daten nicht stimmen.«
    »Vor allem bei einem Zeitraum von zwanzig Jahren«, sagte ich. »Aber wenn ich Ihnen diese Notizbücher bringe, würden Sie mir meine Hypothek bezahlen? Und die Drohung gegenüber Dr. Herschel zurückziehen?«
    »Und Sie bekämen noch einen Bonus, weil Ihnen meine übereifrigen Freunde eine Menge Unannehmlichkeiten bereitet haben.« Er langte in seine Jackettasche, zog ein Stück Papier heraus, das wie eine Urkunde aussah, und reichte es mir. Nachdem ich es flüchtig überflogen hatte, ließ ich es auf das Tischchen fallen. Meine Kaltblütigkeit fiel mir nicht leicht - es handelte sich um eine Schenkung von zweitausend Vorzugsaktien der Humboldt-Werke. Ich nahm wieder die Times und suchte die Aktienkurse.
    »Der Kurs gestern war knapp einhundertzwei Dollar. Ein Zweihunderttausend-Dollar-Bonus ohne Maklergebühren. Ich bin beeindruckt.« Ich lehnte mich zurück und sah ihm direkt in die Augen. »Das Problem ist nur, daß ich diese Summe einfach verdoppeln könnte, indem ich die Aktien sofort verkaufe, bevor der Kurs fällt. Wenn mir etwas an Geld läge. Was nicht der Fall ist. Und mit den Notizbüchern haben Sie einfach Pech gehabt. Sie befinden sich bei einem Anwalt, der bereits medizinische Spezialisten darauf angesetzt hat. Sie sind erledigt. Ich weiß nicht, auf welchen Streitwert sich die Prozesse belaufen werden, aber eine halbe Milliarde Dollar ist vermutlich nicht zu hoch gegriffen.«
    »Für das Wohl von ein paar Leuten, die Sie nicht kennen und die Ihre Rücksichtnahme nicht wert sind, opfern Sie die Praxis einer Freundin, die wie eine Mutter zu Ihnen ist?«
    »Nachdem Sie Nachforschungen angestellt haben, wissen Sie, daß Louisa Djiak mehr als eine flüchtige Bekannte ist«, zischte ich ihn an. »Und die Drohung gegen Dr. Herschel möchte ich sehen, der ihr guter Ruf nicht gewachsen ist.«
    Er lächelte und sah dabei tatsächlich einem Hai sehr ähnlich. »Aber, Miss Warshawski. Sie müssen wirklich lernen, nicht so vorschnell zu urteilen. Ich würde nie eine Drohung aussprechen, die ich nicht erfüllen kann.« Er drückte auf einen Knopf in der Kaminmauer. Fast im gleichen Moment erschien Anton - er mußte sich im Flur herumgetrieben haben. »Bringen Sie unseren Gast herein, Anton.«
    Der Butler neigte den Kopf und ging. Kurz darauf kehrte er mit einer ungefähr fünfundzwanzigjährigen Frau zurück. Ihr braunes Haar war dauergewellt, ein Korkenzieher neben dem anderen, und man sah zuviel von ihrem fleckigen Hals. Sie hatte sich offensichtlich angestrengt mit ihrem Aussehen; das Kleid aus Kunstseide war wohl ihr bestes, die klobigen Stöckelschuhe paßten farblich. Unter einer zentimeterdicken Make-up-Schicht, die ihre Akne nicht ganz verschwinden ließ, sah sie streitlustig und etwas verängstigt aus.
    »Das ist Mrs. Portis, Miss Warshawski. Ihre Tochter war eine Patientin von Dr. Herschel. Nicht wahr, Mrs. Portis?«
    Sie nickte heftig. »Meine Mandy. Und Dr. Herschel hat etwas getan, was sie besser nicht getan hätte. Eine erwachsene Frau und ein kleines Mädchen. Mandy hat geschrien und geweint, als sie aus dem Behandlungszimmer kam. Hat Tage gedauert, bis sie sich beruhigt hat und ich wußte, was passiert ist. Aber als ich es herausgefunden hab' -«
    »Sind Sie zum Staatsanwalt gegangen und haben Anzeige erstattet«, beendete ich den Satz elegant; aber meine Wut trieb mir das Blut ins Gesicht.
    »Sie war selbstverständlich viel zu durcheinander, um zu wissen, was sie hätte tun müssen«, sagte Humboldt salbungsvoll. Ich hätte ihn am liebsten erschossen. »Es ist nicht einfach, Anklage gegen einen Arzt zu erheben, insbesondere wenn er allseits solche Unterstützung erfährt wie Dr. Herschel. Deshalb bin ich dankbar für meine Position, die es mir ermöglicht, einer Frau wie dieser zu ihrem Recht zu verhelfen.«
    Ich starrte ihn ungläubig an. »Sind Sie wirklich der Meinung, Sie
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