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Blitz der Hengst des Sonnengottes

Blitz der Hengst des Sonnengottes

Titel: Blitz der Hengst des Sonnengottes
Autoren: Walter Farley
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seinem Schutzhelm hervor.
    Dann bemerkte er, daß Alec ihn beobachtete, und grinste. »Delta Belle nicht zufrieden mit dem Wetter«, sagte er. »Ich auch nicht. Aber wir gewinnen, wir werden schon laufen.«
    Alec lächelte zurück, erwiderte aber nichts. Er forschte in Gomez’ Gesicht nach einem Hinweis darauf, wie der Jockey beabsichtigte, das Rennen anzugehen. Aber die Miene des Panamaners war undurchdringlich, bestand nur aus dunkler Haut, hohen Backenknochen und tiefliegenden Augen, die ihn trotz seiner großartigen Rennerfolge in diesem Jahr irgendwie mitgenommen und ausgemergelt aussehen ließen. Kein Zweifel, die mageren Jahre, die hinter ihm lagen, hatten ihre Spuren hinterlassen.
    Plötzlich ertönte ein lauter Krach, dann großes Geschrei. Wieder hatte ein Pferd das Gitter durchbrochen. Doch war auch sofort wieder ein aufmerksamer Starthelfer zur Stelle,' der das Pferd einfing und zurückbrachte.
    Pams Song polterte ungeduldig mit den Hufen gegen die Wände ihrer Box. »Zu dumm«, sagte Alec, »aber wir müssen noch ein bißchen warten. Ruhig, Mädchen!« Hoffentlich hörte sie auf ihn. Diesmal war es die Nummer 4, die zur Startmaschine zurückgebracht wurde, Iron Flight. Das silbergraue Fell des Stutfohlens glänzte, es strotzte vor Gesundheit. Das junge Pferd kam von den Rennbahnen in Maryland nach New York. Dort hatte es die letzten fünf Rennen gewonnen und war heute zweiter Favorit. Das Tier war klein, aber kräftig gebaut und ging mit 57 Kilo ins Rennen, vier weniger als Delta Belle. Alec wußte, daß Iron Flight schwer zu schlagen sein würde.
    Im Gegensatz zu Henry war es ihm gleichgültig, daß die Nummer 4 von einem Mädchen geritten wurde. Henry hatte für Frauen auf dem Rennplatz nicht viel übrig, nicht einmal als Pferdepfleger. Deshalb war er auch ganz froh gewesen, als Pam ging. »Du sollst jetzt nicht an Pam denken«, mußte sich Alec wieder ermahnen.
    Doch seine Blicke folgten dem Mädchen, das in Iron Flights Sattel saß, denn er wußte, daß Liz Smith es mit den besten Reitern aufnehmen konnte. Einige Male hatte er sie in New York gesehen, obwohl sie meistens auf den Rennplätzen von Maryland und Delaware zu finden war, wo sie häufiger eingesetzt wurde. Auf dieses besondere Pferd wartete sie jedenfalls schon eine ganze Weile, das wußte Alec. »Ich habe mir immer gewünscht, mal ein Zweijähriges zu bekommen, das Klasse hat und das ich dann während seiner ganzen Laufbahn reiten darf«, hatte sie ihm einmal erzählt. Mit dieser jungen Stute war ihr Wunsch erfüllt worden. Sie hatte auf Iron Flight im letzten Jahr nur ein Rennen von zwei verloren und war in diesem Jahr aus drei Rennen ungeschlagen hervorgegangen. Allerdings stieß sie heute zum ersten Mal auf ein Pferd von Delta Beiles Rang.
    »Oder von der Güte meines Pferdes«, ermunterte Alec sich und streichelte Pams Songs Hals. Auch seine Stute war ausgezeichnet. In ein oder zwei Minuten würden sie es beweisen.
    Alec beobachtete Liz Smith, als sie an ihm vorbei wieder in die Startmaschine ritt. Eine Strähne blondes Haar schaute unter ihrem rotkarierten Schutzhelm mit dem grünen Pompon hervor. Als sie die Schutzbrille abnahm, um sie noch einmal zurechtzurücken, blitzten ihre blauen Augen. Liz war feingliedrig und machte einen zarten, ja zerbrechlichen Eindruck, aber Alec spürte, wieviel Kraft dahintersteckte. Auch Pam hatte soviel Kraft. Alles an Liz’ äußerer Erscheinung erinnerte Alec an Pam und verstärkte das Gefühl der Einsamkeit und Leere, das ihn erfüllte. Nun, bald würde er Pam Wiedersehen, tröstete er sich, sehr bald.
    Pam hatte übrigens dieselben Hindernisse überwinden müssen wie Liz — ungleiche Behandlung der Geschlechter auf der Rennbahn: Dies war das Resultat von Männern wie Henry, die ein Mädchen nicht auf einem Pferderücken sehen wollten, wenigstens nicht nachmittags beim Rennen; oder von Jockeys, die Mädchen auch dann nicht als ernstzunehmende Konkurrenz betrachteten, wenn man ihnen ein Rennpferd anvertraut hatte.
    Alec gehörte allerdings nicht zu ihnen. Pam hatte ihn viele Dinge gelehrt, auch einiges, was Pferderennen betraf. Zum Beispiel, daß man ein gutes Gleichgewichtsgefühl brauchte und genausoviel Instinkt und Intelligenz wie Kraft, um 600 Kilo Pferd in vollem Galopp zu reiten. Und Frauen waren ebenso fähig wie Männer, sie dabei zu führen. Man mußte auch ausgesprochen dafür begabt sein, ein Pferd dazu zu bringen, daß es sich entspannte und daß es sein eigener Wunsch war, das Beste
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