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Blondine ehrenhalber

Blondine ehrenhalber

Titel: Blondine ehrenhalber
Autoren: Valerie Frankel
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Taille.«
    »Meinst du Gürtel?«, fragte Frank. Es sollte ironisch klingen.
    »Eher Nabelschnüre«, entgegnete Clarissa mit einem Lächeln. Frank konnte nicht anders, sie musste zurücklächeln.
    »Und wie macht man das? Was ist ein guter Appetizer?«, wollte Amanda wissen.
    Clarissa legte die Stirn in Falten. »Das ist etwas kompliziert. Dazu müsste ich euch das ganze Konzept erklären und dann eine Strategie entwickeln.«
    »Kannst du uns nicht eine Reader’s Digest-Version geben?«, fragte Amanda. Frank dachte, dass jeder Aspekt von Amandas Leben eine Reader’s Digest-Version war — ihre Beziehungen, ihre oberflächlichen Beobachtungen und ihr I-Ging-Werfen. »Wir brauchen Hilfe, wie du schon bemerkt hast«, fuhr Amanda fort. »Große Hilfe. Alleine schaffen wir es nicht.«
    Clarissa blickte sich noch einmal im Café um. »Ich denke, der Laden ist ausbaufähig. Ja, wirklich. Aber mit der Uni und...« Sie brach plötzlich ab und schaute die beiden Schwestern an. »Das heißt, vielleicht kann ich tatsächlich etwas für euch tun. Wir könnten uns gegenseitig helfen.«
    Die Geschwister warfen sich einen Blick zu. Amandas Gesichtsausdruck verriet Hoffnung, Franks dagegen Ungläubigkeit. »Ich bin mir nicht darüber im Klaren, was wir für dich tun könnten«, erwiderte Frank. Sie war davon überzeugt, dass sie nichts besaßen, wofür diese Frau Verwendung haben könnte.
    Clarissa nahm einen großen Schluck. »Prima Kaffee«, lobte sie, dann wandte sie sich an Frank: »Ich brauche nur noch wenige Scheine, dann bin ich mit dem Wirtschaftsstudium an der Stern School of Business, New York State University, fertig. Hauptfach Marketing und Public Relations. Ich suche ein Abschlussprojekt, Feldforschung für die Diplomarbeit, um mein Studium mit Topnoten zu absolvieren. Ich rette euren Laden. Kostenlos. Und ihr braucht euch nur zurückzulehnen und zuzuschauen.« Sie drehte sich auf dem Absatz ihrer Stiefeletten um und blickte Amanda an. »Ich schaffe das. Vertraut mir. Ich fühle es.«
    Bei Amanda kam Clarissas emotionale Botschaft an, bemerkte Frank. Ob Amanda wohl Clarissas Geschäftsliaison werden würde? »Dein Vertrauen ist wirklich ansteckend, aber ich fürchte, du bist ein bisschen zu spät dran«, gab Frank zu bedenken. »Die Kundschaft hatte die Wahl und hat sich für das Moonburst entschieden. Qualität zählt nicht. Die Leute wollen eben Markenartikel von Ladenketten. Einkleiden wollen sie sich in der Bananenrepublik. Ihr Wohnzimmeroutfit holen sie sich von Ikea. Zum Kaffeekochen nehmen sie die zu stark gerösteten Moonburst-Bohnen und anschließend möchten sie den Kaffee dann aus einer Tasse mit dem Logo der Zeitschrift People trinken. Die Amerikaner sehnen sich nach Einheitlichkeit, denn damit ersparen sie sich die geistige Arbeit, Entscheidungen zu treffen, und das, obwohl dieses Land angeblich der Inbegriff der Freiheit ist, der Möglichkeit, aus vielen Alternativen auszuwählen. Und dadurch, dass Ladenketten kleine Geschäfte vernichten, kappen sie diese Alternativen. Sie sind unamerikanisch, verdammt noch mal, diese gemeinen Mistkerle. Außer GAP. GAP mag ich.«
    Im Raum herrschte Stille, sogar der Kaffee hatte zu gluckern aufgehört. Amanda brach als Erste das Schweigen. »Bitte vergiss, was Frank gerade gesagt hat«, bat sie. »Wir geben nicht auf und wir würden uns gerne deine Ideen anhören.«
    Clarissa ließ einige Sekunden verstreichen. Schließlich forderte auch Frank sie auf: »Ja, klar. Bitte bleib. Ich kann manchmal nicht anders, ich neige zum Defätismus.«
    »Und wie geht es jetzt weiter?«, wollte Amanda von ihrer neuen Partnerin wissen.
    »Wir setzen uns hin, trinken und reden«, antwortete sie. »Ein fabelhafter Start«, bemerkte Frank.
    »Jetzt komm, Frank«, mahnte Amanda. »Opfere zehn Minuten, was haben wir schon zu verlieren?«

Kapitel 2

    Amanda genügte ein Blick auf Clarissa und sie wusste: Das war ihre Retterin. Das Gesicht der Blondine hatte die Form eines Katzenkopfes, und wenn sie sprach, schien sie zu schnurren. Amanda hatte einmal gelesen, dass Katzen in der Lage waren, Verbindungen von der Erde zur Astralebene herzustellen. Sie brachten Menschen angeblich mit überirdischen Kräften in Kontakt und fungierten als Führer. Clarissa war natürlich ein Mensch. Aber ihre bemerkenswerten Katzeneigenschaften sandten Wellen der Energie aus, die nur Amanda, da sie sensibel genug war, richtig zu schätzen wusste.
    Sie wandte sich an Clarissa. »Sind wir uns schon mal
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