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Blitz der Hengst des Sonnengottes

Blitz der Hengst des Sonnengottes

Titel: Blitz der Hengst des Sonnengottes
Autoren: Walter Farley
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konzentrieren.
    Hinter der Startmaschine faßte ein Starthelfer Pams Song am Zaum und führte sie in die Startbox Nummer 8. Er hatte dabei Mühe, seine Gummistiefel aus dem aufgeweichten Boden zu ziehen.

    DRITTES KAPITEL

Das Weihnachts-Ausgleichrennen

    Pams Song stieß gegen die Wände ihrer Startbox. »Geduld, noch ein bißchen Geduld!« Alec sprach leise auf sie ein. Nummer 8 war die Startbox direkt an der Außenbahn, und das war vorteilhafter, als nahe am Geländer zu starten, weil das Pferd dagegengedrückt und eingeklemmt werden konnte.
    Das Rennen würde vom Markierungspfosten der 1 200-Meter-Di-stanz auf der gegenüberliegenden Seite der Bahn aus gestartet werden. Über das schneebedeckte Innenfeld hinweg konnte Alec die Tribünen sehen, auf denen sich jetzt Tausende von Zuschauern drängten, und dies trotz der Schneefälle. Allerdings waren nur wenige Autos auf der Long Island Autobahn durchgekommen; die meisten kamen per Bahn nach Aqueduct. Diese begeisterten Anhänger des Pferdesports waren es, die New York zum wichtigsten Zentrum amerikanischer Rennen machten. Wie New York ab-schnitt, hatte nicht nur einen Einfluß auf den Rennsport im allgemeinen, sondern auch auf die Zucht, auf die Verkaufspreise für Einjährige und Zuchtstuten und auf die Deckkosten. Deshalb wollte Henry auch unter allen Umständen an den Winterrennen teilnehmen, ganz gleich, wie das Wetter war.
    Alec hielt Pams Song zurück. In wenigen Sekunden würde er viele Entscheidungen auf einmal treffen müssen, und zwar blitzschnell, denn das Rennen ging ja nur über 1 200 Meter. Wenn er zögerte, riskierte er zu verlieren. Vor allem mußte er Zusammenstöße vermeiden, ja, er mußte spüren, was passieren würde, bevor es passierte.
    »Ruhig, Mädchen, ruhig«, sagte er leise, als Pams Song in ihrer Box herumtänzelte und dabei ihr Gleichgewicht genauso wie seins in Gefahr brachte. »Ganz ruhig!«
    Henry meinte ja, daß Pams Song leicht zu reiten wäre, aber Alec wußte, daß das nicht stimmte. Niemand kennt ein Pferd besser als der, der auf seinem Rücken sitzt. Und kein Pferd ist immer in gleicher Stimmung, ebenso wenig wie ein Mensch. Man mußte es also in der Form reiten, in der es am Tag des Rennens war. Manchmal wollte ein Pferd einfach nicht laufen, und dann wieder ging es willig über die ganze Distanz. Pams Song hatte Klasse und Talent, aber sie brauchte eine feste Hand und viel Geduld; und wenn ihr irgend etwas nicht paßte, dann beeinflußte das ihre Leistung. »Heute mußt du für mich laufen, Mädchen«, flüsterte er der jungen Stute ins Ohr. »Tust du das, ja?«
    Plötzlich brach Delta Belle in der Nachbarbox durch die Gittertür und verzögerte dadurch den Start. Sie lief nur ein kurzes Stück, da hatte der Starthelfer im roten Mantel sie schon am Zaum gepackt und brachte sie zurück. Alec beobachtete jede ihrer Bewegungen. Man mußte andere Pferde möglichst genausogut beurteilen können wie das eigene.
    Delta Belle war ein schweres Pferd mit dunkelbraunem, fast schwarzem Fell. Man hätte die Braune eher für einen Hengst als für ein Stutfohlen gehalten, so massig war sie. Selbst in dem langsamen Trab, in dem sie jetzt zur Startmaschine zurückkehrte, zeigte sie ein fabelhafte, kraftvoll federnde Hinterhand. Das bedeutete eine enorme Antriebsfähigkeit, wenn sie wirklich lief. Ihr ganzer Körper strömte geballte Energie aus. Zwar war sie kein Pferd, das viel herzeigte, eher unauffällig mit einer breiten, etwas gebogenen und leicht vorstehenden Nase. Aber ihre Schultern waren schön weit hinten angesetzt, und ihre Glieder hatten im Gegensatz zu Pams Song, die sich noch in der Entwicklung befand, die richtige Proportion zu ihrem beträchtlichen Umfang. Dieses Pferd, der Favorit des Rennens, war durchaus imstande, den Dreijährigen im ganzen Lande zu schaffen zu machen, einschließlich den jungen Hengsten.
    Alec streichelte seine kleine Stute. Sie hatte aufgehört herumzutrippeln und stand jetzt ruhig, fast zu ruhig da. »Wach auf, Mädchen«, sagte er. »Schlaf mir nicht gerade jetzt ein.«
    Delta Belle wurde wieder in ihre Startbox geführt, und Alec betrachtete ihren Reiter, Eduardo Gomez, den er nur dem Namen nach kannte. Gomez sah aus wie viele junge Jockeys, die aus Ländern südlich der Vereinigten Staaten nach New York kamen, um an Pferderennen teilzunehmen. Er war Panamaner, gerade achtzehn geworden und sehr ehrgeizig. Als der Delta Belle in ihre Startbox zurückritt, schauten seine langen, schwarzen Haare unter
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