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Blood Romance 04 - Ruf der Ewigkeit

Blood Romance 04 - Ruf der Ewigkeit

Titel: Blood Romance 04 - Ruf der Ewigkeit
Autoren: Alice Moon
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Knochen schmerzten durch die unbequeme Haltung. Sie sah sich um. Fahles Licht drang durch ein schmales vergittertes Fenster in den kargen Kellerraum. Ihr Mund war trocken, ihr Kopf fühlte sich schwer an und ihre Arme und Hände waren durch die Fesseln taub geworden.
    »Da.« Jonathan setzte ihr ein Glas Wasser an die Lippen und May trank in hastigen Zügen. »Mehr?« Sie nickte und Jonathan füllte das Glas erneut. Mit jedem Schluck kam May wieder etwas mehr zu sich. Unsicher schielte sie zu Jonathan, versuchte, irgendeine Regung, ein Zeichen in seinem Gesicht zu entdecken. Doch seine Augen starrten nur düster und ausdruckslos an ihr vorbei.
    »Ich hab auch etwas zu essen mitgebracht«, murmelte Jonathan und ließ May von einer Scheibe Brot abbeißen. Sie aß, ohne einen Ton zu sagen, obwohl sich die Fragen nur so in ihr überschlugen. Was hatte Jonathan getan, nachdem er sie hier allein zurückgelassen hatte? Was war mit Dustin und Sarah geschehen? Wusste Emilia, wo sie steckten? Oder hatte Jonathan ihr die beiden am Ende sogar ausgeliefert? Und was sollte nun mit ihr selbst passieren? Er würde sie doch hoffentlich nicht -
    »Sarah ist in Sicherheit«, ergriff Jonathan plötzlich das Wort, ohne May dabei anzusehen. Sie schwieg weiterhin, ließ Jonathan jedoch nicht aus den Augen.
    »Das hoffe ich jedenfalls«, fügte Jonathan etwas leiser hinzu. »Ich habe sie gebeten, von hier zu verschwinden. Sie und vorsichtshalber auch ... Dustin. Ich weiß nicht, wo sie jetzt sind. Jedenfalls nicht mehr im Wohnheim. Emilia hat sie verpasst.«
    Jetzt erst hob Jonathan den Blick und sah May an. Sie spürte, wie sich Erleichterung in ihr ausbreitete. Nicht nur, weil Jonathan tatsächlich auf sie gehört hatte und Sarah und Dustin Emilia vorerst entkommen waren, sondern auch, weil sie glaubte, in Jonathans Augen etwas zu erkennen: Es lag ein Funke Sorge darin, Hilflosigkeit und ... Angst.
    May versuchte, ihre Tränen herunterzuschlucken, aber es gelang ihr nicht. Plötzlich löste sich die schreckliche Anspannung in ihr und sie begann zu weinen. Die Tränen liefen einfach ihre Wangen hinab. Da ihre Hände noch immer gefesselt waren, konnte sie sie noch nicht einmal fortwischen.
    »Was denn?«, fuhr Jonathan sie an. »Was ist denn auf einmal los?«
    »Ich weiß es nicht«, schluchzte May. »Tut mir leid, ich bin einfach nur ... Ach, egal. Ich ... ich muss mal auf die Toilette, Jonathan.«
    Er starrte sie einen Moment lang düster an, dann trat er hinter sie und löste die Fesseln von ihren Handgelenken.
    Sarah blieb noch ein paar Minuten im Auto sitzen, nachdem Dustin verschwunden war. Sie lehnte sich einfach in ihrem Sitz zurück, schloss die Augen und lauschte einem ihrer Lieblingssongs. Sie versuchte, in die Musik einzutauchen, sich von ihr einlullen zu lassen. Sie wollte wenigstens für einen kurzen Moment an nichts mehr denken und einfach alle Sorgen von sich schieben ...
    »... When you mean it on the inside you still can't get to me.«
    Der Song war zu Ende und Sarah blinzelte benommen. Dann sah sie auf ihre Uhr. Es war mittlerweile halb elf.
    Sarah streckte sich und stieg aus. Es war ein kühler, diesiger Herbstvormittag und über dem gigantischen See, an dessen Ufer das kleine Hotel lag, hing noch der Nebel.
    Er sieht jedes Mal anders aus, dachte Sarah fasziniert. Sie hatten früher oft an diesem Teil des Lake Michigan gecampt, hatten zusammen geangelt und gegrillt und waren abends noch ewig am Strand gesessen, um Steine ins Wasser zu werfen und zu beobachten, wie weit sich die Ringe über die Oberfläche erstreckten. Später, wenn es dunkel wurde, waren sie dann zu dritt ins Zelt gekrochen und ihr Dad hatte sich Gruselgeschichten ausgedacht, die so albern waren, dass Sarah und ihre Mom nur noch gelacht hatten. Sarah musste bei der Erinnerung an früher schmunzeln. Es waren unbeschwerte, glückliche Zeiten gewesen. Ganz anders als jetzt.
    Sie seufzte, schnappte sich ihre Tasche mit Klamotten und Waschzeug, die sie in aller Eile zusammengepackt hatte, und lief auf das Hotel zu. Sarah hoffte, dass sie möglichst bald ungestört mit ihrer Mutter reden konnte. Es würde schwierig genug werden, ihr eine glaubhafte Geschichte aufzutischen. Je eher sie es hinter sich brachte, desto besser.
    »Ja, Miss, was kann ich für Sie tun?« Der kleine ältere Mann hinter der Rezeption lächelte Sarah freundlich an.
    »Ich möchte gerne zu Laura Eastwood«, erwiderte sie höflich, »sie ist schon seit Freitag hier zu Gast. Ich bin ihre
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