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Blood Romance 04 - Ruf der Ewigkeit

Blood Romance 04 - Ruf der Ewigkeit

Titel: Blood Romance 04 - Ruf der Ewigkeit
Autoren: Alice Moon
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Emilia war zu gutgläubig und unerfahren, als dass sie es hätte erkennen können. Sie wollte nicht auf mich hören und Dustin hat mich wegen meiner Sorge um Emilia nur ausgelacht und beleidigt. Ich hätte ihn töten sollen. Damals wäre es noch so einfach gewesen, ihn aus dem Weg zu schaffen. Aber ... ich Feigling habe zu lange gezögert.« Jonathan schüttelte verbittert den Kopf. »Dustin hat Emilia ihr Geheimnis entlockt und seine einmalige Chance ergriffen, sich ein Leben in der Ewigkeit zu erschleichen. Emilias Gefühle waren ihm egal. Er hat sie verletzt und Emilia zu dieser unbarmherzigen, kalten Kreatur gemacht, die sie heute ist.«
    Schweigend starrte Jonathan vor sich hin. May wartete noch eine Zeit lang ab, dann ergriff sie schließlich selbst das Wort. »Und das ist auch der Grund, warum du ihn derart hasst«, sagte sie leise. Es war keine Frage, die sie an ihn richtete, sondern eine Feststellung. Jonathan nickte dennoch unmerklich.
    »Ja, deswegen hasse ich ihn. Und dafür, dass er sich kein Stück verändert hat. Nun bringt er auch noch Sarah in Gefahr. Alles wiederholt sich. Das ganze Unglück geht von Neuem los. Aber dieses Mal werde ich nicht einfach dabei zusehen, wie er eine unschuldige Seele zerstört und für seine Zwecke missbraucht.«
    May betrachtete wortlos diesen verzweifelten, hasserfüllten Jungen vor sich. Er hatte versucht, alles für Emilia zu tun, aber dennoch war er gescheitert und hatte sie nicht vor der schlimmsten aller Enttäuschungen bewahren können. Niemand konnte sich einer Liebe in den Weg stellen. Gefühle waren stärker als der Verstand. Sie ließen sich nicht von der Vernunft warnen. May senkte den Blick. Sie wusste, dass es keinen Sinn machen würde, infrage zu stellen, ob Dustin tatsächlich berechnend gehandelt und Emilia mit Absicht ein falsches Liebesversprechen gegeben hatte. Jonathan war auf diesem Ohr taub, vor allem, weil sich nun ein weiteres Mädchen in Gefahr befand, für das er Gefühle entwickelt hatte. Auch May selbst hatte nach Simons Tod krampfhaft nach jemandem gesucht, den sie verurteilen konnte - und schließlich Dustin zum Schuldigen erklärt. Sie seufzte. Je tiefer sie in diese verworrene Geschichte von Leben, Unendlichkeit und Liebe eintauchte, desto klarer wurde ihr eines: Es gab darin keine klassische Rollenverteilung, kein Schwarz und Weiß,
    wie man es aus Filmen und Büchern kannte. Es existierten weder Täter noch Oper, weder Gut noch Böse. Alle, die - auf welchem Wege auch immer - in diesen Strudel aus nicht endender Zeit geraten waren, hatten im Prinzip das Gleiche durchgemacht. Sie waren einst Liebende gewesen und dann zu deren Opfern geworden. Sie hatten einmal angenommen, sich ihrer Gefühle sicher zu sein, hatten gehofft und Risiken auf sich genommen, ohne die Folgen wirklich einschätzen zu können, hatten als Sieger hervorgehen wollen und mussten schließlich feststellen, dass sie Verlierer waren. Wie sollten sie da nicht verzweifeln - jeder auf seine eigene Art? Hoffnung und Enttäuschung, Liebe und Hass lagen so nahe beisammen, dass man früher oder später mit jedem dieser Gefühle in Berührung kam.
    »Warum starrst du denn so vor dich hin?«, fuhr Jonathan May an. »Glaubst du, ich übertreibe? Glaubst du etwa, ich lüge?« Er machte einen Schritt auf sie zu.
    May hob den Blick und sah Jonathan in die Augen. »Ich verstehe dich«, flüsterte sie. »Ich weiß, wie du dich fühlst - Henry.«

 
    Die feindselige Stimme klang noch immer in seinen Ohren, während er, das verletzte Bein hinter sich herziehend, weiterlief. Weiter, immer weiter, obwohl Zweige und Äste an seinen Kleidern zerrten und der Nebel ihm jegliche Orientierung nahm. Er keuchte, seine Brust schmerzte. Er wusste nicht, ob er möglicherweise die ganze Zeit über nur im Kreis lief.
    »Lass dich bloß nie wieder auf Montebello blicken, oder ich bring dich um!«
    Henry sah die scharfe Messerklinge wieder vor sich aufblitzen. Wieso hatte er gezögert? Warum hatte er vorhin nicht einfach zugestochen? Dieser verdammte Mistkerl ... Er hätte es verdient, wie ein Schwein abgeschlachtet zu werden. Viel mehr jedenfalls, als dieser arme alte Hund, den Henry schwer verletzt und winselnd im Unterholz gefunden hatte. Das Tier wäre jämmerlich verendet, hätte Henry ihm nicht die Kehle durchgeschnitten und es dadurch von seinem Leid erlöst.
    Aber natürlich glaubte ihm Dustin nicht. Er hatte schon seit Henrys Ankunft auf Montebello nur darauf gewartet, ihm eins auszuwischen und
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