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Blood Romance 04 - Ruf der Ewigkeit

Blood Romance 04 - Ruf der Ewigkeit

Titel: Blood Romance 04 - Ruf der Ewigkeit
Autoren: Alice Moon
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ihn bloßzustellen. Und endlich hatte er etwas in der Hand, das er ihm an hängen, für das er ihn verurteilen konnte. Für ihn war Henry ein Verrückter und nun auch ein Mörder. Dabei war es niemand anderer als Dustin, der gefährlich war. Er gehörte jener Sorte Menschen an, die alles besaßen: gutes Aussehen, Geld, eine glänzende, sorglose Zukunft. Er war jemand, der wahrscheinlich noch nie um etwas hatte kämpfen müssen, dem alles zuflog und der nicht akzeptieren konnte, wenn ihm etwas misslang oder etwas gegen seinen Willen lief.
    Henry stolperte über eine Unebenheit und schrie auf. Dennoch machte er keine Pause, sondern riss sich zusammen. Er musste weiter, immer weiter, sonst würde der Schmerz ihn noch übermannen und ihm sein Bewusstsein rauben.
    Dustin glaubte anscheinend, er dürfte sich einfach nehmen, was ihm gefiel, und wenn er es mit Gewalt tat. Aber nicht sie, nicht Emilia ...
    Henry verlangsamte sein Tempo erst, als sich der Wald lichtete und der Nebel endlich an Dichte verlor. Fahles Morgenlicht stahl sich durch die milchige Wand und machte die Umgebung allmählich wieder deutlicher erkennbar. Bald würde die Welt um ihn herum zu neuem Leben erwachen, aber im Moment war noch alles still. Henry hörte nur seinen eigenen rasenden Puls und das Blut, das in seinen Ohren rauschte. Sein Hemd klebte schweißnass an seinem hageren Körper. Erschöpft ließ sich Henry am Waldrand zu Boden sinken und schloss die Augen, um sich zu sammeln und zu neuen Kräften zu kommen. Vorsichtig tastete er nach seinem rechten Bein, das vor Schmerz nur so pochte. Er musste sich eine Sehne gerissen oder gar etwas gebrochen haben, als er vor Dustin hatte flüchten wollen, nachdem dieser ihn bei seiner Tat überrascht hatte. Dabei hatte Henry es nur als glückliche Fügung betrachtet, dass kein zusätzliches Opfer nötig sein würde, um für Emilia Nahrung zu beschaffen. Er hasste es, zu jagen und zu töten - aber wem konnte er diese ganze Geschichte überhaupt erklären? Niemand, am allerwenigsten Dustin, durfte hinter Emilias Geheimnis kommen.
    »Du bist ein Nichts, ein Niemand, und sie weiß es besser als jeder andere«, höhnte Dustins Stimme wieder in Henrys Ohren. Henry presste beide Hände gegen seinen Kopf. Er wollte diese Worte am liebsten zwischen seinen Fäusten zermalmen.
    »Emilia weiß, dass du ein Verlierer bist, sie ist nur zu höflich, es dir ins Gesicht zu sagen. In Wahrheit hat sie nichts für dich übrig. Sie sieht dich noch nicht einmal, du bist ihr egal...«
    »Ich bin ihr nicht egal!« Henry rappelte sich auf und seine Stimme überschlug sich vor Erregung. »Ich bin kein Verlierer, ich bin ihr Gefährte, ihr bester Freund, ihr Ein und Alles. Sie liebt mich, sie liebt mich mehr als jeden anderen auf dieser Welt! Niemand wird jemals meinen Platz an ihrer Seite einnehmen, niemand! Schon gar nicht du. Du weißt ja nichts über sie, gar nichts!«
    Henrys Hände waren zu Fäusten geballt und er zitterte am ganzen Leib. Er war so aufgewühlt, dass er kaum mehr fähig war, einen klaren Gedanken zu fassen. Erneut zwang er sich zur Ruhe. Es war verlorene Mühe, seine Wut in den Wald hineinzuschreien. Nein, er musste etwas unternehmen. Henry lehnte sich mit geschlossenen Augen gegen einen Baumstamm und versuchte, sich zu sortieren. Er hatte es erst nicht wahrhaben wollen, aber seit ein paar Tagen war nicht mehr zu übersehen, dass Emilia sich tatsächlich für diesen Idioten interessierte. Sie ließ sich von Dustins übertriebenen Schmeicheleien beeindrucken, auch wenn sie versuchte, es zu verbergen, und es sogar leugnete.
    Henry erinnerte sich an den Tag seiner Ankunft auf dem Anwesen der Familie di Ganzoli. Emilia war ihm damals so wach erschienen, so lebendig und glücklich wie schon lange nicht mehr. Zunächst hatte Henry angenommen, diese Gemütsänderung läge an ihm und Emilia wäre ganz einfach froh, ihn nach mehreren Wochen der Trennung endlich wieder um sich zu haben. Aber nach und nach war ihm aufgefallen, dass ihre Aufmerksamkeit vielmehr Dustin galt und sie dem jungen di Ganzoli, wann immer es möglich war, verstohlene Blicke zuwarf. Anscheinend waren sich die beiden während seiner Abwesenheit nähergekommen.
    Wie hatte Emilias Vater sie nur bei diesem arroganten Schwätzer zurücklassen können? Er war doch sonst so besorgt um seine Tochter und hütete sie wie seinen Augapfel. Er wusste um die Gefahr, er wusste, was geschehen konnte, wenn Emilia sich irgendeinem falschen romantischen Gefühl
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