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Blizzard-Fehde

Blizzard-Fehde

Titel: Blizzard-Fehde
Autoren: G.F. Unger
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können.
    Diese Lilly McGinnes war ein Miststück. Sie hatte ihren Spaß haben wollen, zugleich aber auch so lange gewartet, bis ihr Vorsprung groß genug sein würde.
    Denn der nächste Postwagen würde mit der kleinen Lok erst in einer Woche kommen und einen Tag später wieder nach Osten fahren. Ein oder zwei Dutzend Passagiere würden kommen oder abreisen, und wenn in den nächsten Tagen der erste Blizzard kam und die Kansas-Prärie mit hohem Schnee bedeckte, würde vielleicht überhaupt kein Postwagen kommen.
    Ja, Lilly hatte einen verdammt großen Vorsprung.
    Aber Luke würde ihr ohnehin nicht folgen wollen.
    Dazu war er zu stolz.
     
    * * *
     
    Einige Tage vergingen. Luke betrank sich jeden Tag und jede Nacht und ging keinem Streit aus dem Weg, ja, er suchte ihn sogar. Und bald schon gehörte er zu den am meisten gefürchteten Burschen in Dodge City. Man ging ihm besser aus dem Weg.
    Aber nicht alle machten sich das klar.
    Einige Burschen traten Luke entgegen, um sich mit ihm zu messen, ja, sie forderten ihn zumeist heraus, weil es sich herumgesprochen hatte, dass er unwahrscheinlich schnell war mit dem Revolver und keinem Streit aus dem Weg ging.
    Binnen einer einzigen Woche brachte Luke einige Revolverduelle hinter sich. Er verwundete drei Gegner und tötete einen.
    Und immerzu betrank er sich. Dennoch wirkte er nicht betrunken. Es war so, als würde der Alkohol seine Instinkte und Reflexe nur noch mehr anregen.
    Irgendwann begann ich zu begreifen, dass Luke den Tod suchte.
    In der ganzen Zeit war der Winter bis auf einige sehr leichte Schneefälle immer noch nicht nach Kansas gekommen. Er hockte noch irgendwo im Powder-River-Land oder noch weiter in Kanada oben.
    Doch weil er einen weiten Weg hatte, war er vielleicht schon unterwegs und konnte hier von einer Stunde zur anderen eintreffen. Ich dachte wieder öfter an Onkel John und die Herde.
    Ja, jetzt mussten sie ihr Ziel bald erreicht haben. Sie waren ja schon lange genug unterwegs. Aber was würde Onkel John dort am Niobrara River vorfinden? Gab es dort noch wilde Indianer? Oder hatten bereits andere Viehzüchter die gute Weide besetzt?
    Ich unterhielt mich manchmal mit Trappern und Büffeljägern an den Schanktischen und erfuhr einiges über dieses Land dort.
    Die Indianer waren nach Wyoming gedrängt worden. Es waren überall in Nebraska kleine Ortschaften entstanden. Nur der Nordwesten war noch nicht richtig erobert. Dort hatten sich die Stämme der Cheyennes, Sioux und Arapahoes am längsten gehalten.
    Als Luke wieder einmal ein Revolverduell ausgetragen und seinem Gegner die rechte Schulter zerschossen hatte, beschloss ich, endlich etwas zu tun.
    Am Anfang war alles lächerlich leicht.
    Denn als Luke betrunken schnarchte, fesselte ich ihn.
    Wenig später brachte ich unsere Pferde mit voll gefüllten Satteltaschen und dicken Sattelrollen vors Haus, sodass wir ausgerüstet waren für ein langes Reiten.
    Ich wickelte den gefesselten Luke in eine große Wolldecke, sodass er einem zusammengerollten Teppich oder einer Riesenwurst glich. Ich legte ihn quer über sein Pferd und band ihn fest.
    Und dann verließ ich mit ihm Dodge City.
    Der Weg, den ich ritt, führte nach Norden.
    Ja, ich wollte mit Luke zu Onkel John und zum Niobrara River im nordwestlichen Nebraska. Dies hatte ich mir nun mal in den Kopf gesetzt.
    Natürlich würde ich mit ihm eine Menge Ärger bekommen, sobald er wieder nüchtern und aufgewacht war.
    Doch auch dies würde ich auf mich nehmen.
     
    * * *
     
    Wir waren gegen Ende der Nacht aufgebrochen, und als dann endlich der graue Tag kam und am Vormittag eine kalte und fahle Sonne erschien, wurde Luke langsam wach und auch nüchtern. Er begann zu schimpfen.
    Ich hörte ihn heiser krächzen: »Verdammt, welcher Hurensohn hat das mit mir gemacht? He, da reitet doch jemand neben mir! Wer bist du, zum Teufel? Und warum liege ich bäuchlings über einem Pferd? Antworte mir, wer du auch sein magst, du verdammter Sohn von tausend Vätern!«
    O ja, er wurde umso wütender, je nüchterner er sich zu fühlen begann.
    Ich zögerte, mich ihm zu erkennen zu geben. Aber nach einer Weile erwiderte ich doch: »Ich bin es, Bruderherz. Und du solltest mich nicht einen Hurensohn nennen, weil du dann unserer guten Mom Unrecht tätest. Ich bin dein Bruder Jeff und will für dich nur das Beste. Hör auf zu maulen.«
    Nun brüllte er fast wie ein kranker Löwe.
    Dann aber versprach er mir: »Wenn du mir die Fesseln abnimmst, dann bringe ich dich um! Du
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