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Blondine ehrenhalber

Blondine ehrenhalber

Titel: Blondine ehrenhalber
Autoren: Valerie Frankel
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begegnet?«
    »Nicht in diesem Leben«, entgegnete die Katzenlady. Perfekte Antwort! Amanda schenkte ihrer Schwester ein verträumt-seliges Lächeln. Frank musste es doch auch spüren: Clarissa, mysteriös und offen zugleich, würde ihr Leben für immer verändern.
    Frank sagte zu Clarissa: »Klar kannst du dem Ganzen einen neuen Anstrich verpassen. Aber ein Geschäft ist eine komplexe Angelegenheit, selbst wenn es klein ist.«
    Clarissas glänzende Lippen formten sich zu einem Lächeln. Während sie redete, drehte sie ständig den Kopf hin und her, um den Blickkontakt mit beiden Schwestern zu halten. Sie spielte mit ihren Eitelkeiten und achtete darauf, dass beide mit voller Aufmerksamkeit an ihren getuschten Wimpern hingen. Zu Frank gewandt sagte sie: »Ich kann mir vorstellen, wie schwer es sein muss, ein Geschäft zu führen. Und genau dafür brauche ich dich. Ich spüre, dass du bei unserem Unternehmen die praktisch Denkende bist. Wir können doch zusammenarbeiten, Schulter an Schulter. Ich kann viel von dir lernen, und ich bin davon überzeugt, dass auch ich einige Ideen für dich habe.«
    Und zu Amanda sagte sie: »Und du bist das Herz. Durch die Wärme, die du ausstrahlst, bleibt das Café ein gemütlicher, netter Ort. Wenn die Gäste dein strahlendes Gesicht hinter der Kasse erblicken, zahlen sie gerne.«
    Zu Frank: »Im Augenblick geben die Gäste hier freilich nicht so viel Geld aus. Aber das wird sich ändern. Zuerst müssen wir sie durch diese Türen da hereinlotsen, aber dann wissen sie von selbst, wo sie ihr Budget für den Kaffee lassen.«
    Zu Amanda: »Es wird klappen, wir müssen nur an einen Neubeginn glauben. Die Seele des Raumes muss erblühen.«
    Zu Frank: »Als Erstes sollten wir einen konkreten Plan entwickeln.«
    Zu Amanda: »Der erste Schritt führt nach draußen. Wir müssen die Leute erreichen. Wen wollt ihr erreichen? Wer ist die Zielgruppe?«
    Amanda war mit ihrem Blick dem Hin und Her von Clarissas Kopfbewegungen gefolgt. Es erinnerte sie an die Zeit, als sie zu den U. S. Open in Flushing Meadows gefahren war. Die Tickets hatte sie von ihrem ehemaligen Chef erhalten, einem 64 Jahre alten Mann, für den sie wie eine Enkelin gewesen war. Sie nahm ihren damaligen Freund mit. Erst schauten sie zu, wie Pete Sampras irgendeinen Italiener vom Platz fegte, und dann vergnügten sie sich während des Damendoppels unter der Zuschauertribüne miteinander. Als der alte Mann in Rente ging, versiegte der Ticketstrom. Ihr nächster Chef, eine sehr junge Frau, die Tochter von irgendjemand Wichtigem, erwies sich als ausgesprochen feindselig. Sie verabscheute es, wie Amanda im Privatleben ihrer Kunden herumstocherte und für alles und jedes — angefangen bei unglücklichen Ehen bis hin zu Liebeshändeln — einen guten Rat parat hatte. Amanda vertrat die Ansicht, die Bezeichnung »Persönliche Verkaufsberaterin« beinhalte mehr als nur einfache An- und Auskleidehilfe. Bestimmt wurde ihre Chefin von jemandem unterdrückt — Amanda meinte das so stark zu fühlen, dass sie davon fast Zustände bekam — , und deshalb erwartete sie von ihren Angestellten, dass sie als schweigende, Wunder vollbringende Arbeiter nur mit Hilfe der Mode mühelos pummelige Ladys in geschmeidige Schwäne verwandelten. Etwas Passendes zu finden, das der ganzen Seele schmeichelte, gehörte nicht zu Amandas Job. Wenn sie durch den Tod ihrer Eltern nicht gezwungen gewesen wäre, Bloomingdale’s für Barney Greenfield’s zu verlassen, wäre sie binnen eines Jahres sowieso hinausgeflogen. Mit anderen Frauen auszukommen war ihr noch nie leicht gefallen. Es war ihr etwas peinlich, aber sie war davon überzeugt: Schuld daran war ihr Aussehen.
    »Ideal wäre es«, meinte Frank, »wenn wir Kaffee-Liebhaber ansprechen könnten. Ich verbringe so viel Zeit und Energie damit, den besten Bohnen der Welt nachzujagen. Da wäre ich schon gerne von Leuten umgeben, die Qualität zu schätzen wissen. Aber ansonsten bin ich eigentlich mit jedem Kunden zufrieden, der etwas Kleingeld einstecken hat.«
    Warum nahm ihre Schwester den Mund so voll?, dachte Amanda und sagte: »Die meisten unserer Gäste sind Frauen, die sich ungestört irgendwo hinsetzen und nachdenken wollen. Es wäre prima, wenn sie lieber unseren Kaffee als den von Moonburst trinken würden. Aber ob sie ihn tatsächlich lieber trinken, weiß ich nicht genau.«
    »Das sollten sie aber! Moonburst-Kaffee ist überröstetes Abwaschwasser«, ereiferte sich Frank.
    »Kaffee ist Kaffee«,
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