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Blondine ehrenhalber

Blondine ehrenhalber

Titel: Blondine ehrenhalber
Autoren: Valerie Frankel
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nachzudenken, ist das hier wohl der letzte Ort, wo er hingeht.«
    »Der Teil mit der Liebe hat mich fasziniert«, sagte Clarissa. Sie versank tief in Gedanken. Dabei kniff sie sich derart in die Wangen, dass sie ganz rosa wurden. Amanda fragte sich, ob sie nicht versehentlich in meditative Trance gefallen war. »Ein Wettbewerb!«, schrie sie plötzlich. »Die meisten eurer Gäste sind Frauen, richtig? Und« — Clarissa beugte sich vor und flüsterte — »wenn sie so fett und hässlich sind wie diese beiden da, dann verwandeln wir diesen Schuppen in eine Goldmine.«
    Amanda hörte nur das Wort Schuppen. Mag sein, die Backsteine bröckelten. Mag sein, der Gummibelag unter den Tischen war dreißig Jahre alt. Und beinahe alle Tassen hatten einen Sprung. Aber dies hier war kein Schuppen. Barney Greenfield’s war ihr Erbe. Amanda fühlte Ärger in sich aufsteigen. Sie entspannte sich, atmete einige Male tief ein und stellte sich vor, wie sich Wellen an einer Küstenlinie brachen. Sie wollte um jeden Preis negative, an der Seele nagende Gefühle vermeiden. Allmählich beruhigte sie sich und wartete darauf, dass Frank den Familienstolz rettete.
    »Ah ja, Goldmine? Red weiter«, sagte Frank. Amanda betrachtete ihre Schwester fassungslos.
    »Wettbewerbe sind ein Beispiel für einen Marketing-Appetizer«, erklärte Clarissa. »Sie kosten nicht viel. Denn wenn ich die Sache richtig einschätze, verfügt ihr nicht über allzu viel Bargeld. Das bräuchtet ihr nämlich, um eine aggressive Verkaufsstrategie für ein Produkt-Mailing zu finanzieren.«
    »Ich verstehe nur nicht, wie du von Liebe auf Wettbewerb kommst«, warf Frank ein. »Ein Wettbewerb mit der Liebe als Preis? Da verkaufen wir ihnen wirklich einen >Appetizer<. Auf jeden Fall verkaufen wir sie für dumm.«
    »Jetzt hör doch erst einmal zu«, redete Clarissa weiter. »Was wollen Frauen? Männer. Um hier mehr Frauen hereinzulotsen, müssen wir erst einmal Männer anlocken. Und zwar nicht irgendwelche Männer, sondern superattraktive, große, athletische Männer mit Waschbrettbauch und Haaren auf dem Kopf. Wir müssen den Frauen garantieren, dass das Café ein unerschöpfliches Reservoir an interessanten, jungen Kerlen bietet, die alle zu haben sind. Dann fallen sie in Scharen hier ein. Und um Männer anzulocken, müssen wir etwas bieten, was die wollen.«
    »Sex!«, rief Amanda. Männer wollten Sex, das wusste sie sicher.
    Clarissa nickte. »Nur ist das leider illegal. Die Männer, die wir suchen, können sowieso Sex haben, wann und wo sie wollen.«
    »Nach meiner — wenngleich begrenzten — Erfahrung«, mischte sich Frank ein, »mögen Männer das scheinbare Desinteresse einer Frau, Fußball, Freiraum, die Three Stooges, Dick & Doof, lange, laute Gitarrensoli, Rülpsen und Furzen nach Lust und Laune, Einschlafen vor dem Fernseher, ihre Mütter, Arbeit an Wochenenden, sich darüber beschweren, an Wochenenden arbeiten zu müssen, und Sex mit mehr als einer Frau zur gleichen Zeit und das dann abstreiten.«
    »Männer lieben das Geheimnisvolle und Faszinierende«, ergänzte Amanda. »Sie wollen verführt werden. Sie suchen die Gefahr und die Aussicht auf etwas Neues, Aufregendes. Und wenn man mit ihnen ausgeht, kommt man am besten im kurzen Rock und ohne Unterwäsche.«
    »Ich hatte mehr in Richtung Gratiskaffee gedacht«, sagte Clarissa. »Man müsste zwei männliche Schwächen verbinden: heiße Getränke und etwas Kostenloses.«
    »Männer protzen doch auch gern vor ihren Kumpels«, fügte Amanda hinzu. »Wenn ein Typ einen Freund mitbringt, bekommt er einen Muffin gratis als Bonus.«
    »Großartig!«, rief Clarissa. »Brillant!«
    Amanda genoss das Lob. »Das ist mir gerade so eingefallen.«
    »Ja, lasst uns so weitermachen«, fuhr Clarissa fort. »Soll doch der Freund auch noch Gratiskaffee erhalten. Zehn Freunde. Je mehr Typen, desto besser. Um die Sache ins Rollen zu bringen, verteilen wir Flugblätter — neue Flugblätter. Außerdem setzen wir ein Inserat in die Zeitung. Wir brauchen Bewerber.«
    »Bewerber wofür?« Frank war verwirrt.
    »Wir veranstalten jede Woche einen Wettbewerb«, erklärte Clarissa. »Der Mann, der am besten aussieht, bekommt eine Woche lang Kaffee gratis samt seinen ebenso heißen Single-Kumpels. Die Kandidaten müssen bestimmte physische Anforderungen erfüllen. Den Gewinner nennen wir Mr Barney Greenfield.«
    »Wie unser Großvater?«, fragte Amanda.
    »Hm. Klingt nicht sehr sexy. Mr Coffee of the Week!«, schlug Clarissa vor. »Und
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