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Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot
Autoren: Sara Paretsky
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einiges aufregender waren als Ihre.« Meine Hand lag auf Peppys Kopf.
    »Vermutlich haben wir unterschiedliche Vorstellungen von dem, was sich als aufregend erweisen könnte. Ich war zum Beispiel höchst fasziniert, als ich erfuhr, daß Sie der Bank für Ihre Wohnung noch fünfzigtausend Dollar schulden und daß es Ihnen nicht leichtfällt, dieses Geld aufzubringen.«
    »Ach du lieber Gott, Gustav, Sie wollen doch nicht etwa die alte Ich-werd'-die-Bank-dazu-bringen-Ihnen-die-Hypothek-zu-kündigen-Leier abspulen, oder etwa doch? Das wird allmählich langweilig.«
    Er fuhr fort, als ob ich nichts gesagt hätte: »Soweit ich weiß, sind Ihre Eltern beide tot. Aber Sie haben eine gute Freundin, die bei Ihnen so etwas wie Mutterstelle eingenommen hat. Sie heißt Dr. Charlotte Her-schel, nicht wahr?«
    Ich krallte meine Finger so fest in Peppys Fell, daß sie kurz aufjaulte. »Sollte Dr. Herschel irgend etwas - irgend etwas -zustoßen, ein platter Reifen oder eine blutig geschlagene Nase, dann sind Sie innerhalb von vierundzwanzig Stunden tot. Das garantiere ich Ihnen.«
    Er lachte herzlich auf. »Sie sind so tatkräftig, Miss Warshawski, daß Sie glauben, jedermann habe soviel Energie wie Sie. Nein, ich mache mir vielmehr Sorgen um Dr. Herschels Praxis. Ob sie ihre Zulassung wird behalten können.«
    Er wartete auf meine Reaktion, aber mir war es gelungen, meine Selbstbeherrschung weitgehend wiederzuerlangen. Ich griff nach der New York Times, die auf dem Tischchen zwischen uns lag, und blätterte den Sportteil durch. Die Islanders hatten schon wieder ein Spiel gewonnen - was für eine Enttäuschung.
    »Sind Sie nicht neugierig, Miss Warshawski?« fragte er schließlich.
    »Nicht besonders.« Ich las den Artikel über das Trainingslager der Mets. »Es gibt so viele ekelerregende Sachen, die Sie tun könnten, daß es eine absolute Energieverschwendung wäre, sich zu überlegen, worauf Sie es diesmal abgesehen haben.«
    Er stellte sein Whiskeyglas mit einem Knall ab und beugte sich vor. Peppy knurrte leise. Ich tat, als wollte ich sie beruhigen - ein Retriever ist so gut wie unfähig, Menschen anzufallen, aber jemand, der Hunde nicht mochte, wußte das vielleicht nicht.
    Er blickte auf Peppy. »Sie sind also bereit, Ihre Wohnung oder Dr. Herschels Praxis Ihrem dummen Stolz zu opfern?«
    »Was wollen Sie?« sagte ich gereizt. »Daß ich mich auf den Boden lege und strample und schreie? Ich bin bereit zu glauben, daß Sie mehr Macht, mehr Geld, mehr sonst was haben als ich. Wenn Sie mir das unter die Nase reiben wollen, bitte sehr. Aber erwarten Sie nicht, daß ich mich deswegen aufrege.«
    »Ziehen Sie Ihre Schlußfolgerungen nicht allzuschnell, Miss Warshawski«, sagte er versonnen. »Ich habe Ihnen durchaus etwas zu bieten. Sie wollen nur nichts darüber hören.«
    »Okay«, sagte ich fröhlich. »Schießen Sie los.«
    »Sagen Sie zuerst Ihrem Hund, er soll sich hinlegen.«
    Ich gab Peppy ein Zeichen, und sie ließ sich gehorsam auf den Boden fallen, aber ihre Hinterbeine blieben angespannt, sie war sprungbereit.
    »Sie haben mehrere Möglichkeiten zur Auswahl. Sie sollten nicht so voreilig sein und gleich auf die erste reagieren. Das sind nur Szenarien. Ihre Hypothek. Dr. Herschels Praxis. Es gibt andere. Sie könnten in die Lage geraten, Ihre Hypothek zahlen zu können und genug für ein neues Auto übrig zu behalten, ein Auto, das Ihrer Persönlichkeit mehr entspricht als dieser alte Chevy. Wie Sie sehen, habe ich gründliche Nachforschungen angestellt. Wenn Sie die Wahl hätten, welches Fabrikat würden Sie gerne fahren?«
    »Tja, ich weiß nicht, Mr. Humboldt. Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Einen Buick vielleicht.«
    Er seufzte wie ein enttäuschter Vater. »Sie sollten mir wirklich ernsthaft zuhören, junge Frau, sonst werden Sie bald gar keine Wahl mehr haben.«
    »Okay, okay«, sagte ich. »Ich hätte eigentlich gern einen Ferrari, aber den fährt Magnum schon. Also dann einen Alfa ... Sie geben mir demnach das Geld für meine Hypothek, einen Rennwagen und Dr. Her-schels Zulassung. Was erwarten Sie von mir zum Zeichen meines Dankes für Ihre Großzügigkeit?«
    Er lächelte: Man kann also doch jeden Menschen kaufen. »Dr. Chig-well. Ein williger, hart arbeitender Mann, aber - leider - ohne große Fähigkeiten. Unglücklicherweise findet man äußerst selten Werksärzte von Dr. Herschels Kaliber.«
    Ich legte die Zeitung weg, um ihm zu zeigen, daß ich ganz Ohr war.
    »Er hat über Jahre hinweg Daten
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