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Blood Romance 04 - Ruf der Ewigkeit

Blood Romance 04 - Ruf der Ewigkeit

Titel: Blood Romance 04 - Ruf der Ewigkeit
Autoren: Alice Moon
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Türschloss steckte, weder von innen noch von außen. Jonathan verzichtete darauf, sie erneut zu fesseln. Aber nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, baute er sich davor auf, als hätte er Sorge, May könnte ihm entkommen. Nervös öffnete er ein paarmal die Lippen und schloss sie wieder, als wollte er etwas loswerden und wüsste nicht, wie.
    Er sieht müde aus, dachte May. Müde, verzweifelt und ... irgendwie alt. Ihr fiel es schwer, das Gespräch nicht selbst zu beginnen, aber es war sicher vernünftiger, abzuwarten, bis Jonathan etwas sagte. So würde sie auch besser einschätzen können, in welcher Stimmung er sich befand.
    »Ich ... habe einen neuen Brief an George geschrieben«, begann Jonathan schließlich. »Nachdem ich ja nicht dazu gekommen bin, den letzten abzuschicken.« Sein Ton war nicht gerade freundlich, aber auch nicht angriffslustig. Eher ... distanziert. May sah ihn erwartungsvoll an.
    »Ich ... ich weiß nicht, ob dir George überhaupt ein Begriff war? Ich meine, bevor du deine Nase in meine Briefe und Angelegenheiten gesteckt hast.« Nun war doch ein gewisser Vorwurf in seiner Stimme zu erkennen, was May ihm aber schlecht verübeln konnte.
    Sie ging nicht weiter darauf ein, sondern schüttelte nur den Kopf. »Ich weiß nicht, wer er ist. Ich habe seinen Namen bisher in keinem Zusammenhang gehört«, erwiderte sie.
    Jonathan nickte bestätigend, als hätte er mit dieser Antwort gerechnet. Er machte eine längere Pause, bevor er erneut ansetzte: »George ist der älteste unter den Unsterblichen, der mir bekannt ist. Er war derjenige, der Emilias Blut getrunken und ihr das ewige Leben beschert hat.« Jonathan schien mit einem Mal zu vergessen, dass er eigentlich die Tür bewachen wollte, und lief gedankenverloren in dem kleinen Raum auf und ab. »Ein weiser Mann. Er ... wollte Emilia zuerst töten, aber dann, als sein Herz zu schlagen begann, hatte er plötzlich Erbarmen mit ihr und saugte sie nicht ganz aus.« Jonathan schwieg abermals, so als müsste er sich erst selbst das Geschehene ins Gedächtnis rufen. Mays Herz klopfte heftig - vor Aufregung und Neugierde. Dustin hatte ihr damals, als sie noch ein Paar gewesen waren, nur sehr wenig von Emilia erzählt und es möglichst vermieden, ihren Namen zu nennen.
    »Emilia und ich kennen uns schon sehr, sehr lange«, berichtete Jonathan. »Seit jener Zeit, als sie noch ein ganz normales Mädchen war - hübsch, aufgeweckt und mit einem großen Herzen. Wir sind miteinander aufgewachsen, waren ständig zusammen, haben uns alles anvertraut. Ich habe sie wirklich ... geliebt.« In Jonathans Augen trat Wehmut und seine Stimme schwankte ein wenig. »George gab ihr damals, nachdem er sie angefallen hatte, ein paar Ratschläge mit auf ihren Weg in die Unendlichkeit. Aber natürlich war Emilia zu jenem Zeitpunkt völlig durcheinander und konnte sich später nicht mehr an alles erinnern. Zum Glück hatte ihr George eine Botschaft hinterlassen, bevor er ging. Eine Art Kurzanleitung für das Dasein, das sie fortan fristen würde. Du ... kennst die Zeilen ja bereits.«
    May nickte. Sie erinnerte sich noch gut an den Brief, den sie in Jonathans Schublade gefunden hatte. Er war in Versform verfasst gewesen. Die rot geschwungenen Buchstaben traten ihr sofort wieder vor Augen. Dieser Brief hatte sehr viel älter gewirkt als die übrigen.
    »Vieles mussten wir zwischen den Zeilen lesen und wir haben versucht, uns selbst zusammenreimen, was Georges seltsame Worte bedeuteten. Anfangs erschien uns alles wie ein einziges großes Rätsel, und es war schwer zu akzeptieren, dass Emilia nicht mehr alterte und Blut brauchte, um zu existieren und nicht vor Schwäche in Ohnmacht oder gar eine Art Koma zu fallen. Aber nach und nach haben wir uns die Regeln der Unendlichkeit erschlossen und gelernt, uns mit der eigenwilligen Situation abzufinden. Meine Mutter und ich haben versucht, Emilia zu unterstützen, wo wir konnten, und sie von allen Gefahren fernzuhalten. Und dann, eines Tages, tauchte er auf. Dustin. Er hat beteuert, wie groß seine Liebe zu ihr wäre, hat sie auf Schritt und Tritt verfolgt, hat sie bedrängt und angefleht, auch ihn zu lieben.«
    May sah, wie Jonathan die Lippen aufeinanderpresste und ein verbitterter Ausdruck in seine Augen trat. »Ich wusste sofort, dass er sie unglücklich machen würde«, stieß er hervor. »Ich habe vom ersten Tag an gemerkt, dass er log und sie nur ausnutzen wollte. Er war so ein arrogantes Arschloch - schon immer. Aber
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