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Blondine ehrenhalber

Blondine ehrenhalber

Titel: Blondine ehrenhalber
Autoren: Valerie Frankel
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jeden Tag schwächer wurde. Rover sprang neben Amandas Absätzen her. Als sie die drei so sah — ihre Familie, die sich so vergrößert hatte — , musste sie ein kleines Schluchzen unterdrücken.
    In den vergangenen zwei Wochen, seit dem grauenhaften Tag mit Sylvia in der Bank, waren ihr immer wieder die Tränen gekommen. Der einzige Lichtblick an jenem irrsinnigen, verkorksten Montag war gewesen, als sie Todd das viele Bargeld in den Schoß schmissen und ihm mitteilten, dass sich seine Tochter als Mörderin entpuppt hatte. Frank war vorsichtig gewesen und hatte sich einen Beleg von ihm geben lassen.
    Zu Franks und Amandas Entsetzen interessierte Todd das Geld jedoch weit mehr, als ihn die Nachricht von Sylvias wahrem Gesicht schockierte. Er beharrte darauf, dass er nie die Absicht gehabt hatte, Sylvia das Geschäft zu übergeben. Er hatte es bloß versprochen, damit sie mit der ewigen Bettelei aufhörte.
    Die Wette hatte Todd eingehalten und an jenem Abend dem ganzen Viertel kostenlos Essen serviert. Die Schwestern hatten sich voll gestopft und versucht, Todd in den Ruin zu futtern. »Kein Wunder, dass Sylvia ihren Vater und sich selbst hasst«, meinte Amanda.
    Frank hatte genickt, während sie an Hummerschwänzen herumnagte, das Teuerste, was sie auf der Speisekarte gefunden hatte. »Wir brauchen einen neuen Anwalt.«
    Matt, der den Mund voller Hackbraten hatte, sagte: »Mein Vater wird uns sicher einen empfehlen.«
    Und so geschah es. Pam Schneiderman entpuppte sich als ein Geschenk des Himmels. Sie war in ihr Leben gekommen wie ein menschlicher Mopp und räumte mit allem auf. Sie erledigte die Angelegenheit mit Todd und verhandelte mit der Polizei in der noch nicht geklärten Verleumdungsklage gegen Piper Zorn, wobei Pam den Schwestern versicherte, dass sie mit einem bedeutenden Schadensersatz von der Post rechnen konnten. Außerdem arrangierte sie ein Geschäft mit dem Unternehmer und Kaffee-Pflanzer Bert Tierney in Vietnam sowie mit Patsie Stromboli, der ein Sortiment von super-koffeiniertem Kaffeegebäck und Kaffeesnacks kreieren sollte. Für dieses Projekt waren noch nicht alle Verträge unterzeichnet, und die Proben lagen noch immer in Patsies Schlafzimmer in der Gefriertruhe, aber das junge Unternehmen sollte einmal auf den Namen Chick laufen.
    Matts Vater, ein netter Mann, war so von Amanda angetan — was wenige Anrufe doch bewirken konnten — , dass er die noch verbliebene Hypothek einlöste. Frank war überzeugt, dass es ihrer Schwester gelang, ihre Schönheit selbst über das Telefon zu vermitteln. Jetzt gehörte das Haus ganz und gar ihnen, wenngleich im nächsten April eine hohe Steuer fällig war. Ihre Ängste wegen der Lady mit der Tasche gehörten der Vergangenheit an — sie konnte getrost von Franks Sorgenliste gestrichen werden. Durch die neue entspannte Atmosphäre wurde das Romancing the Bean zum Lieblingscafé des Viertels, während sich das Moonburst, jetzt unter neuer Leitung, leidlich über Wasser hielt.
    Frank war sich nicht ganz sicher, wann es zwischen Amanda und Matt gefunkt hatte. Vermutlich geschah es, als sein Vater die Hypothek bezahlte und sie beschloss, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, anstatt sich treiben zu lassen. Seit Tagen hatte Amanda den Namen Chick Peterson nicht mehr erwähnt. Frank ging davon aus, dass ihre Schwester das bewusst nicht tat. Und in der Wunde zu bohren, indem sie danach fragte, hielt sie für kontraproduktiv.
    Frank ihrerseits hatte alle Hände voll zu tun, ihre Gefühle, die wilde Bocksprünge machten, wieder unter Kontrolle zu bringen. Durch die Ereignisse des letzten Monats hatte sich ihr emotionaler Knoten gelöst. Jetzt überfluteten sie mannigfaltige Gefühle, so dass sie nicht die geringste Entscheidung treffen konnte, ohne von Tränen, Freude oder Schmerz mitgerissen zu werden. Deshalb delegierte sie vieles an Matt, der dafür Verständnis hatte. Außerdem war sich Frank sicher, dass diese unkontrollierte Phase vorübergehen würde und sie bald wieder ausgeglichener sein würde und nicht mehr von überschwänglicher Freude, Trauer, Ärger oder Angst überwältigt werden würde. Aber bis dahin wollte sie vorsichtig vorgehen, um keine entscheidenden Fehler zu machen, denn Fehler wurden nicht toleriert.
    »Schau, Frank. Das ist die Art von Sturheit, die dir früher das Leben erschwert hat«, sagte Amanda, als sie mit dem Hund an der Leine auf ihre Schwester zuging. Amanda trug Franks aufgeplusterte Daunenjacke.
    »Liest du schon wieder
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