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Blizzard-Fehde

Blizzard-Fehde

Titel: Blizzard-Fehde
Autoren: G.F. Unger
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gemacht?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Und bevor ich etwas sagen konnte, brachte Lilly den Braten herein.
    Wir plauderten, lachten – und fast begann ich zu glauben, dass sie für immer und ewig ein glückliches Paar sein würden.
    Dann räumten wir gemeinsam den Tisch ab und machten auch gemeinsam den Abwasch.
    Als wir wieder im Wohnzimmer saßen, brachte Lilly eine Bowle und schöpfte uns die Gläser voll.
    »Trinkt schon mal«, sagte sie. »Ich will mich nur noch umziehen. Denn der Postwagen fährt um Mitternacht. Ich kann ja so keine lange Reise antreten.«
    Sie verschwand nach oben.
    Luke und ich sahen uns an und leerten die Gläser.
    »Vielleicht sehen wir uns nie wieder, Bruder«, sprach Luke dann langsam. »Denn du wirst sicherlich zu Onkel John nach Nebraska reiten. Ich aber beginne mit Lilly ein neues Leben. Ich werde nie wieder Rinder treiben.«
    Er füllte unsere Gläser neu mit der Schöpfkelle.
    Und abermals leerten wir sie sehr schnell. Es war, als wollten wir uns irgendwie betäuben, sodass wir keinen Trennungsschmerz empfinden konnten. Luke hatte sich nun mal für Lilly und einen anderen Weg entschieden.
    Zuerst glaubte ich, es wäre eine sehr starke Bowle. Denn in meinem Kopf begann sich plötzlich etwas zu drehen. Mir wurde schwindlig, meine Knie gaben nach, und dann fiel ich um.
    Was für ein Teufelszeug hatten wir getrunken?
     
    * * *
     
    Es war längst wieder Tag, als ich erwachte und einen Kater hatte, als würde ich eine ganze Woche lang gesumpft und nur Pumaspucke und anderes Höllenwasser gesoffen haben.
    Oh, was war mir schlecht!
    Und kalt war es, weil der Kanonenofen längst kalt geworden war. Viele Stunden musste ich so am Boden gelegen haben, nämlich die ganze Nacht und den halben Morgen noch.
    Drüben lag Luke.
    Er war noch nicht wach.
    Ich erhob mich mühsam, schwankte und hielt stöhnend meinen Kopf. Denn dieser wollte zerspringen.
    Ich starrte auf die Bowlenschüssel. Ja, sie war noch mehr als die Hälfte gefüllt. Und Lillys Glas stand ungeleert daneben.
    Verdammt, wo war diese Lilly?
    Warum hatte sie uns K.-o.-Tropfen in die Bowle getan?
    Als ich mich das fragte, wurde mir die Antwort trotz meines hämmernden Schädels sehr schnell klar.
    Sie war weg, darauf konnte ich getrost meinen Kopf verwetten.
    Langsam ging es mir besser. In der Küche war eine Handpumpe, und so taumelte ich hinüber und pumpte Wasser hoch, hielt meinen Kopf unter den Strahl und trank auch einige Schlucke.
    Dann sah ich das Stück Papier auf dem Küchentisch. Es war braunes Einkaufspapier. Aber Lilly hatte darauf ein paar Zeilen geschrieben. Ich las sie laut mit heiserer Stimme.
    »Lieber Luke, es war schön mit dir. Du hast mir als Frau gegeben, was ein Mann nur geben kann – Liebe, Zärtlichkeit und Geld, viel Geld. Dennoch verlasse ich dich, um mir einen sehr, sehr reichen Mann zu angeln, einen, der schon alt ist und den ich bald beerben kann. Ja, Luke, ich bin schlecht. Von dir wollte ich nur körperliche Liebe und dein Geld. Es sollte mein Startkapital sein. Leb wohl, Luke. Der nächste Postwagen fährt erst in einigen Tagen wieder nach Osten. Du kannst mich nicht mehr einholen. Viel Glück, Luke! Und betrinke dich nicht zu sehr. Lilly.«
    Ich las es zuerst ungläubig, dann aber mit immer wütender klingender Stimme.
    Und als ich ein Geräusch hinter mir hörte, sah ich Luke im Rechteck der offenen Küchentür stehen.
    Er starrte mich ungläubig an. Dann schüttelte er den Kopf und fragte heiser: »Das kann doch wohl nicht stimmen – oder? Hat sie das tatsächlich auf dieses braune Packpapier geschrieben?«
    Er kam näher und nahm mir das Papier aus der Hand, begann die Zeilen darauf selbst zu lesen. Schließlich ließ er das Papier einfach fallen.
    Sein Blick richtete sich auf eine halb leere Whiskyflasche im Wandregal. Er nahm sie, riss den Korken heraus und begann zu trinken. Ja, er schüttete das Zeug nur so in sich hinein.
    Und als sie leer war, warf er sie durch das Fenster auf den Hof hinaus, kümmerte sich nicht um die Scherben und stieß einen gellenden Schrei aus. Ja, es war der Schmerzensschrei eines zu Tode getroffenen Tieres. Es war so, als hätte man ihm eine Lanze in den Leib gejagt.
    Als er die Küche verließ, folgte ich ihm. Er schaffte es noch bis zu einem Sessel und ließ sich hineinfallen.
    Und dann war er wieder weg. Er hatte die halb gefüllte Whiskyflasche in einem Zug entleert.
    Ich betrachtete ihn voller Mitleid. Doch ich konnte ihm nicht helfen. Niemand würde das
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